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Bundestrainer Markus Ragger berichtet vom World Cup

Am World Cup in Baku gab es unter den 206 Teilnehmern eine österreichische Rekordbeteiligung. Valentin Dragnev (Qualifikation bei der EM 2023), Felix Blohberger (Österreich Freiplatz auf Grund der guten Olympiaden-Platzierung) und ich, Markus Ragger (Qualifikation bei der EM 2022). Eine intensive Vorbereitung, beginnend mit dem Trainingslager in der Südstadt ging dem prestige-trächtigen und anstrengenden Knockout-Turnier voraus.

Felix Blohberger spielte in der ersten Runde gegen den erfahrenen griechischen GM Dimitrios Mastrovasilis (2587). In der ersten klassischen Partie überspielte Felix mit Schwarz seinen Gegner. Doch im 27.Zug unterlief ihm auch mit großem Zeitvorteil ein grober Fehler und nur wenige Züge später musste Felix aufgeben. In der zweiten klassischen Partie zeigte Felix große Nervenstärke und konnte zurückschlagen. Im Tiebreak gerät Felix mit Schwarz in Rückstand, doch gelang ihm mit Weiß wieder der Ausgleich. Leider gingen die nächsten beiden Partien an den Griechen.

Valentin Dragnev spielte in der ersten Runde gegen GM Ori Kobo (2548) aus Israel. Mit Weiß spielte Valentin eine Musterpartie gegen Französisch. Schon kurz vor der ersten Zeitkontrolle hatte er großen Raumvorteil und sein Gegner den typischen schlechten Läufer. Nach langem Manövrieren konnte Valentin um den 80. Zug herum endlich die schwarze Stellung knacken und nach einem doppelten Bauerngewinn hatte sein Gegner genug gesehen.

 

In der zweiten Partie kam Valentin jedoch schon aus der Eröffnung unter Druck. Der weiße Vorteil wurde immer größer und Valentin wollte nach eigenen Angaben im 40. Zug schon aufgeben, zum Glück tat er es nicht und zeigte fantastische Verteidigungsqualitäten. Sein Gegner versuchte fast 50 Züge lang einen Gewinn in einem Endspiel mit Turm, Läufer und e-Bauer gegen Turm und 2 e-Bauern zu finden. Am Ende blieb ihm nichts Besseres als die e-Bauern zu tauschen und sein Glück im Turm und Läufer gegen Turm zu suchen. Doch auch dort gab es kein Durchkommen gegen Valentin. In der zweiten Runde wartete auf Valentin der Weltklasse-GM Maxime Vachier-Lagrave (2739). In beiden klassischen Partien war es Valentin, der Druck machte, aber am Ende endeten beide Partien remis und es ging in den Tiebreak. In einem scharfen Sizilianer übte Valentin wieder enormen Druck auf den französischen Weltklassespieler aus, der sich jedoch umsichtig verteidigte und nicht mehr als Dauerschach zuließ. In der zweiten Tiebreak Partie opferte Valentin mit Schwarz in der russischen Verteidigung eine Qualität, die Kompensation war jedoch nicht ganz vollwertig und mit präzisem Spiel verwertete Vachier-Lagrave seinen Vorteil.

Ich spielte in der ersten Runde gegen den ägyptischen IM Kareim Wageih (2369). Auf den ersten Blick eine machbare Aufgabe für die erste Runde. Nach dem Match erzählte mir mein Gegner, dass er schon mit 16 IM war. Danach machte er einige Jahre Schach Pause, ist mittlerweile Wirtschaftsprofessor an der Universität und betreibt 10 Schachschulen in Ägypten. Jetzt spielt er wieder mehr und trainiert mit den starken ägyptischen GMs Adly und Bassem. Die zwei umkämpften klassischen Partien endeten unentschieden. Im Tiebreak konnte ich mit Weiß ein vorteilhaftes Turmendspiel erreichen und in einen Sieg umwandeln. In der zweiten Tiebreak Partie kam ich mit Schwarz in einem London System unter Druck und musste ein schlechteres Endspiel verteidigen. Am Ende gelang es mir aber aus der Position der Stärke das Remis und den Matchsieg zu fixieren. In der zweiten Runde wartete der 17 jährige usbekische Olympia-Sieger Javokhir Sindarov (2659) auf mich. In beiden klassischen Partien konnte ich Druck ausüben, besonders in der zweiten mit Schwarz hatte ich großen Vorteil. Am Ende gab es nur zwei Remisen und es musste erneut der Tiebreak entscheiden. Nachdem ich mit Schwarz ein überraschendes und starkes Qualitätsopfer übersehen hatte, musste ich mit Weiß zurückschlagen. In einem Grünfeldinder spielte ich zu ungestüm und musste schnell ins Endspiel. In diesem versuchte ich noch Wasser aus einem Stein zu pressen, doch ließ mein junger Gegner keine Chance mehr zu und so war auch für mich in Runde 2 Endstation.
Wie gefährlich GM Sindarov ist, bekam auch Vachier-Lagrave in der dritten Runde zu spüren.

