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Achterbahn bei Schach-WM, Ding gleicht aus

Das Match um die Schach Weltmeisterschaft zwischen Ian Neopmniachtchi und Ding Liren steht nach dramatischen Verlauf nach zwölf von vierzehn Partien 6:6. In der heutigen 12. Partie gelingt Ding zum dritten Mal der Ausgleich.

Dabei schien die WM knapp vor einer Entscheidung zu stehen. Ding geht in seiner vorletzten Partie mit Weiß aufs Ganze und entscheidet sich imm 12. Zug die gegnerische Königsstellung zu schwächen. Er nimmt den Springer f6 und Schwarz muss mit dem g-Bauern wiedernehmen. Aber wie schon in der zweiten Partie nutzt Nepomniachtchi die dynamischen Möglichkeiten der halboffenen g-Linie geschickt aus und steht nach Computerbewertungen zwischen dem 20. und 25. Zug klar besser, wohl sogar auf Gewinn.

Die Stellung ist aber nicht leicht zu spielen. In den Verwicklungen am Brett machen beide Spieler Fehler. Die Entscheidung fällt im 34. Zug. Nepomniachtchi attackiert mit f5 die schwarze Stellung um einen Springer zu gewinnen. Allerdings öffnet er auch Linien für Ding zum eigenen König. Nur wenige Züge später gibt Neopmiachtchi auf. Statt einer Vorentscheidung steht es 6:6. Es ist bereits die sechste Gewinnpartie der WM. Es hätten sogar mehr sein können, so hat beispielsweise Ding in der achten Partie klare Siegchancen verpasst.

In den verbleibenden zwei Partien ist wieder alles möglich. Im Falle eines 7:7 könnte es erneut zu einer Vergabe des Titels in einem Tie-Break kommen. Die vorletzte Partie folgt morgen, Donnerstag, ab 11:00 Uhr, die vierzehnte und letzte Partie am Samstag, dem 29. April 2023, ab 11:00 Uhr MEZ. (wk, Foto: Turnierwebsite)

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Dramatischer WM-Auftakt in Astana

Das erste Drittel des Matches um die Weltmeisterschaft zwischen Ian Nepomniachtchi und Ding Liren verläuft ganz nach dem Geschmack der Schachfans in aller Welt. Sie kämpfen von Beginn an mit offenem Visier und verzichten auf ein vorsichtiges Abtasten, wie man es aus vergangenen Matches nur zu gut kennt.

In der ersten Partie erreicht Nepomniachtchi in einer selten gespielten spanischen Variante einen bequemen Vorteil, der sich verdichtet. Im entscheidenden Moment hat Nepomniachtchi zwei aussichtsreiche Fortsetzungen gewinnträchtige Endspiele anzustreben. Er entscheidet sich aber in gegnerischer Zeitnot für eine dritte Möglichkeit und setzt auf Königsangriff, wirft damit aber den Vorteil weg und ermöglicht Ding mit einem Remis davonzukommen.

In der zweiten Partie kommt es für Ding noch schlimmer. Er wählt in einem Damengambit schon im vierten Zug einen ungewöhnlichen Wartezug und vermeidet so einige Varianten. Nepomniachtchi entscheidet sich für einen Übergang ins angenommene Damengambit und fährt gut damit. Ding findet keinen rechten Plan und öffnet mit einem unbedachten Springertausch die g-Linie, wonach sich sein Wartezug h3 als Schwäche erweist. Nepomniachtchi lässt sich die Chance nicht mehr nehmen und erkämpft selbstsicher seinen ersten Sieg in einem WM-Match. Ding wirkt gebrochen, spricht in der Pressekonferenz von mentalen Schwierigkeiten und unerwarteten Zügen am Brett. Worte, die man von einem WM-Finalisten üblicherweise nicht hört, um dem Gegner keine Angriffsfläche zu bieten.

Der erste Ruhetag scheint Ding aber gut getan zu haben. Er kommt wie ausgewechselt zurück, wirkt selbstsicherer und das zeigt sich auch am Brett. Nepomniachtchi wechselt den Eröffnungszug von e4 auf d4. Ding wählt ebenfalls das Damengambit, wonach es zu einer Karlsbader Struktur kommt. Nepomniachtchi folgt einer Partie von Giri gegen Ding. In der Live-Kommentierung auf chess.com erläutert Giri die Variante und ist überrascht, dass "Nepo" so spielt, da er selbst mit der Partie wenig zufrieden war. Offenbar ist das eine richtige Einschätzung. Ding gleicht ohne Probleme aus und kann mit Schwarz sogar die Initiative ergreifen. Nepomniachtchi erkennt die Gefahr und wickelt ins Remis ab.

In der vierten Partie greift Ding erstmals zu einer englischen Eröffnung. Es kommt ein Abspiel aufs Brett, zu dem es einen Vorgänger seines Sekundanten Richard Rapport gibt. Nepomniachtchi begeht ein, zwei Ungenauigkeiten und gerät in Schwierigkeiten. Ding ist im Vorteil, ein Gewinn ist aber noch in weiter Ferne. Doch dann greift "Nepo" daneben. Ding ist die Überraschung anzusehen. Nach nur einer Minute Bedenkzeit opfert er die Qualität für den gegnerischen Springer auf d4, wonach die schwarze Stellung rasch zusammenbricht. Das Match steht nach vier Partien 2:2. Alles ist wieder offen. Die fünfte Partie folgt nach einem Ruhetag am Samstag. (wk, Info/Foto: FIDE)

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Lei Tingjie ist WM-Herausforderin von Wenjun Ju

Das FIDE-Kandidatenfinale 2023 der Frauen wurde vom 27. März bis 5. April in Chongqing (China) ausgetragen. Die chinesischen Großmeister Lei Tingjie und Tan Zhongyi standen sich in einem Match über sechs Partien gegenüber.

