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Zwei Siege für Österreich zum Auftakt der Olympiade

Die Schach-Olympiade in Budapest begann für Österreich gestern erwartungsgemäß mit zwei Siegen. In der offenen Klasse wurde die Elfenbeinküste mit 4:0 besiegt, während in der Frauen-Sektion ein 3:1-Sieg gegen Äthiopien errungen wurde. An den Spitzenbrettern führten Arkady Dvorkovich, Präsident der FIDE, und Zoltán Polyánszky, Präsident des ungarischen Schachverbandes, die ersten Züge aus.

240912 OLY move1Foto: FIDE

In der ersten Runde sind Sensationen nahezu ausgeschlossen, da der Spielstärkeunterschied zwischen den Mannschaften einfach zu groß ist, wenn die obere Hälfte der Setzliste auf die untere trifft. In der offenen Klasse haben 186 Nationen die Olympiade in Angriff genommen, zusätzlich zu zwei weiteren Teams des Gastgebers Ungarn. Neunzehn Mannschaften, überwiegend aus Afrika, fehlten aufgrund von VISA-Problemen, wobei einige von ihnen noch erwartet werden.

Österreich ist als Nummer 31 der Setzliste eingestuft. Valentin Dragnev, der mit dem Fahrrad nach Budapest gereist ist, Dominik Horvath, Felix Blohberger und Valentin Baidetskyi ließen der "Côte d'Ivoire" keine Chance und feierten, wie 25 andere Teams, einen klaren 4:0-Sieg. Überraschungserfolge gab es in der ersten Runde keine; das Maximum der "Davids" war eine 1:3-Niederlage. Heute trifft das österreichische Herrenteam auf die Vereinigten Arabischen Emirate, die mit A.R. Saleh Salem einen Spieler mit einer 2600er-Wertung an Brett eins haben, jedoch auf den weiteren Brettern mit Spielern um die 2200-Wertung auskommen müssen.

In der Frauen-Sektion verhinderte ein Missgeschick von Jasmin-Denise Schloffer einen möglichen 4:0-Erfolg. Schloffer zog in klarer Gewinnstellung ihre Dame auf die siebte Reihe, um im nächsten Zug Matt zu setzen, lief dabei jedoch in ein Gegenmatt. Katharina Newrkla, Veronika Exler und Elisabeth Hapala sorgten dennoch für einen soliden 3:1-Auftaktsieg. Heute trifft das Damenteam auf Algerien.

Österreich ist nicht nur im Turniersaal sondern auch in der Organisation vertreten. Heinz Herzog ist Berater im "Technical Administration Panel" (TAP). Sein Programm Swiss-Manager wird für die Auslosung verwendet, Chess-Results für die Publikation der Ergebnisse. Zudem sind unter den 200 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern mit Kristof Kaweh und Gerald Hametner auch zwei Österreicher als "Match-Arbiter" dabei.

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Die BOK-Halle in Budapest bietet großzügige Spielbedingungen für die Olympiade. In der Expo sind die Ausstellungen "FIDE100" und "CAPTURE" (Schachfotos) sowie Judit Polgars 10. Weltschachfestival sehenswert. Darüber hinaus bieten einige Anbieter ihre Produkte zum Verkauf an – Fans kommen also voll auf ihre Kosten.

Die offizielle Eröffnung der Olympiade fand bereits am Dienstagabend im Dr. Jeno Koltai Sport-Center statt. Höhepunkte waren die Uraufführung des Liedes "Royal Game" von Lilla und Jason, gesungen von Jason Kouchak, sowie ein Fackellauf, der von Judit Polgar mit dem Entzünden des olympischen Feuers beendet wurde.

240912 OLY fireFoto: FIDE

Die zweite Runde im Turniersaal beginnt heute um 15:00 Uhr, online etwas später, da die Partien im Rahmen der "Anti-Cheating-Maßnahmen" zeitversetzt gestartet werden. (wk)

Website Schach-OlympiadeWeltschachbund (FIDE)
Ergebnisse bei Chess-Results: Open-SectionWomen-Section
Live-Partien: Open, Frauen

Auf dem Weg zur Schach- Olympiade nach Budapest

Die 45. Schacholympiade findet vom 11. bis 22. September 2024 in Budapest statt. In der offenen Klasse ist Österreich unter den 197 Mannschaften an Platz 31 der Setzliste gereiht, während das Frauenteam auf Platz 30 von 184 Teams rangiert.

Der österreichische Schach-Großmeister und amtierende Staatsmeister im Standardschach, Valentin Dragnev, hat sich dazu entschlossen, die 279 Kilometer nach Budapest mit dem Fahrrad zurückzulegen. Er reist damit umweltfreundlich an und befindet sich bereits auf dem Weg. Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler verabschiedete Dragnev feierlich und wünschte ihm viel Erfolg für das Turnier.

