Blog WM - EM

Dotzer wird 7. bei Schnellschach-WM U14

Lukas Dotzer nahm vergangene Woche bei den Weltmeisterschaften im Blitz- und Schnellschach in Batumi teil. Der Schnellschachbewerb fand verteilt über drei Tage von Dienstag bis Donnerstag in der georgischen Hafenstadt statt. Lukas startete dabei optimal ins Turnier: Nach einem perfekten ersten Spieltag mit 3/3 besiegt er in Runde 4 den Topgesetzten IM, Uskov Artem (FID). In Runde 5 muss sich der junge Wiener dem späteren Vize-Weltmeister Dinh Nho Kiet (VIE) geschlagen geben. Gemeinsam liegen die beiden nach Runde 8 mit 6,5 Punkten an der Spitze des Feldes, eine Medaille scheint in Greifweite. Doch auch gegen den stark aufspielenden FM Pham Tran Gia Phuc (VIE) muss Lukas eine Niederlage hinnehmen, zu allem Überdruss geht nach einem umkämpften Remis in Runde 10 noch die Schlussrunde verloren. Am Ende holen die beiden Viatnamesen Gold und Silver, IM Savva Vetokhin (FID) wird 3. und Lukas muss mit Rang 7 zufrieden sein.

Beim 11-rundigen Blitzen startet Lukas nach einem Ruhetag am Samstag mit 3 aus 4 gut, drei Niederlagen in den Runden 5 bis 7 sind allerdings schmerzhaft, sowie die rot-weiß-roten Medaillenträume geplatzt. Mit 5,5 aus 10 muss sich Österreich’s Medaillenhoffnung jedoch dem Schnellschach-Weltmeister geschlagen geben, so wird es am Ende mit 50% der Punkte und Rang 22 ein Mittelfeldplatz bei 44 Teilnehmern. Insgesamt nahmen in Batumi 426 Spieler*innen aus 61 Nationen teil. (af, Foto: GCF)

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Ergebnisse: Rapid, Blitz

Neue FIDE Rapid Team WM in Düsseldorf

Die erste Ausgabe der Rapid-Mannschaftsweltmeisterschaft, ein Schweizer Turnier mit 12 Runden, findet vom 25. August (Anreisetag) bis 28. August 2023 in Düsseldorf statt. Die mit 250.000 € dotierte Veranstaltung ist für Teams aus aller Welt offen. Jedes Team muss mindestens sechs Spieler nennen, darunter zumindest eine weibliche Spielerin und einen Spieler/ eine Spielerin mit einer Elozahl unter 2000. Teilnahmeberechtigt sind Vereine aber auch andere Organisationen oder frei zusammengestellte Teams. Nennungen sind noch bis 10. Juni 2023 möglich.

Eine vorläufige Liste der angemeldeten Teams ist auf der offiziellen Website bereits veröffentlicht worden. Der Bewerb wird gut angenommen. In den bisher gemeldeten Teams, darunter Österreichs regierender Mannschaftsmeister ASV Linz, sind hochkarätige Großmeister wie Ian Nepomniachtchi, Fabiano Caruana, Wesley So, Levon Aronian oder Nodirbek Abdusattorov genannt.

Österreichs Mannschaftsmeister ASV Linz hat mit Etienne Bacrot, Parham Maghsoodloo und Arkadij Naiditsch drei Großmeister an den Top-Brettern aufgestellt und mit der mehrfachen Blitz und Rapid Weltmeisterin Kateryna Lagno eine starke Frau als Ass im Ärmel. ÖSB Präsident und Captain Michael Stöttinger will sein Team aber noch weiter verstärken und um die vorderen Plätze kämpfen und hofft zudem, dass noch weitere Mannschaften aus Österreich teilnehmen werden.

Der Hauptsponsor der Veranstaltung, die WR Group Holding GmbH, ist ein Partner der FIDE und wird die Rapid Team WM zumindest 2023 und 2024 sponsern. Wadim Rosenstein, CEO der WR Group, sagt: "Das zentrale Ziel der Offenen Mannschaftsweltmeisterschaft ist es, Menschen die Möglichkeit zu geben Schach zu spielen, die normalerweise nicht die Chance haben das "Spiel der Könige" in der Weltarena zu spielen."

FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich zeigt sich erfreut über die neue Veranstaltung: "Mannschafts- und Schnellschachwettbewerbe sind zwei der beliebtesten Formate unter Spielern und Schachfans. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine Veranstaltung wie diese eine wichtige Ergänzung zu unserem Veranstaltungsportfolio darstellt. Diese Teams werden von ihren eigenen Sponsoren unterstützt und haben ihre eigene Fangemeinde, so dass die Meisterschaft mit Sicherheit das Interesse der Fans erhöhen wird."

Marco Biagioli, der Präsident der Mitropa Chess Association, plant für seine Organisation ein Team bestehend aus Juniorinnen und Junioren aus den Mitropa-Ländern zu nominieren. Interessenten können sich bei ihm unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! melden. (wk, Fotos: FIDE)

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Achterbahn bei Schach-WM, Ding gleicht aus

Das Match um die Schach Weltmeisterschaft zwischen Ian Neopmniachtchi und Ding Liren steht nach dramatischen Verlauf nach zwölf von vierzehn Partien 6:6. In der heutigen 12. Partie gelingt Ding zum dritten Mal der Ausgleich.

