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Candidates: Markus Ragger kommentiert die 6. Runde

In der sechsten Runde des Kandidatenturniers legt Ian Nepomniachtchi mit einem Sieg gegen Ding Liren nach und baut seine Führung auf einen ganzen Punkt aus. Markus Ragger widmet sich in seinem Videokommentar der Runde ausführlich dieser Partie und zudem einem Sieg von Anish Giri gegen Kirill Alekseenko. Es ist übrigens der erste Sieg des Holländers in seiner 20. Partie in einem Kandidatenturnier. Er steht jetzt bei +1 =18 -1. Bei seinem ersten Antreten hatte er bekanntlich alle Partien remisiert.

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Videokommentare von Markus Ragger (Youtube)
Runde 1Runde 2Runde 3Runde 4Runde 5, Runde 6

Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
CaruanaDingGrischukNepomniachtchiVachier-LagraveGiriWangAlekseenko.

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Ian Nepomniachtchi schlägt Wang Hao und übernimmt Führung

In der fünften Runde des Kandidatenturniers übernimmt erstmals ein Spieler die alleinige Führung. Ian Nepomniachtchi besiegt im Duell zweier Führender Wang Hao und hält nun bei dreieinhalb Punkten aus fünf Partien. Sein erster Verfolger ist Maxime-Vachier Lagrave mit drei Punkten. Alle anderen spieler haben 50% oder einen halben Punkt weniger.

Nach dem Remistag der vierten Runde gibt es in der fünften wieder einen Sieger. Nepomniachtchi und Wang sind zuvor viermal aufeinandergetroffen. Jeder konnte eine Partie gewinnen, zwei endeten mit Remisen. Wang erwidert auf 1.e4 erneut mit der russischen Verteidigung. In einer bekannten Variante schickt Nepomniachtchi früh seinen h-Bauern auf die Reise um die gegnerische Königsstellung zu lockern. Diese Neuerung entspricht einer modern gewordenen Strategie und kommt seit dem Projekt "Alpha Zero" viel häufiger vor, wie selbst Weltmeister Magnus Carlsen auf "chess24" erläutert. Die selbstlernende Schach-Maschine greift in ihren Partien oft erfolgreich zum Vorstoß des Randbauern. Das entstandene Endspiel scheint Weiß objektiv nicht viel zu bieten, die Stellung ist für Schwarz aber viel unangenehmer zu spielen, da er ständig auf weißen Drohungen reagieren muss. Im 32. Zug passiert dem Chinesen mit Dd7 ein entscheidender Fehler. Im Interview meint Wang den weißen Gewinnzug Dd8 übersehen zu haben. Sonst hätte er wohl die richtige Verteidigung mit Sxd4 gefunden. Nepomniachtchi bleibt im Erfolg "cool". Auf seine Chancen angesprochen meint er nur, dass es noch zu früh sei darüber zu spekulieren.

Fabiona Caruana, der große Favorit, darf sich glücklich schätzen seine Partie gegen Anish Giri gerettet zu haben. Der Amerikaner wählt zum zweiten Mal die slawische Verteidigung, anders als gegen Ding, kommt er gegen Giri aber rasch unter Druck. Trotz schlechter Stellung, eigentlich einer verlorenen, wie er in der Pressekonferenz meint, verteidigt er sich zäh. Das hätte aber nicht geholfen wenn Giri im 33. Zug den Gewinn mit Tf2 gefunden hätte. Markus Ragger analysiert in seinem Videokommentar diese Stellung und zeigt, warum dieser Zug alles andere als leicht zu finden war. Die eigentliche Pointe kommt erst 10 Züge später. Eine verpasste Chance von Giri, die Caruana weiter hoffen lässt.

