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WR Chess ist erster FIDE-Weltmeister im Schnellschach

Das Team von WR Chess (So, Abdusattorov, Nepomniachtchi, Duda, Praggnanandhaa, Keymer, Hou, Kostniuk, Rosenstein) gewinnt mit zehn Mannschaftssiegen und zwei Punkteteilungen die erste FIDE-Weltmeisterschaft für Mannschaften im Schnellschach. Team Freedom wurde Zweiter, die indische Mannschaft von MGD1 Dritter.

Die Entscheidung fällt bereits in der 11. Runde. WR Chess gewinnt sein Match gegen ASV Linz, während Verfolger Freedom über eine Punkteteilung gegen die Chess Pensioners nicht hinauskommt, und baut den Vorsprung vor der Schlussrunde auf uneinholbare drei Punkte aus. Das bringt dem Team neben Pokal und Medaillen auch ein Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro. Freedom erhält 60.000, MGD1 immerhin noch 40.000 Euro. Es gab drei weitere Preise: Das Team Armenia erhielt 25.000 Euro für seinen vierten Platz, während das Team Germany and Friends für eine große Überraschung sorgte, indem es den fünften Platz belegte und 12.500 Euro gewann.

Österreichs ambitionierter Meister, ASV Linz, gewinnt sieben seiner zwölf Begegnungen, muss aber auch fünf Niederlagen einstecken und sich am Ende mit dem sechsten Platz begnügen. Am Spitzenbrett holt Maxime Vachier-Lagrave für sein Team 8 Punkte aus 12 Partien. Top-Scorer ist Alexander Grischuk mit 8,5/12. Weiters spielten: Parham Maghsoodloo (4,5/10), Etienne Bacrot (5,5/9), Arkadij Naiditsch (4/5), Kateryna Lagno (8/12) und Marc Llari (6,5/11). Im Match gegen die Ukrainian Amators spielt ÖSB-Präsident Michael Stöttinger für seine Team selbst am "Amateurbrett" und erlaubt den Gegnern beim 5:1 Sieg den Ehrenpunkt.

Das Format der Veranstaltung, bei der Amateure Seite an Seite mit Weltmeistern und superstarken Großmeistern spielten und an der sogar der Präsident der FIDE (am Amateurbrett) teilnahm, wurde überwiegend positiv aufgenommen. Jedenfalls kam der Geist des FIDE-Mottos Gens Una Sumus ("Wir sind eine Familie") voll zum Tragen.

Der Geschäftsführer der WR Group (dem Sponsor der Veranstaltung) und Spieler Wadim Rosenstein zeigte sich zufrieden mit der positiven Aufnahme seiner Idee einer weltoffenen Schnellschachmeisterschaft: "Es war wunderbar, so viele Schachstars an einem Ort zu versammeln, und ich glaube, alle haben es nicht nur zu schätzen gewusst, sondern es auch wirklich genossen." (wk, Foto: FIDE)

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Erste FIDE-WM für Mannschaften im Schnellschach in Düsseldorf

Die erste FIDE-Weltmeisterschaft für Mannschaften im Schnellschach findet vom 26. bis 28. August in Düsseldorf statt. Gespielt werden 12 Runden Schweizer System mit einer Zeitkontrolle von 15 Minuten und 10 Sekunden pro Zug. Gekämpft wird neben den Medaillen um ein Preisgeld von 250.000 Euro.

Jedes Team besteht aus mindestens sechs, aber nicht mehr als neun Spielern. Abgesehen davon, dass mindestens eine weibliche Spielerin dabei sein muss, muss zum ersten Mal bei einem hochrangigen Mannschaftsturnier ein Freizeitspieler dabei sein, der noch nie eine Standard-, Schnell- oder Blitz-FIDE-Wertung von 2000 oder mehr erreicht hat.

Dank dieser Regeln ist Unter den 36 Mannschaften auch die FIDE mit einem Team vertreten. Neben starken GMs wie Viktor Bologan oder Nigel Short war am ersten Spieltag auch FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich im Einsatz.

Aus Österreich ist Meister ASV Linz, die Mannschaft von ÖSB Präsident Michael Stöttinger, am Start und in der Besetzung Vachier-Lagrave, Grischuk, Maghsoodloo, Bacrot, Naiditsch, Lagno, Llari und Stöttinger als Vierter der Setzliste im Kreis der Favoriten.

Nach den gestrigen ersten vier Runden ist nur WR Chess ohne Punkteverlust und führt mit acht Punkten vor Team MGD1 und Freedom (je 7 Punkte) sowie vier Teams mit je sechs Zählern, darunter ASV Linz. Die Linzer gewinnen zu Beginn zweimal hoch mit 6:0 gegen Wensing & Pöbel und 5,5:0,5 gegen Team Chessemy.com, verlieren dann aber gegen Columbus Energy KingsOfChess Kraków. Danach gelingt gegen Six-pack ein dritter Sieg im Ausmaß von 4:2.