Als Trainer bin ich mit dem Abschneiden und der gezeigten Leistungen sehr zufrieden. Die Stimmung war hervorragend und wir haben uns gegenseitig bei der Vorbereitung unterstützt. Felix hat sich gegen einen starken GM ein Match auf Augenhöhe geliefert, in dem am Ende das Quäntchen Glück, das man beim World Cup braucht, gefehlt hat. Valentin kam bei seinem ersten World Cup gleich in die zweite Runde und dort konnte er dem Weltklassespieler Vachier-Lagrave ein knappes Match liefern. Der harte Kampf und die Chancen, die ich in den klassischen Partien gegen GM Sindarov hatte, lassen mich aber auch als Spieler positiv auf den World Cup zurückblicken. (wk, Text/Partie: Ragger, Foto: FIDE)

Turnierwebsite WorldCup-2023

World Cup mit Ragger, Dragnev und Blohberger

Der World Cup 2023 findet von 30. Juli bis zum 24. August in Baku, Aserbaidschan, statt. 206 Teilnehmer in der Offenen Klasse und 103 Spielerinnen bei den Frauen werden in zwei getrennten K.O.-Turnieren um Tickets für die nächsten Kandidatenturniere kämpfen. Die elostärksten 50 Spieler kommen dabei direkt in die 2. Runde. Aus heimischer Sicht sind mit Markus Ragger (Nr. 74), Valentin Dragnev (Nr. 119) und Felix Blohberger (Nr.148) gleich drei Großmeister vertreten: Markus, der sich über die Einzel-EM 2022 qualifiziert hatte, trifft in Runde 1 auf den ägyptischen IM Kareim Wageih (2369), bei einem Sieg würde es in Runde 2 Sindarov (UZB, 2659) treffen. Valentin hatte sich über sein Spitzenresultat bei der heurigen Einzel-EM qualifiziert und hat in der ersten Runde mit Ori Kobo (ISR, 2548) einen in etwa ausgeglichenen Gegner. Der Sieger des Matches trifft auf Vachier-Lagrave. Der Grieche Dimitrios Mastrovasilis (2587) ist das erste Los von Felix‘, der sich über den "Österreicher-Platz" qualifiziert hat. Bei gutem Verlauf bekommt es der noch amtierende Staatsmeister mit Vidit (IND, 2719) zu tun.

Jedes Match besteht aus zwei klassischen Partien (90m+30s+30m). Ist das Duell nicht entschieden folgen der Reihe nach zwei Schnellschach-Partien (25m+10s) oder noch zwei weitere Schnellschach-Partien (10m+10s). Als vorletzte Entscheidung folgen bei Bedarf in Folge zwei Blitzpartien (5m+3s), ansonsten gibt es Blitzpartien (3m+2s) bis eine Entscheidung fällt. Die drei topplatzierten Spieler qualifizieren sich für das Kandidatenturnier 2024 und der gesamte Preisfonds beträgt US$1,834,000. Die erste Runde beginnt am Sonntag um 13:00 Uhr (MESZ). (af, Foto: Turnierseite)

Turnierseite, Paarungsbaum

Dotzer wird 7. bei Schnellschach-WM U14

Lukas Dotzer nahm vergangene Woche bei den Weltmeisterschaften im Blitz- und Schnellschach in Batumi teil. Der Schnellschachbewerb fand verteilt über drei Tage von Dienstag bis Donnerstag in der georgischen Hafenstadt statt. Lukas startete dabei optimal ins Turnier: Nach einem perfekten ersten Spieltag mit 3/3 besiegt er in Runde 4 den Topgesetzten IM, Uskov Artem (FID). In Runde 5 muss sich der junge Wiener dem späteren Vize-Weltmeister Dinh Nho Kiet (VIE) geschlagen geben. Gemeinsam liegen die beiden nach Runde 8 mit 6,5 Punkten an der Spitze des Feldes, eine Medaille scheint in Greifweite. Doch auch gegen den stark aufspielenden FM Pham Tran Gia Phuc (VIE) muss Lukas eine Niederlage hinnehmen, zu allem Überdruss geht nach einem umkämpften Remis in Runde 10 noch die Schlussrunde verloren. Am Ende holen die beiden Viatnamesen Gold und Silver, IM Savva Vetokhin (FID) wird 3. und Lukas muss mit Rang 7 zufrieden sein.