Die anderen Mitglieder des ÖSB-Teams, Markus Ragger, Dominik Horvath, Felix Blohberger und Valentin Baidetskyi, werden am kommenden Dienstag mit dem Zug nachreisen. Vor Ort wird das Team von Großmeister Borki Predojevic gecoacht. Das Ziel ist ein Platz in den Top 30, sowie die Herausforderung des einen oder anderen Spitzenteams, wie es bereits bei der Olympiade 2022 in Chennai, Indien, und der Team-EM 2023 in Budva, Montenegro, gelungen ist. Angeführt wird die Setzliste von den USA mit einem Eloschnitt von 2757, obwohl die aktuelle Nummer 2 der Welt, Hikaru Nakamura, fehlt. Die stärksten Herausforderer sind Indien (2753), China (2724) und Titelverteidiger Usbekistan (2690). Usbekistan hat sich von Erfolgscoach Ivan Sokolov getrennt und den Ex-Weltmeister Vladimir Kramnik verpflichtet. Sokolov betreut in diesem Jahr Rumänien.

In der Frauen-Sektion tritt Österreich mit Regina Theissl-Pokorna, Katharina Newrkla, Veronika Exler, Jasmin-Denise Schloffer und Elisabeth Hapala an. Zum ersten Mal verfügen alle Spielerinnen über mindestens den WIM-Titel der FIDE. Bundesfrauentrainer David Shengelia begleitet das Team als Betreuer. Die Favoriten kommen aus Indien (Eloschnitt: 2467) und Georgien (2462), gefolgt von Polen (2416) und China (2416). China verzichtet mit Yifan Hou, Wenjun Ju, Zhongyi Tan und Tingjie Lei auf die vier besten Spielerinnen der Weltrangliste und setzt stattdessen auf ein junges Team im Kampf um die Medaillen.

Austragungsort ist die BOK-Halle in Budapest, das Olympische Sport- und Konferenzzentrum, das im Jahr 2000 an der Stelle des alten Sportcsarnok errichtet wurde. Es liegt zwischen der Puskás-Arena und der Papp-László-Sportarena, in einem Stadtteil, der ganz dem Freizeitvergnügen gewidmet ist. Die Arena bietet Platz für 10.000 Zuschauer und ist die modernste ihrer Art in Ungarn. Jährlich finden dort bis zu 120 Veranstaltungen statt.

Neben der Olympiade bieten die Organisatoren eine Reihe von "Side-Events". Im Mittelpunkt stehen die Ausstellungen FIDE100 und CAPTURE (Schachfotos), Judit Polgars 10. Weltschachfestival sowie das Olympiad EXPO CLASSIC Schachturnier.

Für Interessierte gibt es zahlreiche Weiterbildungsangebote wie Seminare für Schiedsrichter, ein Fairplay-Seminar, die EDU-Konferenz, die Konferenz "Frauen, Schach und Gleichgewicht" sowie die #SOCIALCHESS-Konferenz. Weitere Informationen sind auf der Turnierseite zu finden.

Alles in allem erwartet Schachfans weltweit ein spannender September. Die Nähe zu Wien und Österreich lädt zu einem Besuch der Olympiade ein, auch wenn der Zugang zu den Tribünen im Spielsaal mit 100 Personen pro Stunde streng limitiert ist. (wk, Fotos: BMKÖS/Fritz)

Website Schach-Olympiade, Weltschachbund (FIDE)

Ergebnisse bei Chess-Results: Open-Section, Women-Section

Fotos BMKÖS/Fritz "Verabschiedung Dragnev"

Schach-Olympiade vor den Toren Wiens, Teams für Budapest nominiert

Die 45. FIDE-Schacholympiade und der 95. FIDE-Kongress werden vom 10. bis 24. September 2024 in Budapest ausgetragen. Die Schach-Olympiade kehrt damit nach Ungarn zurück, wo 1926 die allererste, inoffizielle, ausgetragen wurde. Ungarn hat zudem die beiden ersten offiziellen Olympiaden 1927 und 1928 gewonnen und ist nicht zuletzt durch die Polgar-Schwestern und vieler starker Spitzenspieler weltweit als Schachnation bekannt.