Einen taktischen Schlagabtausch mit vielen Opfern und Gegenopfern liefern sich Kirill Alekseenko und Maxime Vachier-Lagrave in einem Najdorf Sizilianer. Beide folgten einer Vorgängerpartie von Carlsen gegen Vachier-Lagrave, der Franzose verbessert im 16. Zug mit g6, worauf der Russe mit Txg6 den Opferreigen beginnt. Das Brett steht danach in Flammen. Wenig beeindruckt zeigen sich hingegen die "Engines", die mit ihrer Bewertung konstant bei 0,00 bleiben und dabei wohl schon die 15 Züge später folgende Zugwiederholung im Auge haben. Insbesondere Vachier-Lagrave hat diese Variante wohl ausgiebig im Vorfeld analysiert, wie sein geringer Zeitverbrauch zeigt. Dennoch ist es enorm schwierig alle Varianten im Gedächtnis zu behalten und/oder die richtigen Züge zu finden. Für die Zuschauer war es ein faszinierender Schlagabtausch, dem die Kommentatoren auch viel Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Alexander Grischuk und Ding Liren liefern sich ein theoretischen Duell in einem Anti-Marshall Spanier. Ding findet die richtigen Antwort auf Grischuks Vorbereitung und die Partie landet in einem Endspiel mit nur symbolischem Vorteil für den Russen. Der Remisschluss folgt im 54. Zug. "Es war eine gute Partie, aber keine sehr interessante", sagt Grischuk im Interview und sorgt zudem für Schlagzeilen, als auf die Frage wie er sein bisheriges Spiel sieht nachdenklich meint: "Ich habe angesichts der aktuellen Ereignisse gar keine Lust zu spielen und denke das Turnier sollte abgebrochen werden".

Caruana und Giri meinten zu diesem Thema mit Galgenhumor, dass sie nicht wissen wie sie nach dem Turnier wieder heim kommen werden. Die meisten Flüge der nächsten Wochen sind abgesagt. Vor Ort bemüht sich der Veranstalter alle Sicherheitsvorkehrung zu treffen, die möglich sind, sieht man einmal von der Eröffnungsfeier mit 1.000 Besuchern ab. Spieler waren übrigens keine dabei. De facto wurde das Hotel zu einer Quarantäne-WG und schafft für die Spieler eine Atmosphäre, die es schwer macht sich auf den Sport zu konzentrieren. Andererseits bieten sie ihren Fans eine spannende Unterhaltung in einer schweren Zeit. Die danken es ihnen mit hohen Online-Zuschauerzahlen. (wk, Presseinfo/Fotos: FIDE)

Stand nach der 5. Runde:

1. Ian Nepomniachtchi – 3½
2. Maxime Vachier-Lagrave – 3
3-5. Fabiano Caruana, Wang Hao, and Alexander Grischuk – 2½
6-8. Ding Liren, Kirill Alekseenko and Anish Giri – 2

Die 6. Runde folgt heute, Montag, dem 23. März, ab 16:00 Ortszeit (12:00 MEZ):

Alexander Grischuk (RUS) – Fabiano Caruana (USA)
Kirill Alekseenko (RUS) – Anish Giri (NED)
Ian Nepomniachtchi (RUS) – Ding Liren (CHN)
Wang Hao (CHN) – Maxime Vachier-Lagrave (FRA)

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Online Trainer-Fortbildung am 25. März und 3. April

Schach ist eine der wenigen Sportarten, die den Betrieb mit Online-Trainings und Online-Turnieren trotz der aktuellen Einschränkungen durch das Corona-Virus einigermaßen aufrecht halten kann. Die Kommission für Aus- und Fortbildung bietet daher zwei Fortbildungen online an mit dem Ziel das notwendige "Know-How" möglichst vielen Trainern zur Verfügung zu stellen.

Mittwoch, 25. März 20:00 – 21:00
Thema: Wie führe ich ein Skypetraining mit einer Gruppe durch?

Freitag, 3. April 19:00 – 21:00
Thema: Ideen und Pläne in der Italienischen Eröffnung

Referent: IM Gert Schnider

Die Vorträge werden via Skype übertragen! Alle Teilnehmer müssen bis spätestens 30min vor Beginn sich über Skype mit Gert Schnider verknüpft haben.

Skypename: gert.schnider
Anzeigename: Bandobras

Die Teilnahme ist gratis. Den Instruktoren und Trainern werden die Fortbildungen für die Lizenzierung angerechnet. Voranmeldungen sind nötig an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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Candidates: Markus Ragger kommentiert die 5. Runde

Der Russe Ian Nepomniachtchi gewinnt in der fünften Runde des Kandidatenturniers in Jekaterinburg das Duell zweier Führender gegen den Chinesen Wang Hao und setzt sich damit alleine mit 3,5/5 an die Spitze. Markus Ragger widmet in seinem Videokommentar der Runde natürlich dieser Partie einen Schwerpunkt und zeigt aber auch auf warum selbst Computerbewertungen von +3 nicht immer einfach zum Sieg führen. (wk, Foto: Turnierseite) 

