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Aufstellungen für Olympiade in Budapest bekannt gegeben

Die FIDE hat die Teilnehmer der 45. Schacholympiade bekannt gegeben. Die Schacholympiade wächst mit jeder Ausgabe, die 45. in Budapest wird die größte sein. Die rekordverdächtige Zahl von 193 Teams in der Offenen Sektion und 181 Mannschaften im Frauenwettbewerb werden sich vom 10. bis 23. September in der ungarischen Hauptstadt versammeln, um am größten Mannschaftsschachevent des Bienniums teilzunehmen. Vor allem mehrere Frauenteams - Liechtenstein, Guernsey, Grenada, St. Vincent und die Grenadinen, St. Kitts und Nevis, die US-Jungferninseln, St. Lucia, Nauru und die Kaimaninseln - werden in Budapest ihr Debüt geben.

Die USA führt mit fünf Spieler über 2700 Elo die Setzliste an. Dabei fehlt mit Hikaru Nakamura sogar die Nummer 2 der Weltrangliste. Die stärksten Herausforderer in der offenen Klasse werden Indien, China und Titelverteidiger Usbekistan sein. Deutschland ist auf Rang 10 das beste Mitropa-Land, Frankreich folgt ohne Alireza Firouzja am 13. Platz der Startrangliste. Österreich ist mit Markus Ragger, Dominik Horvath, Valentin Dragnev, Felix Blohberger und Valentin Baidetskyi mit einem Eloschnitt von 2562 am 30 Platz unter 193 Mannschaften. Ungarn darf als Gastgeber drei Teams stellen. Als Folge der politischen Gesamtsituation nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind in Budapest keine russischen Teams am Start.

In der Setzliste der Frauen liegt Georgien mit einem Schnitt von 2459 einen Punkt vor Indien an der Spitze. Polen und China folgen mit gleichem Punkteschnitt von 2416. China schickt allerdings ein junges Team ohne seine Topstars ins Rennen um die Olympia-Medaillen. Deutschland ist Achter der Setzliste. Österreichs Frauen sind in der Besetzung Regina Theissl-Pokorna, Katharina Newrkla, Veronika Exler, Jasmin-Denise Schloffer und Elisabeth Hapala mit Rang 30 gleich gesetzt wie das Herrenteam. Insgesamt sind 180 Frauenteams am Start.

Website Olympiade, Startranglisten bei Chess-Results

Schach-Olympiade vor den Toren Wiens, Teams für Budapest nominiert

Die 45. FIDE-Schacholympiade und der 95. FIDE-Kongress werden vom 10. bis 24. September 2024 in Budapest ausgetragen. Die Schach-Olympiade kehrt damit nach Ungarn zurück, wo 1926 die allererste, inoffizielle, ausgetragen wurde. Ungarn hat zudem die beiden ersten offiziellen Olympiaden 1927 und 1928 gewonnen und ist nicht zuletzt durch die Polgar-Schwestern und vieler starker Spitzenspieler weltweit als Schachnation bekannt.

"In den letzten Jahren hat die Sportpolitik unserer Regierung einige große Sportereignisse nach Ungarn gebracht, von den FINA-Weltmeisterschaften über das Finale der UEFA Europa League bis hin zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Es ist eine Ehre für uns, Gastgeber für all diese Nationen zu sein und immer wieder ein Treffpunkt für die internationale Sportwelt zu sein. Aber Schach ist noch mehr als das. Es ist global, denn wir haben eine gemeinsame Sprache. Das ist von außergewöhnlichem Wert. Lassen Sie uns daraus Kapital schlagen und es zu einem wunderbaren Ereignis für uns alle machen! Wir werden unser Bestes geben und freuen uns darauf, Sie vom 10. bis 23. September in Budapest, Ungarn, bei der Schacholympiade 2024 und dem FIDE-Kongress zu sehen!", schreibt Dr. Zoltán Polyánszky, Präsident des Ungarischen Schachverbandes, in seiner Grußbotschaft auf der Website.