"In den letzten Jahren hat die Sportpolitik unserer Regierung einige große Sportereignisse nach Ungarn gebracht, von den FINA-Weltmeisterschaften über das Finale der UEFA Europa League bis hin zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Es ist eine Ehre für uns, Gastgeber für all diese Nationen zu sein und immer wieder ein Treffpunkt für die internationale Sportwelt zu sein. Aber Schach ist noch mehr als das. Es ist global, denn wir haben eine gemeinsame Sprache. Das ist von außergewöhnlichem Wert. Lassen Sie uns daraus Kapital schlagen und es zu einem wunderbaren Ereignis für uns alle machen! Wir werden unser Bestes geben und freuen uns darauf, Sie vom 10. bis 23. September in Budapest, Ungarn, bei der Schacholympiade 2024 und dem FIDE-Kongress zu sehen!", schreibt Dr. Zoltán Polyánszky, Präsident des Ungarischen Schachverbandes, in seiner Grußbotschaft auf der Website.

Die österreichischen Nationalteams sind bereits in intensiven Vorbereitungen für den sportlichen Höhepunkt des Jahres. Vor kurzem haben Bundestrainer Markus Ragger und Bundesfrauentrainer David Shengelia die Spielerinnen und Spieler für die Olympiade nominiert.

240620 raggerMarkus Ragger

Das ÖSB-Team wird in der offenen Klasse mit GM Markus Ragger (2599), GM Dominik Horvath (2561), GM Valentin Dragnev (2554), GM Felix Blohberger (2527) und IM Valentin Baidetskyi (2478) antreten. GM Borki Predojevic wird das Team vor Ort betreuen.

240620 pokornaRegina Theissl-Pokorna

Im Turnier der Frauen sind WGM Regina Theissl-Pokorna (2302), WIM Katharina Newrkla (2203), WIM Veronika Exler (2195), WFM Jasmin-Denise Schloffer (2156) und WFM Elisabeth Hapala (2152) nominiert. Da Schloffer und Hapala am FIDE-Kongress voraussichtlich den WIM-Titel verliehen bekommen, hat das ÖSB Team erstmals nur WGM´s und WIM´s am Start. GM David Shengelia wird das Frauenteam in Budapest coachen.

Die österreichischen Schachfans dürfen sich auf eine Olympiade vor den Toren Wiens freuen. Austragungsstätte ist die BOK-Halle im Zentrum von Budapest, ein prestigeträchtiger Veranstaltungsort, der schon seit langem globale Veranstaltungen aus aller Welt beherbergt. Die BOK-Halle wird als Spielstätte, Akkreditierungszentrum, Expo und Fanzonenbereich dienen. (wk, Foto: )

Website Schach-Olympiade, FIDE

Aufstellungen für Olympiade in Budapest bekannt gegeben

Die FIDE hat die Teilnehmer der 45. Schacholympiade bekannt gegeben. Die Schacholympiade wächst mit jeder Ausgabe, die 45. in Budapest wird die größte sein. Die rekordverdächtige Zahl von 193 Teams in der Offenen Sektion und 181 Mannschaften im Frauenwettbewerb werden sich vom 10. bis 23. September in der ungarischen Hauptstadt versammeln, um am größten Mannschaftsschachevent des Bienniums teilzunehmen. Vor allem mehrere Frauenteams - Liechtenstein, Guernsey, Grenada, St. Vincent und die Grenadinen, St. Kitts und Nevis, die US-Jungferninseln, St. Lucia, Nauru und die Kaimaninseln - werden in Budapest ihr Debüt geben.

Die USA führt mit fünf Spieler über 2700 Elo die Setzliste an. Dabei fehlt mit Hikaru Nakamura sogar die Nummer 2 der Weltrangliste. Die stärksten Herausforderer in der offenen Klasse werden Indien, China und Titelverteidiger Usbekistan sein. Deutschland ist auf Rang 10 das beste Mitropa-Land, Frankreich folgt ohne Alireza Firouzja am 13. Platz der Startrangliste. Österreich ist mit Markus Ragger, Dominik Horvath, Valentin Dragnev, Felix Blohberger und Valentin Baidetskyi mit einem Eloschnitt von 2562 am 30 Platz unter 193 Mannschaften. Ungarn darf als Gastgeber drei Teams stellen. Als Folge der politischen Gesamtsituation nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind in Budapest keine russischen Teams am Start.

In der Setzliste der Frauen liegt Georgien mit einem Schnitt von 2459 einen Punkt vor Indien an der Spitze. Polen und China folgen mit gleichem Punkteschnitt von 2416. China schickt allerdings ein junges Team ohne seine Topstars ins Rennen um die Olympia-Medaillen. Deutschland ist Achter der Setzliste. Österreichs Frauen sind in der Besetzung Regina Theissl-Pokorna, Katharina Newrkla, Veronika Exler, Jasmin-Denise Schloffer und Elisabeth Hapala mit Rang 30 gleich gesetzt wie das Herrenteam. Insgesamt sind 180 Frauenteams am Start.