Die Runden 4-8 und 9-12 folgen heute Sonntag und morgen Montag jeweils ab 13:30 MEZ. (wk, Foto: FIDE)

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Bundestrainer Markus Ragger berichtet vom World Cup

Am World Cup in Baku gab es unter den 206 Teilnehmern eine österreichische Rekordbeteiligung. Valentin Dragnev (Qualifikation bei der EM 2023), Felix Blohberger (Österreich Freiplatz auf Grund der guten Olympiaden-Platzierung) und ich, Markus Ragger (Qualifikation bei der EM 2022). Eine intensive Vorbereitung, beginnend mit dem Trainingslager in der Südstadt ging dem prestige-trächtigen und anstrengenden Knockout-Turnier voraus.

Felix Blohberger spielte in der ersten Runde gegen den erfahrenen griechischen GM Dimitrios Mastrovasilis (2587). In der ersten klassischen Partie überspielte Felix mit Schwarz seinen Gegner. Doch im 27.Zug unterlief ihm auch mit großem Zeitvorteil ein grober Fehler und nur wenige Züge später musste Felix aufgeben. In der zweiten klassischen Partie zeigte Felix große Nervenstärke und konnte zurückschlagen. Im Tiebreak gerät Felix mit Schwarz in Rückstand, doch gelang ihm mit Weiß wieder der Ausgleich. Leider gingen die nächsten beiden Partien an den Griechen.

Valentin Dragnev spielte in der ersten Runde gegen GM Ori Kobo (2548) aus Israel. Mit Weiß spielte Valentin eine Musterpartie gegen Französisch. Schon kurz vor der ersten Zeitkontrolle hatte er großen Raumvorteil und sein Gegner den typischen schlechten Läufer. Nach langem Manövrieren konnte Valentin um den 80. Zug herum endlich die schwarze Stellung knacken und nach einem doppelten Bauerngewinn hatte sein Gegner genug gesehen.

 

In der zweiten Partie kam Valentin jedoch schon aus der Eröffnung unter Druck. Der weiße Vorteil wurde immer größer und Valentin wollte nach eigenen Angaben im 40. Zug schon aufgeben, zum Glück tat er es nicht und zeigte fantastische Verteidigungsqualitäten. Sein Gegner versuchte fast 50 Züge lang einen Gewinn in einem Endspiel mit Turm, Läufer und e-Bauer gegen Turm und 2 e-Bauern zu finden. Am Ende blieb ihm nichts Besseres als die e-Bauern zu tauschen und sein Glück im Turm und Läufer gegen Turm zu suchen. Doch auch dort gab es kein Durchkommen gegen Valentin. In der zweiten Runde wartete auf Valentin der Weltklasse-GM Maxime Vachier-Lagrave (2739). In beiden klassischen Partien war es Valentin, der Druck machte, aber am Ende endeten beide Partien remis und es ging in den Tiebreak. In einem scharfen Sizilianer übte Valentin wieder enormen Druck auf den französischen Weltklassespieler aus, der sich jedoch umsichtig verteidigte und nicht mehr als Dauerschach zuließ. In der zweiten Tiebreak Partie opferte Valentin mit Schwarz in der russischen Verteidigung eine Qualität, die Kompensation war jedoch nicht ganz vollwertig und mit präzisem Spiel verwertete Vachier-Lagrave seinen Vorteil.

Ich spielte in der ersten Runde gegen den ägyptischen IM Kareim Wageih (2369). Auf den ersten Blick eine machbare Aufgabe für die erste Runde. Nach dem Match erzählte mir mein Gegner, dass er schon mit 16 IM war. Danach machte er einige Jahre Schach Pause, ist mittlerweile Wirtschaftsprofessor an der Universität und betreibt 10 Schachschulen in Ägypten. Jetzt spielt er wieder mehr und trainiert mit den starken ägyptischen GMs Adly und Bassem. Die zwei umkämpften klassischen Partien endeten unentschieden. Im Tiebreak konnte ich mit Weiß ein vorteilhaftes Turmendspiel erreichen und in einen Sieg umwandeln. In der zweiten Tiebreak Partie kam ich mit Schwarz in einem London System unter Druck und musste ein schlechteres Endspiel verteidigen. Am Ende gelang es mir aber aus der Position der Stärke das Remis und den Matchsieg zu fixieren. In der zweiten Runde wartete der 17 jährige usbekische Olympia-Sieger Javokhir Sindarov (2659) auf mich. In beiden klassischen Partien konnte ich Druck ausüben, besonders in der zweiten mit Schwarz hatte ich großen Vorteil. Am Ende gab es nur zwei Remisen und es musste erneut der Tiebreak entscheiden. Nachdem ich mit Schwarz ein überraschendes und starkes Qualitätsopfer übersehen hatte, musste ich mit Weiß zurückschlagen. In einem Grünfeldinder spielte ich zu ungestüm und musste schnell ins Endspiel. In diesem versuchte ich noch Wasser aus einem Stein zu pressen, doch ließ mein junger Gegner keine Chance mehr zu und so war auch für mich in Runde 2 Endstation.
Wie gefährlich GM Sindarov ist, bekam auch Vachier-Lagrave in der dritten Runde zu spüren.