Die österreichischen Nationalteams sind bereits in intensiven Vorbereitungen für den sportlichen Höhepunkt des Jahres. Vor kurzem haben Bundestrainer Markus Ragger und Bundesfrauentrainer David Shengelia die Spielerinnen und Spieler für die Olympiade nominiert.

240620 raggerMarkus Ragger

Das ÖSB-Team wird in der offenen Klasse mit GM Markus Ragger (2599), GM Dominik Horvath (2561), GM Valentin Dragnev (2554), GM Felix Blohberger (2527) und IM Valentin Baidetskyi (2478) antreten. GM Borki Predojevic wird das Team vor Ort betreuen.

240620 pokornaRegina Theissl-Pokorna

Im Turnier der Frauen sind WGM Regina Theissl-Pokorna (2302), WIM Katharina Newrkla (2203), WIM Veronika Exler (2195), WFM Jasmin-Denise Schloffer (2156) und WFM Elisabeth Hapala (2152) nominiert. Da Schloffer und Hapala am FIDE-Kongress voraussichtlich den WIM-Titel verliehen bekommen, hat das ÖSB Team erstmals nur WGM´s und WIM´s am Start. GM David Shengelia wird das Frauenteam in Budapest coachen.

Die österreichischen Schachfans dürfen sich auf eine Olympiade vor den Toren Wiens freuen. Austragungsstätte ist die BOK-Halle im Zentrum von Budapest, ein prestigeträchtiger Veranstaltungsort, der schon seit langem globale Veranstaltungen aus aller Welt beherbergt. Die BOK-Halle wird als Spielstätte, Akkreditierungszentrum, Expo und Fanzonenbereich dienen. (wk, Foto: )

Website Schach-Olympiade, FIDE

FIDE-Kandidaten: Rennen um WM-Platz vier Runden vor Schluss offen

Die Kandidatenturniere der FIDE in Toronto gehen in ihre entscheidende Phase. Vier Runden vor Schluss gibt es bei den Frauen eine chinesische Doppelführung. Im Turnier der Herren sind gleich fünf Spieler nur durch einen halben Punkt getrennt.

Lei Tingjie gelingt im Duell der Verfolger gegen Alexandra Goryachkina in der 10. Runde mit Schwarz ein wichtiger Sieg in einer Schlüsselpartie. Tingjie kann mit diesem Erfolg mit nunmehr sechseinhalb Punkten in der Tabelle zu ihrer Landsfrau Tan Zhongyi aufschließen, die gegen Indiens Humpy Koneru sicher remisiert. Goryachkina teilt mit Kateryna Lagno den dritten Zwischenrang. Beide haben aber einen ganzen Punkt Rückstand auf das Führdungs-Duo und benötigen dringend weitere Siege um sich noch für das WM Match zu qualifizieren.

In der offenen Klasse ist es der Tag der Amerikaner. Fabiano Caruana gewinnt gegen einen bisher glücklosen Alireza Firouzja seine zweite Partie im Turnier. Hikaru Nakamura kommt nach wechselhaftem Verlauf der Partie gegen Nijat Abasov letztlich doch zum erhofften Favoritensieg. Im Duell der Führenden remisieren Ian Nepomniachtchi und D Gukesh. Beide bleiben mit je sechs Punkten in Führung. Dicht auf den Fersen sind ihnen R Praggnanandhaa, Caruana und Nakamura mit einem halben Punkt Rückstand. Gujrathi Vidit, der dritte Inder im achtköpfigen Teilnehmerfeld, darf mit fünf Punkten im Kampf um den Turniersieg ebenfalls noch nicht abgeschrieben werden.