Dabei schien die WM knapp vor einer Entscheidung zu stehen. Ding geht in seiner vorletzten Partie mit Weiß aufs Ganze und entscheidet sich imm 12. Zug die gegnerische Königsstellung zu schwächen. Er nimmt den Springer f6 und Schwarz muss mit dem g-Bauern wiedernehmen. Aber wie schon in der zweiten Partie nutzt Nepomniachtchi die dynamischen Möglichkeiten der halboffenen g-Linie geschickt aus und steht nach Computerbewertungen zwischen dem 20. und 25. Zug klar besser, wohl sogar auf Gewinn.

Die Stellung ist aber nicht leicht zu spielen. In den Verwicklungen am Brett machen beide Spieler Fehler. Die Entscheidung fällt im 34. Zug. Nepomniachtchi attackiert mit f5 die schwarze Stellung um einen Springer zu gewinnen. Allerdings öffnet er auch Linien für Ding zum eigenen König. Nur wenige Züge später gibt Neopmiachtchi auf. Statt einer Vorentscheidung steht es 6:6. Es ist bereits die sechste Gewinnpartie der WM. Es hätten sogar mehr sein können, so hat beispielsweise Ding in der achten Partie klare Siegchancen verpasst.

In den verbleibenden zwei Partien ist wieder alles möglich. Im Falle eines 7:7 könnte es erneut zu einer Vergabe des Titels in einem Tie-Break kommen. Die vorletzte Partie folgt morgen, Donnerstag, ab 11:00 Uhr, die vierzehnte und letzte Partie am Samstag, dem 29. April 2023, ab 11:00 Uhr MEZ. (wk, Foto: Turnierwebsite)

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Ding Liren ist Weltmeister

Die Weltmeisterschaft 2023 wird erst in einem Stichkampf in der letzten Schnellschachpartie entschieden. "Selfpinning to immortality, congrats Ding", twitterte Magnus Carlsen und bringt es auf den Punkt.

Nach drei Remisen schien die vierte Partie des Stichkampfs in eine Zugwiederholung zu münden und die Entscheidung auf Blitzparten vertagt. Aber Ding erstaunt alle und zieht mit nur mehr einer Minute auf der Uhr den Turm zwischen seinen König und die gegnerische Dame. Diese Selbstfesselung sieht gefährlich aus, aber Ding hat alles unter Kontrolle, sucht die Entscheidung und wird für seine Mut belohnt. In einem dramatischen Zeitnotfinale hat Ding das bessere Ende für sich, Nepomniachtchi gibt im 68. Zug auf. Ding Liren ist erster chinesischer Weltmeister.

Der Weg zum Titel ist filmreif. Eigentlich hatte Ding die Qualifikation für das Kandidatenturnier verpasst. Erst eine Sperre der FIDE von Sergey Karjakin, wegen Äußerungen zum Krieg in der Ukraine, macht Ding einen Platz frei. Im Kandidatenturnier startet Ding mit einer Niederlage gegen Nepomniachtchi und hat nach sieben Runden nur drei Punkte am Konto. Die Qualifikation ist in weiter Ferne. Nach einer längeren, pandemiebedingten Pause startet Ding eine Siegesserie und gewinnt gegen Duda, Rapport und Caruana drei Partien hintereinander. In der Schlussrunde siegt Ding im Kampf um den zweiten Platz im direkten Duell gegen Nakamura. Üblicherweise ist der Zweite der erste Verlierer, da sich nur der Sieger für das Match um die Weltmeisterschaft qualifiziert. Erst als Magnus Carlsen Gerüchte bestätigt und offiziell bekannt gibt, den Titel nicht mehr verteidigen zu wollen, spielt Ding um die Weltmeisterschaft.

Der Auftakt der WM steht ganz im Zeichen von Ian Nepomniachtchi. Der unter neutraler Flagge spielende Russe diktiert die erste Partie und kann in der zweiten mit Schwarz einen ersten Sieg einfahren. Ding wirkt desolat und gibt offen mentale Probleme zu. Doch dann wendet sich das Blatt, das große Kämpferherz von Ding erwacht. Er gewinnt die vierte Partie und kann zwei weitere Rückstände in der sechsten und zehnten Partie ebenfalls ausgleichen. In der letzten klassischen Partie hat Nepomniachtchi eine weitere Chance das Match vorzeitig zu entscheiden. Zum wiederholten Mal wird ihm eine alte Schwäche zum Verhängnis. Er spielt im kritischen Moment seinen Zug sehr schnell und intuitiv. Ding nutzt den Fehler, rettet die Partie mit einem 7:7 in den Stichkampf.