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Erste Remisrunde trotz spannender Partien in Jekaterinburg

Am vierten Spieltag gibt es in Jekaterinburg erstmals keine Gewinnpartie. Maxime Vachier-Lagrave war gegen Alexander Grischuk knapp dran einen vollen Punkt einzufahren, aber er verpasst im 30. Zug seine (einzige) Chance. Die längste Partie des Tages zwischen Fabiano Caruana und Ian Nepomniachtchi endet ebenfalls mit einer Punkteteilung. An der Spitze gibt es weiter keinen klaren Führenden. Ian Nepomniachtchi, Maxime Vachier-Lagrave und Wang Hao führen das Feld mit 2,5/4 an.

Die aufregendste Partie des Tages war jene zwischen Vachier-Lagrave und Grischuk. Der Russe ist der ein einzige Spieler, der bisher alle Partien remisiert hat. Vachier-Lagrave eröffnet wie erwartet mit 1.e4, Grischuk antwortet wie in seiner ersten Partie mit der Berliner Verteidigung. Die Züge gehen beiden bis zum 18. Zug schnell von der Hand, dann beginnt Grischuk zu grübeln, insgesamt 53 Minuten, um schließlich mit Se7 einen Zug zu spielen, der bereits in einer Partie zwischen Vachier-Lagrave und Nakamura am Brett stand. Im nächsten Zug verbraucht der Russe erneut 21 Minuten. Für den Rest der Partie bleiben ihm nur wenig Restzeit, während sein Gegner noch rund eineinhalb Stunden auf der Uhr hat. Im 20. Zug opfert Vachier-Lagrave seinen c3-Bauern und erhält im Gegenzug starken Druck auf die schwarze Stellung. In hoher Zeitnot passiert Grischuk om 29. Zug ein Fehler, den Vachier-Lagrave mit 30.Te4 entscheidend hätte ausnutzen können. Er spielt aber (zu) rasch ein Läuferschach auf a3 und verpasst damit seine Chance. Im Interview meint er auf Te4 einfach vergessen zu haben, während Grischuk eingesteht, dass es dumm war eine Stunde für einen offensichtlichen Zug zu ver(sch)wenden. Das entstehende Turmendspiel hält Grischuk trotz seiner Zeitnot sicher im Gleichgewicht.

Die Partie zwischen Fabiano Caruana und Ian Nepomniachtchi entwickelt sich in einer grünfeldindischen Verteidigung sehr rasch. Beide spulen ihre Vorbereitung herunter. Allerdings scheint jene von Caruana weiter zu gehen. Er dürfte selbst das entstandene Endspiel noch weit analysiert haben. Jedenfalls gelingt es ihm selbst mit wenigen Figuren unangenehmen Druck aufzubauen. Sein Trumpf ist ein weit vorgeschobener Bauer auf h6, der die Stellung des schwarzen Königs gefährlich einengt. Nach einer Ungenauigkeit von Caruana ist der Vorteil aber plötzlich weg. Nepomniachtchi kommt zu f5 nebst Damentausch und nun ist es Caruana, der genau spielen muss um im Läuferendspiel das Remis zu erreichen. Die Partie endet im 55. Zug nach fünf Stunden Spielzeit.

Wang Hao und Kirill Alekseenko treffen in Jekaterinbug zum erstenmal überhaupt aufeinander. Alekseenko scheint in einem g3-Grünfeldinder mit d5 und c6 leicht auszugleichen. Die Kommentatoren meinen sogar seine Stellung sei bereits leichter zu spielen. Dann passiert ihm aber mit 13.- Ta6 ein Tempoverlust, wonach Wang Hao einigen Druck aufbauen kann. Es gelingt dem Russen aber akkurat zu verteidigen und die weißen Ideen zu neutralisieren. Der Remisschluss folgt im 41. Zug.

Ding Liren, der nach seinem Sieg gegen Caruana nur einen Punkt hinter der Spitze liegt, remisiert mit Weiß gegen Anish Giri in einer katalanischen Eröffnung. Erneut zeigt sich Giri bestens vorbereitet. Wie Caruana schickt er seinen h-Bauern auf die Reise um den gegnerischen König zu gefährden. Ding entscheidet sich für einen sicheren Springerzug und verhindert, dass der Bauer nach h3 gelangt. Im Interview meint er damit aber etwas von einem möglichen Vorteil hergegeben zu haben. Nach einem massiven Abtausch endet die Partie in einem Endspiel mit Turm und Läufer, das keiner Seite mehr eine Siegchance gab. Die Punkteteilung war das logische Ende.