Heute, Dienstag, ist in Toronto ein Ruhetag. Das spannende Finale folgt am 17., 18., 20. und 21. April mit den Runden 11-14. Beginnzeit ist jeweils 20:30 Uhr. Im Fall eines Gleichstandes an der Spitze ist für 22. April noch ein Tie-Break vorgesehen. (wk, Foto: Turnierseite)

TurnierseiteFIDE

Dommaraju Gukesh und Tan Zhongyi gewinnen Kandidatenturnier

Dommaraju Gukesh gewinnt das Kandidatenturnier in Toronto mit neun Punkten aus vierzehn Partien mit einem halben Punkt Vorsprung auf das Trio Hikaru Nakamura, Fabiano Caruana und Ian Nepomniachtchi. Der 17-jährige Inder hat damit die Chance Weltmeister Ding Liren in einem Match herauszufordern und jüngster Weltmeister der Schachgeschichte zu werden.

Das Finale hätte kaum spannender sein können. In der Vorschlussrunde erkämpft Gukesh in einer heißumkämpften Partie gegen Alireza Firouzja seinen fünften Sieg im Turnier, revanchiert sich für die einzige Niederlage aus der Hinrunde und übernimmt die alleinige Führung. Fabiana Caruana kann mit einem Sieg gegen R Praggnanandhaa zu Nepomniachtchi und Nakamura aufschließen, die im direkten Duell remisieren. 

Die Dramaturgie der Schlussrunde hätte besser nicht sein können. Die vier Siegeskandidaten treffen in direkten Duellen aufeinander. Nakamura steht gegen Gukesh ebenso unter Siegzwang wie Caruana und Nepomniachtchi in ihrer Partie gegeneinander. Gukesh reicht hingegen ein Remis um zumindest ein Tie-Break sicher zu haben. Der junge Inder löst die Aufgabe mit Bravour. In einem angenommenen Damengambit findet Gukesh mit Schwarz bereits im zehnten Zug einen überzeugenden Ausgleichsplan in einer Stellung gegen den isolierten Damenbauern. Nakamura erhält keinerlei Siegeschancen. Im 71. Zug stehen nur mehr die Könige am Brett. Remis!

Die Partie zwischen Caruana und Nepomniachtchi wird für den Amerikaner zum Drama. Nach einer Ungenauigkeit von Nepomniachtchi bekommt Caruana Vorteil und baut diesen kontinuierlich aus. Im 30. Zug attestieren die Kommentatoren dem Amerikaner eine Gewinnstellung. Nepomniachtchi hält mit dem Rücken zur Wand in aufkommender Zeitnot seines Gegners dagegen und leistet zähen Widerstand. Caruana schafft die Zeitkontrolle, verpasst aber im 41. Zug eine Gewinnidee und büßt einen großen Teil seines Vorteils ein. Doch damit beginnt das Drama erst. In einer für Menschen nicht zu berechnenden Stellung wechseln die Engines in ihren Bewertungen in Folge mehrfach zwischen Gewinnstellung für Caruana und Remisvarianten für Nepomniachtchi. Im 66. Zug passiert Caruana dann der entscheidende Fehler. Trotz einer Qualität mehr, lässt sich die Stellung nicht mehr gewinnen. Caruana versucht noch alles, die Partie wird mit 109 Zügen zur längsten des Turniers, ehe Caruana mit einem Remisangebot das Unvermeidliche akzeptiert.

Gukesh erspart sich einen Stichkampf und ist WM-Herausforderer! Sein Sieg ist hochverdient und wäre noch klarer ausgefallen, hätte Gukesh seine gute Stellung gegen Firouzja in der siebenten Runde gewonnen und nicht in hochgradiger Zeitnot noch verloren. Er steckt diesen Rückschlag aber mit einem Schwarzsieg gegen Vidit beeindruckend weg und überzeugt trotz seiner Jugend mit seiner kaltblütigen und effizienten Spielweise.

Der kommende Zweikampf zwischen Ding Liren und D Gukesh ist einer für Geschichtsbücher. Erstmals stehen sich zwei Asiaten gegenüber. Erstmals ist kein Europäer dabei. Erstmals spielt ein Teenager um die WM-Krone. Gukesh könnte im Falle eines Sieges der jüngste Weltmeister aller Zeiten werden. Kasparow und Carlsen haben den Titel jeweils mit 22 Jahren gewonnen. Der jüngste Herausforderer ist er bereits.