Das Tie-Break bringt China einen großen Erfolg. Der Masterplan, alle großen Titel zu holen, ist mit Ding Liren als Weltmeister erfüllt. Zuvor hatte China zweimal die Schacholympiade in der offenen Klasse (2014 und 2018) und sechsmal bei den Frauen (1998, 2000, 2002, 2004, 2016 und 2018) gewonnen. Im Frauenschach dominiert China bereits seit 1991 mit den Weltmeisterinnen Jun Xie, Chen Zhu, Yifan Hou, Tan Zhongyi und Wenjun Ju. Weltmeister Ding Liren wird das Interesse in China wohl weiter steigern.

Russland muss seit Kramnik (2007) und Kosteniuk (2010) weiter auf einen Titel im klassischen Schach warten. Ian Nepomniachtchi hätte alle Voraussetzungen. Er ist hochtalentiert und spielerisch in der Lage jeden zu überspielen. Das Kandidatenturnier zweimal hintereinander zu gewinnen kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Es ist das Turnier der acht besten Spieler der Welt, abgesehen vom Weltmeister. Wie schon des öfteren scheitert Nepmoniachtchi an seiner Impulsivität und an einem Ding Liren, der einen Rückschlag nach dem anderen wegstecken konnte und im gesamten WM Zyklus bewiesen hat, dass er im entscheidenden Moment nervenstark seine besten Leistungen abrufen kann und so das "Glück" auf seine Seite zwingt.

Die Schachwelt hat jetzt mit Ding Liren einen neuen Weltmeister und mit Magnus Carlsen eine überlegene Nummer Eins in der Weltrangliste. Das Match war kampfbetont, mitreißend und bis zum letzten Zug dramatisch. Die Schachfans dankten es beiden Spielern. Am Ende musste zwischen zwei gleichwertigen Kontrahenten einer gewinnen, weil einer gewinnen musste. (WK, Foto: FIDE/Stev Bonhage)

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Dramatischer WM-Auftakt in Astana

Das erste Drittel des Matches um die Weltmeisterschaft zwischen Ian Nepomniachtchi und Ding Liren verläuft ganz nach dem Geschmack der Schachfans in aller Welt. Sie kämpfen von Beginn an mit offenem Visier und verzichten auf ein vorsichtiges Abtasten, wie man es aus vergangenen Matches nur zu gut kennt.

In der ersten Partie erreicht Nepomniachtchi in einer selten gespielten spanischen Variante einen bequemen Vorteil, der sich verdichtet. Im entscheidenden Moment hat Nepomniachtchi zwei aussichtsreiche Fortsetzungen gewinnträchtige Endspiele anzustreben. Er entscheidet sich aber in gegnerischer Zeitnot für eine dritte Möglichkeit und setzt auf Königsangriff, wirft damit aber den Vorteil weg und ermöglicht Ding mit einem Remis davonzukommen.

In der zweiten Partie kommt es für Ding noch schlimmer. Er wählt in einem Damengambit schon im vierten Zug einen ungewöhnlichen Wartezug und vermeidet so einige Varianten. Nepomniachtchi entscheidet sich für einen Übergang ins angenommene Damengambit und fährt gut damit. Ding findet keinen rechten Plan und öffnet mit einem unbedachten Springertausch die g-Linie, wonach sich sein Wartezug h3 als Schwäche erweist. Nepomniachtchi lässt sich die Chance nicht mehr nehmen und erkämpft selbstsicher seinen ersten Sieg in einem WM-Match. Ding wirkt gebrochen, spricht in der Pressekonferenz von mentalen Schwierigkeiten und unerwarteten Zügen am Brett. Worte, die man von einem WM-Finalisten üblicherweise nicht hört, um dem Gegner keine Angriffsfläche zu bieten.

Der erste Ruhetag scheint Ding aber gut getan zu haben. Er kommt wie ausgewechselt zurück, wirkt selbstsicherer und das zeigt sich auch am Brett. Nepomniachtchi wechselt den Eröffnungszug von e4 auf d4. Ding wählt ebenfalls das Damengambit, wonach es zu einer Karlsbader Struktur kommt. Nepomniachtchi folgt einer Partie von Giri gegen Ding. In der Live-Kommentierung auf chess.com erläutert Giri die Variante und ist überrascht, dass "Nepo" so spielt, da er selbst mit der Partie wenig zufrieden war. Offenbar ist das eine richtige Einschätzung. Ding gleicht ohne Probleme aus und kann mit Schwarz sogar die Initiative ergreifen. Nepomniachtchi erkennt die Gefahr und wickelt ins Remis ab.

In der vierten Partie greift Ding erstmals zu einer englischen Eröffnung. Es kommt ein Abspiel aufs Brett, zu dem es einen Vorgänger seines Sekundanten Richard Rapport gibt. Nepomniachtchi begeht ein, zwei Ungenauigkeiten und gerät in Schwierigkeiten. Ding ist im Vorteil, ein Gewinn ist aber noch in weiter Ferne. Doch dann greift "Nepo" daneben. Ding ist die Überraschung anzusehen. Nach nur einer Minute Bedenkzeit opfert er die Qualität für den gegnerischen Springer auf d4, wonach die schwarze Stellung rasch zusammenbricht. Das Match steht nach vier Partien 2:2. Alles ist wieder offen. Die fünfte Partie folgt nach einem Ruhetag am Samstag. (wk, Info/Foto: FIDE)

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