In der offizielle Live-Kommentierung kam es gestern zu einem Gast-Auftritt von Judit Polgar. Die wohl beste Spielerin aller Zeiten sprach von einer außergewöhnlichen Situation, bedingt durch das Coronavirus, sieht darin aber auch eine Chance für Schach, insbesondere mit der Möglichkeit Turniere online zu organisieren. (wk, Presseinfo/Fotos: FIDE)

Stand nach der 4. Runde:

1-3. Ian Nepomniachtchi, Maxime Vachier-Lagrave, Wang Hao – 2½
4-5. Fabiano Caruana and Alexander Grischuk – 2
6-8. Ding Liren, Kirill Alekseenko and Anish Giri – 1½

Die fünfte Runde bringt heute, Sonntag, dem 22. März, die folgenden Paarungen:

Anish Giri (NED) – Fabiano Caruana (USA)
Alexander Grischuk (RUS) – Ding Liren (CHN)
Kirill Alekseenko (RUS) – Maxime Vachier-Lagrave (FRA)
Ian Nepomniachtchi (RUS) – Wang Hao (CHN)

 

 

 

Candidates: Markus Ragger kommentiert die 4. Runde

In der vierten Runde enden erstmals alle vier Partien mit einem Remis. Markus Ragger zeigt in seinem Videokommentar, dass die Partien aber trotzdem hart umkämpft waren. Inbesondere Maxime Vachier-Lagrave und Fabiano Caruana waren knapp daran einen ganzen Punkt zu holen.

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Runde 1Runde 2Runde 3, Runde 4

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Ding Liren gewinnt das Duell der Favoriten gegen Caruana

Ding Liren is back. Im Duell der beiden großen Favoriten besiegt der Chinese mit einer bemerkenswerten Leistung Fabiano Caruana. Dabei beginnt die Partie für Ding denkbar schlecht. Er wird von Caruana in der Eröffnung überrascht und läuft voll in die gegnerischen Vorbereitung in einem slawischen Damengambit. Caruana spielt seine Züge a tempo, opfert zwei Bauern und erhält dafür viele taktische Möglichkeiten, deren Berechnung Ding viel Zeit kosten. Anders als in seinen beiden Verlustpartien zuvor, findet Ding diesmal die besten Züge und schafft es die gegnerische Initiative zu neutralisieren. Danach ist sein Materialvorteil entscheidend. Es ist die einzige Gewinnpartie des Tages. Alle Spieler sind nun wieder innerhalb eines Punktes. Das Turnier ist wieder völlig offen. Diese herausragende mentale Leistung sollte Ding zudem viel Selbstvertrauen für die nächsten Partien geben.

Einen Tag vor dem ersten Ruhetag beim Acht-Spieler-Kandidatenturnier 2020 stehen drei Spieler an der Spitze - Ian Nepomniachtchi (Russland), Maxime Vachier-Lagrave (Frankreich) und Wang Hao (China), alle am 2/3. Der Amerikaner Fabiano Caruana und der Russe Alexander Grischuk liegen mit 1,5 / 3 einen halben Punkt dahinter. Anish Giri (Niederlande), Kirill Alekseenko (Russland) und Ding Liren (China) haben nach drei Runden einen Punkt.

Die Partie zwischen Anish Giri und Maxime Vachier-Lagrave endet unentschieden. Vachier-Lagrave spielt wie erwartet seine bewährte Grünfeld-Verteidung gegen 1.d4 und vereinfacht schnell die Stellung. Das folgende Endspiel ist für Weiß etwas besser, bietet dem Franzosen jedoch ausreichende Verteidigungsressourcen. Die Partie endet als erste des Tages im 30. Zug mit einer Zugwiederholung.