Als Trainer bin ich mit dem Abschneiden und der gezeigten Leistungen sehr zufrieden. Die Stimmung war hervorragend und wir haben uns gegenseitig bei der Vorbereitung unterstützt. Felix hat sich gegen einen starken GM ein Match auf Augenhöhe geliefert, in dem am Ende das Quäntchen Glück, das man beim World Cup braucht, gefehlt hat. Valentin kam bei seinem ersten World Cup gleich in die zweite Runde und dort konnte er dem Weltklassespieler Vachier-Lagrave ein knappes Match liefern. Der harte Kampf und die Chancen, die ich in den klassischen Partien gegen GM Sindarov hatte, lassen mich aber auch als Spieler positiv auf den World Cup zurückblicken. (wk, Text/Partie: Ragger, Foto: FIDE)

Turnierwebsite WorldCup-2023

Magnus Carlsen gewinnt erstmals World Cup

Der ehemalige Weltmeister Magnus Carlsen gewinnt das Finale des World Cup 2023 gegen das 18-jährige indische Wunderkind R Praggnanandhaa im Tiebreak und komplettiert seine Liste an Erfolgen um einen Titel, der ihm noch gefehlt hat. Die beiden klassischen Partien enden mit Remisen. Entscheidend war der erste Schnellschach-Tiebreak, den Carlsen mit den schwarzen Figuren nach hartem Kampf gewann. Die zweite Partie verlief wesentlich ruhiger. Carlsen erzwingt mit Weiß in besserer Stellung den Abtausch vieler Figuren. Bereits im 22. Zug wurde ein Remis vereinbart, das dem Norweger den ersten Platz sicherte.

Das Spiel um den dritten Platz endete mit dem Sieg von Fabiano Caruana. Nachdem er in der ersten Partie des regulären Matches verloren hatte, gelang Caruana am zweiten Tag in einer komplizierten und harten Partie ein Comeback. Die Entscheidung musste in einem Tiebreak fallen. Nijat Abasov - der aserbaidschanische Star, der mit seiner außergewöhnlichen Leistung in seiner Heimatstadt Baku alle überraschte - brach im Schnellschach ein und verlor beide Tiebreak-Partien.

Damit sind Carlsen, Praggnanandhaa und Caruana für das nächste Kandidatenturnier qualifiziert. Sollte Carlsen seine Teilnahme offiziell ablehnen - er hat in Interviews angedeutet, dass er kein Interesse an der Teilnahme hat -, wird Nijat Abasov, der Vierter wurde, ihn ersetzen. (wk, Foto: FIDE)

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World Cup mit Ragger, Dragnev und Blohberger

Der World Cup 2023 findet von 30. Juli bis zum 24. August in Baku, Aserbaidschan, statt. 206 Teilnehmer in der Offenen Klasse und 103 Spielerinnen bei den Frauen werden in zwei getrennten K.O.-Turnieren um Tickets für die nächsten Kandidatenturniere kämpfen. Die elostärksten 50 Spieler kommen dabei direkt in die 2. Runde. Aus heimischer Sicht sind mit Markus Ragger (Nr. 74), Valentin Dragnev (Nr. 119) und Felix Blohberger (Nr.148) gleich drei Großmeister vertreten: Markus, der sich über die Einzel-EM 2022 qualifiziert hatte, trifft in Runde 1 auf den ägyptischen IM Kareim Wageih (2369), bei einem Sieg würde es in Runde 2 Sindarov (UZB, 2659) treffen. Valentin hatte sich über sein Spitzenresultat bei der heurigen Einzel-EM qualifiziert und hat in der ersten Runde mit Ori Kobo (ISR, 2548) einen in etwa ausgeglichenen Gegner. Der Sieger des Matches trifft auf Vachier-Lagrave. Der Grieche Dimitrios Mastrovasilis (2587) ist das erste Los von Felix‘, der sich über den "Österreicher-Platz" qualifiziert hat. Bei gutem Verlauf bekommt es der noch amtierende Staatsmeister mit Vidit (IND, 2719) zu tun.

Jedes Match besteht aus zwei klassischen Partien (90m+30s+30m). Ist das Duell nicht entschieden folgen der Reihe nach zwei Schnellschach-Partien (25m+10s) oder noch zwei weitere Schnellschach-Partien (10m+10s). Als vorletzte Entscheidung folgen bei Bedarf in Folge zwei Blitzpartien (5m+3s), ansonsten gibt es Blitzpartien (3m+2s) bis eine Entscheidung fällt. Die drei topplatzierten Spieler qualifizieren sich für das Kandidatenturnier 2024 und der gesamte Preisfonds beträgt US$1,834,000. Die erste Runde beginnt am Sonntag um 13:00 Uhr (MESZ). (af, Foto: Turnierseite)

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