Beim 11-rundigen Blitzen startet Lukas nach einem Ruhetag am Samstag mit 3 aus 4 gut, drei Niederlagen in den Runden 5 bis 7 sind allerdings schmerzhaft, sowie die rot-weiß-roten Medaillenträume geplatzt. Mit 5,5 aus 10 muss sich Österreich’s Medaillenhoffnung jedoch dem Schnellschach-Weltmeister geschlagen geben, so wird es am Ende mit 50% der Punkte und Rang 22 ein Mittelfeldplatz bei 44 Teilnehmern. Insgesamt nahmen in Batumi 426 Spieler*innen aus 61 Nationen teil. (af, Foto: GCF)

Turnierseite
Ergebnisse: Rapid, Blitz

Ju Wenjun verteidigt WM-Titel

Die 32-jährige Ju Wenjun behauptet ihren Weltmeister-Titel gegen Herausforderin Lei Tingije mit einem Schlussrundensieg bei 6,5 - 5,5. Ju entschied sich in der letzten Partie mit klassischer Bedenkzeit für eine abweichende Variante von Partie Nummer 5, es entstand eine Stellung mit dynamischen Ungleichgewichten. Die Weltmeisterin bewahrt in einer positionellen Partie mit den weißen Steinen gute Nerven und kann sich nach 62 Zügen zur erneuten Siegerin küren. Der Preisfond beträgt €500.000, wovon 60% an die Gewinnerin ergehen. Der Zweikampf, der von 5. - 24.Juli auf 12 Partien angelegt war, fand in den chinesischen Heimatstädten der beiden Spielerinnen, Chongping und Shanghai statt. Lei hatte sich über den Sieg im Kandidatenturnier 2022/23 qualifiziert, welches im K.O.-System ausgetragen wurde. Ju Wenjun gewinnt somit ihre vierte Weltmeisterschaft und verteidigt ihren Titel nach 2018 gegen Lagno und 2020 gegen Goryachkina. (af, Foto: Bonhage S.)

Offizielle Website

Neue FIDE Rapid Team WM in Düsseldorf

Die erste Ausgabe der Rapid-Mannschaftsweltmeisterschaft, ein Schweizer Turnier mit 12 Runden, findet vom 25. August (Anreisetag) bis 28. August 2023 in Düsseldorf statt. Die mit 250.000 € dotierte Veranstaltung ist für Teams aus aller Welt offen. Jedes Team muss mindestens sechs Spieler nennen, darunter zumindest eine weibliche Spielerin und einen Spieler/ eine Spielerin mit einer Elozahl unter 2000. Teilnahmeberechtigt sind Vereine aber auch andere Organisationen oder frei zusammengestellte Teams. Nennungen sind noch bis 10. Juni 2023 möglich.

Eine vorläufige Liste der angemeldeten Teams ist auf der offiziellen Website bereits veröffentlicht worden. Der Bewerb wird gut angenommen. In den bisher gemeldeten Teams, darunter Österreichs regierender Mannschaftsmeister ASV Linz, sind hochkarätige Großmeister wie Ian Nepomniachtchi, Fabiano Caruana, Wesley So, Levon Aronian oder Nodirbek Abdusattorov genannt.

Österreichs Mannschaftsmeister ASV Linz hat mit Etienne Bacrot, Parham Maghsoodloo und Arkadij Naiditsch drei Großmeister an den Top-Brettern aufgestellt und mit der mehrfachen Blitz und Rapid Weltmeisterin Kateryna Lagno eine starke Frau als Ass im Ärmel. ÖSB Präsident und Captain Michael Stöttinger will sein Team aber noch weiter verstärken und um die vorderen Plätze kämpfen und hofft zudem, dass noch weitere Mannschaften aus Österreich teilnehmen werden.

Der Hauptsponsor der Veranstaltung, die WR Group Holding GmbH, ist ein Partner der FIDE und wird die Rapid Team WM zumindest 2023 und 2024 sponsern. Wadim Rosenstein, CEO der WR Group, sagt: "Das zentrale Ziel der Offenen Mannschaftsweltmeisterschaft ist es, Menschen die Möglichkeit zu geben Schach zu spielen, die normalerweise nicht die Chance haben das "Spiel der Könige" in der Weltarena zu spielen."

FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich zeigt sich erfreut über die neue Veranstaltung: "Mannschafts- und Schnellschachwettbewerbe sind zwei der beliebtesten Formate unter Spielern und Schachfans. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine Veranstaltung wie diese eine wichtige Ergänzung zu unserem Veranstaltungsportfolio darstellt. Diese Teams werden von ihren eigenen Sponsoren unterstützt und haben ihre eigene Fangemeinde, so dass die Meisterschaft mit Sicherheit das Interesse der Fans erhöhen wird."

Marco Biagioli, der Präsident der Mitropa Chess Association, plant für seine Organisation ein Team bestehend aus Juniorinnen und Junioren aus den Mitropa-Ländern zu nominieren. Interessenten können sich bei ihm unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! melden. (wk, Fotos: FIDE)

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