Alexander Grischuk (Russland) macht sein drittes Unentschieden in Folge, diesmal gegen Wang Hao (China). Nachdem Weiß mit 1.e4 eröffnet wählt der Chinese gegen den Russen die russische Verteidigung. Grischuk wechselt mit einem Trick in der Zugfolge in eine französische Abtauschvariante und erreicht mit zwei Läufern und einer besseren Bauernstruktur Vorteil. Nach dem Austausch der schwarzfeldrigen Läufer rückt Grischuk nach und nach seine Bauern am Königsflügel vor und scheint auf dem Weg zum Sieg, als ihm ein taktischen Versehen passiert, das Wang die Abwicklung in ein gleichstehendes Turmendspiel erlaubt. Ironischerweise hatte Grischuk diese Idee schon lange zuvor gesehen, sie aber in diesem Moment einfach vergessen, wie er im Interview nach der Partie zugibt.

Im rein russischen Duell zwischen Kirill Alekseenko und Ian Nepomniachtchi kommt eine französische Verteidigung aufs Brett. Eine überraschende Wahl von Nepomniachtchi, der als großer Experte im Najdorf gilt. Das letzte Mal, dass eine französische Verteidigung im Kandidatenturnier gespielt wurde, war übrigens 2007 in Elista im Spiel Leko - Gurevich. Der letzte Schwarzsieg in dieser Eröffnung in diesem Turnier liegt noch viel länger zurück: Sokolov - Yusupov, 1986 in Riga! Die Stellung entwickelt sich lebhaft. Schwarz übt etwas Druck am Damenflügel aus, während Weiß seine Chancen auf der anderen Brettseite sucht. Alekseenko entscheidet sich dann für ein interessandtes Qualitätsopfer und erhält volle Kompensation, verpasst aber ein weiteres chancenreiches Figurenopfer. Zu diesem Zeitpunkt war er aber bereits zu knapp an Bedenkzeit um so eine weitreichende Entscheidung zu treffen. Zehn Züge später forciert er eine Zugwiederholung. (wk, Presseinfo/Fotos: FIDE)

Heute, Freitag, ist der erste Ruhetag. Die vierte Runde beginnt morgen Samstag, dem 21. März, um 16 Uhr Ortszeit (14:00 MEZ). Die Paarungen lauten:

Fabiano Caruana (USA) - Ian Nepomniachtchi (Russland)
Wang Hao (China) - Kirill Alekseenko (Russland)
Maxime Vachier-Lagrave (Frankreich) - Alexander Grischuk (Russland)
Ding Liren (China) - Anish Giri (Niederlande)

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Runde 1Runde 2, Runde 3

Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
CaruanaDingGrischukNepomniachtchiVachier-LagraveGiriWangAlekseenko.

Candidates: Markus Ragger kommentiert die 3. Runde

Ding Liren ist der Mann der Stunde in Jekaterinburg. Nach seinen zwei Auftaktniederlagen spielt der Chinese in der dritten Runde gegen den Amerikaner Fabiano Caruana, der allgemein als Top-Favorit gehandelt wird und sich in seinen ersten Partien perfekt vorbereitet gezeigt. Auch Ding Liren marschiert schnurstracks in die gegnerische Vorbereitung und muss seinen Weg durch ein Minenfeld finden. Das kostet viel Zeit, während Caruana stets blitzschnell antwortet. Aber im Gegensatz zu den ersten beiden Runden zeigt Ding seine Fähigkeit auch unter Druck die besten Züge zu finden und als er letztlich seine Dame zentralisieren kann steht sein Sieg außer Frage und Ding ist zurück im Turnier. Markus Ragger widmet sich in seinem Videokommentar der dritten natürlich ausführlich dieser Schlagerpartie.

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Runde 1Runde 2

Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
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Peter Kranzl berichtet von der Senioren WM

In der Kategorie der „Jungsenioren“, S50, gingen heuer 55 Teams aus aller Welt an den Start Österreich trat in folgender Besetzung an: Adolf Denk (2224), Andreas Druckenthaner (2277), Michael Ernst (2155), Peter Kranzl (2153) und Robert Gattermayer (1979).

Mit unserem Elo-Durchschnitt von 2202 waren wir somit an 15. Stelle gesetzt; Favorit, wie schon im Vorjahr, war Team USA vor der Lasker Schachstiftung und den Hausherren ,Team Czech 1. Unser Auftaktgegner, Burza aus CZE , an 42. gesetzt, erwies sich als überraschend harter Brocken, einzig unserem „Ersatzspieler“ Robert gelang ein voller Erfolg für den 2,5:1,5 Mannschaftssieg. Runde 2 bescherte uns das Mörderteam um die Legende Artur Jusupov, nämlich Lasker Schachstiftung GK. Peter und Robert remisierten was zum durchaus ehrenvollen 1:3 führte. In der 3.Runde gegen Team Wales Silures drehten wir den Spieß um,3,5:0,5 mit sehr starker Mannschaftsleistung!