In der ersten Partie gelingt Tan Zhongyi mit einem Sieg ein perfekter Auftakt. Danach übernimmt aber Lei Tingjie das Kommando. Sie schlägt in der zweiten Runde unmittelbar zurück. Nach einem Remis in der dritten Partie kommt es zu einer raschen Entscheidung. Tingjie legt mit einem zweiten Weißsieg nach und geht 2,5:1,5 in Führung.

Zhongyi setzt in ihrer letzten Partie mit Weiß daher alles auf eine Karte und versucht ihre Landsfrau mit dem Colle-Zuckertort System zu überraschen. Tingjie findet sich aber bestens zurecht und kann mit einem weiteren Sieg den 3,5:1,5 Endstand herstellen. Sie gewinnt 60.000 Euro Preisgeld und das Recht im Juli gegen die amtierende Weltmeisterin Wenjun Ju um den Titel zu spielen. (wk, Foto: FIDE)

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WM Nepomniachtchi-Ding startet Ostersonntag 11:00

Die Augen der Schachwelt richten sich vom 9. April bis 1. Mai 2023 auf Astana, Kasachstan, wo in Abwesenheit von Magnus Carlsen, der Norweger verzichtet bekanntlich auf eine Titelverteidigung, das Match um die Weltmeisterschaft zwischen Ian Nepomniachtchi (32) und Ding Liren (30) ausgetragen wird. Einer der Beiden wird sich zum 17. Weltmeister der Schachgeschichte küren.

Nepomniachtchi muss aus politischen Gründen unter neutraler Flagge spielen und geht als leichter Favorit in das Match. Er hat bereits WM-Erfahrung aus seinem Match gegen Carlsen und ein starkes Team an Sekundanten um sich. Ding gilt als supersolider Spieler und hat das große Ziel als erster Chinese Weltmeister zu werden. In der aktuellen Weltrangliste liegen Nepomniachtchi mit 2795 und Ding mit 2788 nur sieben Punkte getrennt hinter Carlsen (2853) auf den Plätzen zwei und drei. Alles andere als ein enges Match wäre daher eine Überraschung.

Das Match ist mit einem Preisgeld von 2.000.000 Euro dotiert. Der Sieger des Matches erhält, wenn es in den 14 klassischen Partien entschieden wird, 60 % des Preisgeldes, während der Zweitplatzierte die restlichen 40 % erhält. Geht das Match jedoch in ein Tiebreak, erhält der Sieger 55 % des Preisgeldes, während der Zweitplatzierte die restlichen 45 % erhält.

Die erste Partie startet am Ostersonntag, dem 9. April 2023, um 15:00 Uhr Ortszeit, das ist 11:00 MESZ. Nepomniachtchi wird die weißen Steine führen. Das Match wird auf der offiziellen Turnierseite und den großen Online Plattformen live übertragen. Die offiziellen Kommentatoren sind Viswanathan Anand, Daniil Dubov und Irina Krush. (wk, Info/Foto: FIDE)

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Arabidze ist Europameisterin, Fröwis gelingt WIM-Norm

Nach 11 spannenden Runden bei der Schach-Europameisterschaft der Frauen 2023 im Standardschach liegen zwei Spielerinnen mit jeweils 8,5 Punkten gleichauf am ersten Platz: Meri Arabidze (GEO, 2433) und Oliwia Kiolbasa (POL, 2406). Dank ihres Sieges in der 8. Runde im direkten Aufeinandertreffen mit der polnischen Vertreterin sichert sich Arabidze den Europameistertitel im Frauenschach. Vier Spielerinnen erzielen jeweils acht Punkte und belegen den dritten Platz: IM Aleksandra Maltsevskaya (POL, 2388), IM Stavroula Tsolakidou (GRE, 2358), IM Salome Melia (GEO, 2366) und IM Klaudia Kulon (POL, 2290). Bronze geht nach Tie-Break an Maltsevskaya. Neun Spielerinnen qualifizieren sich für den nächsten FIDE Women´s World Cup.

Aus österreichischer Sicht berichtet Bundesfrauentrainer David Shengelia über eine WIM-Norm für Annika Fröwis. Fröwis spielt von Beginn an stark und kann im Verlaufe des Turniers auch gegen fünf deutlich höher eingestufte Spielerinnen punkten. Ein Sieg in der 10. Runde gegen die Serbin Adela Velikic sichert ihr die erhoffte WIM-Norm. Nach einer Niederlage in der Schlussrunde landet Fröwis mit fünfeinhalb Punkten aus 11 Partien am 70. Platz unter 130 Spielerinnen aus 34 Föderationen und holt 31 Punkte für die Weltrangliste.

Nikola Mayrhuber startet mit einem Punkt aus fünf Runden schlecht, kann sich dann aber erfangen und wie Fröwis insgesamt fünfeinhalb Punkte holen. Das reicht nach Feinwertung im Rahmen ihrer Erwartung für den 79. Platz. Nicht recht ins Turnier findet Elisabeth Hapala. Zwei Siege und vier Unentschieden bringen mit vier Punkten nur Rang 116 und einen deutlichen Eloverlust. (wk, Foto: Turnierseite)

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