WM-Herausforderin bei den Frauen ist die Chinesin Tan Zhongyi. Sie gewinnt das Kandidatenturnier mit neun Punkten vor Humpy Koneru (IND), Lei Tingjie (CHN) und R Vaishali (IND, alle siebeneinhalb Punkte) und wird gegen ihre Landsfrau Wenjun Ju um die Weltmeisterschaft spielen. Chancen auf den Sieg hatte außer Tan nur ihre Landsfrau Lei. Im Fernduell mit Tan steht Lei in den beiden Schlussrunden unter Siegzwang und verliert beide Partien gegen Vaishali und Koneru. Die Vormachtstellung Chinas im Frauenschach ist weiter zementiert. (wk, Foto: FIDE)

TurnierseiteFIDE 

FIDE-Kandidaten: Nepomniachtchi und Tan führen zur Halbzeit

Das unberechenbare Wetter in Toronto war den Spielern und Zuschauern in der siebenten Runde des Kandidatenturniers nicht gnädig. Der sommerliche Sonnentag, mit dem die Teilnehmer am Vortag verwöhnt wurden, verwandelte sich vor Beginn der Partien in einen heftigen Regenschauer. Im Gegensatz zum Wetter war es ein ruhigerer Turniertag, an dem nur drei Partien mit einer Entscheidung endeten.

Gukesh D, der Co-Leader des Turniers, musste eine schmerzhafte Niederlage gegen Alireza Firouzja hinnehmen. Gukesh hatte mit Schwarz einen Bauern mehr und setzte seinen Gegner unter Druck. In Zeitnot opfert Gukesh eine Figur, vergibt damit aber seinen Vorteil. Es kommt aber noch schlimmer. Im finalen Sekundenduell behält Firouzja die bessere Übersicht und holt seinen ersten Sieg nach bereits drei Niederlagen. Ein glücklicher Sieg, wie er selbst freimütig einräumte.

Hikaru Nakamura und Ian Nepomniachtchi liefern sich ein Theorieduell und stellen die ersten 20 Züge rasch aufs Brett. Nepomniachtchi opfert dabei Qualität und Bauer für langfristige Kompensation. Nach einer spektakulären Kombination kann die schwarze Dame die weiße Übermacht mit Turm, Springer und Läufer neutralisieren und ein Dauerschach erzwingen.

Santosh Gujrathi Vidit verpasst gegen Nijat Abasov erneut eine Gewinnstellung. Im kritischen Moment übersieht er eine Riposte seines Gegners und muss sich wie schon gegen Caruana nach einer klaren Gewinnstellung erneut mit einem Remis begnügen. Die Partie zwischen Praggnanandhaa R und Fabiano Caruana war eine wesentlich ruhigere Angelegenheit und endete mit einem Remis. Beide Spieler haben ebenso wie Gukesh einen halben Punkt Rückstand auf Ian Nepomniachtchi.

Beim FIDE-Kandidatinnenturnier für Frauen endeten in der 7. Runde drei Partien mit einem Remis. Aleksandra Goryachkina, die mit Weiß spielte, schaffte es nicht, die Führende Chinesin Tan Zhongyi vor ernsthafte Probleme zu stellen. Lei Tingjie war die einzige Siegerin des Tages. Sie spielte eine überzeugende Partie gegen Vaishali R. und holte sich den zweiten Sieg in Folge. Zur Halbzeit führt Tan Zhongyi mit fünf Punkten vor Goryachkina (4,5). Lei Tingjie und Kateryna Lagno teilen den dritten Platz mit je vier Punkten.

Heute ist in Toronto ein Ruhetag. Die Rückrunde startet morgen, Samstag, um 20:30 Uhr MEZ. (wk, Info/Foto: FIDE)

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