Die 4. Runde brachte einen hart errungen 2:5:1,5 Sieg für unser Teamgegen „Vsocina“ aus dem Gastgeberland .Somit lagen wir nach den ersten 4 Runden mit 3 Siegen und einer Niederlage sehr aussichtsreich im Rennen, Alles schien möglich!

Im Spitzenduell der 4. Runde bezwang Team USA die Mannschaft von England 1 mit 3:1 und unterstrich damit deutlich seine Titelambitionen.
In der Schlagerpaarung am 2. Tisch zwischen Island gegen Czech 1 konnten die Hausherren knapp 2,5:1,5 reüssieren und als einziges Team neben den USA die 4 Runden eine weiße Weste/100% vorweisen.

Die grimmigen Isländer, unsere Gegner in der 5.Runde,liessen sich von unseren gletschereisblauen Teamtrikots überraschenderweise nicht gnädig stimmen sondern demolierten uns mit 3,5 :0,5,m lediglich Peter konnte ein halbes Pünktlein ergattern. Somit hatten wir nach 5 Runden mit 3 Siegen und zwei Niederlagen den geteilten 16.Rang inne. Seit diesem Tage wurde das Turnier in mehrere Sektoren zu jeweils unter 100 Spielern gesplittet , es herrscht absolutes Zuschauerverbot und nach Beendigung der Partie hat man den Spielsaal umgehend zu verlassen, weiters gibt es keinen Analyseraum.....

All dies mindert das Spielvergnügen doch ganz erheblich!

Wir gedachten in den vermeintlich verbleibenden 3 Runden noch zumindestens 3 Punkte zu erkämpfen und somit 11 Mannschaftspunkte zu erreichen was sehr wahrscheinlich einer Top 10 Platzierung gleichkäme. Doch es kam ganz anders: Unsere Gegner der 6.Runde , USA 4 Brothers, hatten wegen alarmierender Nachrichten aus USA bzw drohendem Einreisestopp (Corona) bereits die Heimreise angetreten, somit kampfloser 4:0 Sieg für uns. Am 1.Tisch trennten sich USA (10Pkt) und Lasker (8Pkt) mit 2:2 Unentschieden, Team Czech 1 (8Pkte) schlug Schottland mit 3:1 und wahrte somit seine Titelchancen.

Unmittelbar vor Beginn der 7. Runde wurde dann seitens der Turnierleitung verkündet dass dies gleichzeitig die Schlussrunde sei da die geplanten 9 Runden wegen des Gesundheitsrisikos gemäß Regierungsbeschluss nicht möglich waren. Außerdem drohte baldige Grenzschließung, und so trennten wir uns nach wenigen Zügen von unseren Freunden , Team Germany 1,mit einem 2:2 Unentschieden um den letzten(?) Zug nach Wien noch zu erreichen.

SENIOREN TEAM WM 2020
PRAG, 15.MÄRZ 2020
KATEGORIE S50
BERICHT P.KRANZL

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Ergebnisse bei Chess-Results

Präsident Christian Hursky zur aktuellen Situation im ÖSB im Interview mit Hannes Neumayer

Welche Auswirkungen hat die aktuelle Corona-Krise auf den ÖSB?

Christian Hursky: „Sämtlicher Meisterschaftsbetrieb ist abgesagt. Das war vor einer Woche noch nicht so klar, da galt die 100 Personen Indoor- Regel, und ich habe auf die Maßnahmen der Regierung vertraut. Erst ein Anruf von mir letzten Donnerstag bei der Stadt Wien hat die Notbremse ausgelöst: Da war klar, dass ab Montag Österreich geschlossen sein wird."

Bis wann ist der Spielbetrieb abgesagt?

Christian Hursky: „Ich rechne, dass die derzeit geltenden Maßnahmen mindestens bis Ende der Osterferien gelten. Frühestens am 19. April können wir Entscheidungen treffen, ob und wie der Meisterschaftsbetrieb weiter geht."

Welche Veranstaltungen sind konkret betroffen?

Christian Hursky: „Die erste Bundesliga, die Frauen Bundesliga, die 2. Bundesliga Ost und Mitte, die Österreichischen Senioren-Meisterschaften und die Jugend Bewerbe zu Ostern in St. Veit."