Website Olympiade, Startranglisten bei Chess-Results

Dommaraju Gukesh und Tan Zhongyi gewinnen Kandidatenturnier

Dommaraju Gukesh gewinnt das Kandidatenturnier in Toronto mit neun Punkten aus vierzehn Partien mit einem halben Punkt Vorsprung auf das Trio Hikaru Nakamura, Fabiano Caruana und Ian Nepomniachtchi. Der 17-jährige Inder hat damit die Chance Weltmeister Ding Liren in einem Match herauszufordern und jüngster Weltmeister der Schachgeschichte zu werden.

Das Finale hätte kaum spannender sein können. In der Vorschlussrunde erkämpft Gukesh in einer heißumkämpften Partie gegen Alireza Firouzja seinen fünften Sieg im Turnier, revanchiert sich für die einzige Niederlage aus der Hinrunde und übernimmt die alleinige Führung. Fabiana Caruana kann mit einem Sieg gegen R Praggnanandhaa zu Nepomniachtchi und Nakamura aufschließen, die im direkten Duell remisieren. 

Die Dramaturgie der Schlussrunde hätte besser nicht sein können. Die vier Siegeskandidaten treffen in direkten Duellen aufeinander. Nakamura steht gegen Gukesh ebenso unter Siegzwang wie Caruana und Nepomniachtchi in ihrer Partie gegeneinander. Gukesh reicht hingegen ein Remis um zumindest ein Tie-Break sicher zu haben. Der junge Inder löst die Aufgabe mit Bravour. In einem angenommenen Damengambit findet Gukesh mit Schwarz bereits im zehnten Zug einen überzeugenden Ausgleichsplan in einer Stellung gegen den isolierten Damenbauern. Nakamura erhält keinerlei Siegeschancen. Im 71. Zug stehen nur mehr die Könige am Brett. Remis!

Die Partie zwischen Caruana und Nepomniachtchi wird für den Amerikaner zum Drama. Nach einer Ungenauigkeit von Nepomniachtchi bekommt Caruana Vorteil und baut diesen kontinuierlich aus. Im 30. Zug attestieren die Kommentatoren dem Amerikaner eine Gewinnstellung. Nepomniachtchi hält mit dem Rücken zur Wand in aufkommender Zeitnot seines Gegners dagegen und leistet zähen Widerstand. Caruana schafft die Zeitkontrolle, verpasst aber im 41. Zug eine Gewinnidee und büßt einen großen Teil seines Vorteils ein. Doch damit beginnt das Drama erst. In einer für Menschen nicht zu berechnenden Stellung wechseln die Engines in ihren Bewertungen in Folge mehrfach zwischen Gewinnstellung für Caruana und Remisvarianten für Nepomniachtchi. Im 66. Zug passiert Caruana dann der entscheidende Fehler. Trotz einer Qualität mehr, lässt sich die Stellung nicht mehr gewinnen. Caruana versucht noch alles, die Partie wird mit 109 Zügen zur längsten des Turniers, ehe Caruana mit einem Remisangebot das Unvermeidliche akzeptiert.

Gukesh erspart sich einen Stichkampf und ist WM-Herausforderer! Sein Sieg ist hochverdient und wäre noch klarer ausgefallen, hätte Gukesh seine gute Stellung gegen Firouzja in der siebenten Runde gewonnen und nicht in hochgradiger Zeitnot noch verloren. Er steckt diesen Rückschlag aber mit einem Schwarzsieg gegen Vidit beeindruckend weg und überzeugt trotz seiner Jugend mit seiner kaltblütigen und effizienten Spielweise.

Der kommende Zweikampf zwischen Ding Liren und D Gukesh ist einer für Geschichtsbücher. Erstmals stehen sich zwei Asiaten gegenüber. Erstmals ist kein Europäer dabei. Erstmals spielt ein Teenager um die WM-Krone. Gukesh könnte im Falle eines Sieges der jüngste Weltmeister aller Zeiten werden. Kasparow und Carlsen haben den Titel jeweils mit 22 Jahren gewonnen. Der jüngste Herausforderer ist er bereits.

WM-Herausforderin bei den Frauen ist die Chinesin Tan Zhongyi. Sie gewinnt das Kandidatenturnier mit neun Punkten vor Humpy Koneru (IND), Lei Tingjie (CHN) und R Vaishali (IND, alle siebeneinhalb Punkte) und wird gegen ihre Landsfrau Wenjun Ju um die Weltmeisterschaft spielen. Chancen auf den Sieg hatte außer Tan nur ihre Landsfrau Lei. Im Fernduell mit Tan steht Lei in den beiden Schlussrunden unter Siegzwang und verliert beide Partien gegen Vaishali und Koneru. Die Vormachtstellung Chinas im Frauenschach ist weiter zementiert. (wk, Foto: FIDE)

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