Gibt es ein Szenario, in dem heuer kein Bundesliga-Titel vergeben wird?

Christian Hursky: „Das werden wir nicht vor 19. April entscheiden. Aber natürlich müssen wir darüber nachdenken. Denn mit 1. Juli beginnt die Übertrittszeit, die aktuelle Meisterschaft müsste also bis spätestens 30. Juni beendet sein. Und der Meister der 2. Bundesliga West, Absam, wird wohl sein Recht einfordern im nächsten Jahr 1. Bundesliga spielen zu wollen. Die Österreichische Jugend- und Seniorenmeisterschaft kann man sicher im Herbst nachtragen."

Sind verstärkte Online-Aktivitäten geplant?

Christian Hursky: “Der ÖSB ist intern dabei, die Tools für optimale Videokonferenzen zu suchen. Und wir überlegen, für die turnierfreien Wochen Online-Turniere zu organisieren. Generalsekretär Walter Kastner ist beauftragt, nach entsprechenden Wegen zu suchen. Die National- und Nachwuchsspieler erhalten alle ihre Trainings über Skype. Auch die geplanten Trainingswochen von Artur Jussupow werden so stattfinden."

2020 wird auch hundert Jahre ÖSB gefeiert, wie sieht der weitere Plan aus?

Christian Hursky: Unser Bundestag und die ÖSB-Sitzung in Kärnten vergangenes Wochenende wurden abgesagt. Die nächste Sitzung im Juni, wo wir festlich unser Magazin 100 Jahre ÖSB präsentieren wollten, ist Stand heute noch nicht gesichert. Eventuell gibt es die erste reguläre Sitzung erst im September. Und dann stellt sich die Frage, das Projekt "100 Jahre ÖSB" mit unserem Magazin, etc. erst am Gründungstag, am 12. Dezember, zu feiern, das würde dann Sinn machen. Das Jubiläums-Magazin ist im Prinzip fertig, alle Geschichten sind da. Aber auch unser Produktions- & Druck-Partner hat alles auf Eis gelegt."

Im Zuge des Magazins werden speziell in den letzten Wochen Fake-News verbreitet...

Christian Hursky (lacht): „Auf alle Fälle wurden da Fake-News verbreitet. In Österreich gilt der Spruch: 'Wer lange fragt, geht lange irr!'. In dem Fall wäre es besser gewesen mich zu fragen, dann hätte man sich Gerüchte über den ehemaligen Sportminister als Autor sparen können."

Wie ist das gemeint?

Christian Hursky: „Ganz einfach: Es wird außer unserem ehemaligen Präsidenten Kurt Jungwirth keinen einzigen Ex-Politiker geben, der einen Beitrag für das  Magazin leistet. Und mit nahezu einem halben Jahrhundert Präsidentschaft ist das im Fall von Kurt Jungwirth wohl mehr als gerechtfertigt. Wir sind froh, dass wir mehr als 20 verschiedene Autoren gefunden haben. Dafür wird es auch keine Vorworte geben. Leider konnte Michael Ehn für das Projekt nicht gewonnen werden. Er als Person wird aber dennoch ein Teil des Magazins sein."

Abschließende Frage, leider findet ausgerechnet im Jubiläumsjahr kein Vienna Chess Open statt. Warum nicht?

Christian Hursky: „ Ja, leider. Nach einer Prüfung des Rechnungshofes wird die Stadt Wien die Festsäle des Wiener Rathauses nur noch „mildtätigen“ Organisationen zur Verfügung stellen. Viele Sportdach- und Fachverbände sind mit ihren größeren und kleineren Aktivitäten davon be- und getroffen. Seit 2009, als das Vienna Chess Open wieder veranstaltet wurde, waren zwischen 650 bis 950 Spielerinnen und Spieler aus mehr als 50 Nationen, zum Teil mit ihren Angehörigen, zufriedene Gäste des Turniers und der Stadt. Das sorgt auch für Umsatz im Tourismus, auch nachhaltig, denn hier wurde „Gutes“ über Wien erzählt. Aber ein 9-tägiges Turnier, über alle Säle im 1. Stock würde bis zu 250.000 Euro kosten. Der Rechnungshof hat dem Sport und vielen anderen, nicht reichen, Organisationen hier einen Bärendienst erwiesen.“ (wk)