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WM im Schnell- und Blitzschach in New York

Die FIDE Weltmeisterschaften im Schnell- und Blitzschach finden dieses Jahr zum ersten Mal in den USA statt. Vom 26. bis 31. Dezember werden sich die besten Spielerinnen und Spieler der Welt in der Wall Street in New York City messen.

Der Preisfonds beträgt insgesamt stolze 1,5 Millionen US-Dollar. Fast 300 Spielerinnen und Spieler aus aller Welt werden erwartet, davon rund 180 in der offenen Klasse und 110 im Frauen-Bewerb. Das Feld der offenen Klasse wird von niemand Geringerem als Magnus Carlsen, der Nr. 1 der Welt und dem amtierenden Weltmeister im Schnell- und Blitzschach, angeführt. Hinter ihm folgt ein hochkarätig besetztes Feld – darunter die Nr. 2 der Welt Fabiano Caruana, Blitz-Weltmeister 2021 Maxime Vachier-Lagrave und der zweifache Weltmeisterschaftsherausforderer Ian Nepomniachtchi.

Im Schnellschach-Bewerb der Frauen führt die amtierende Weltmeisterin im klassischen Schach Ju Wenjun das Feld an. Die vier ehemaligen Weltmeisterinnen Tan Zhongyi, Mariya Muzychuk, Alexandra Kosteniuk und Zhu Chen kämpfen ebenso um den Titel.

Spielmodus

  • Schnellschach: 15 Minuten + 10 Sekunden Inkrement, 13 Runden.
  • Blitzschach: 3 Minuten + 2 Sekunden Inkrement, 13 Runden, danach Finale im K.O.-System

Teilnehmer aus Österreich

In der offenen Klasse wird Österreich durch die Großmeister Valentin Dragnev, Felix Blohberger und Dominik Horvath vertreten. Während Dragnev und Blohberger bereits Erfahrungen bei Schnell- und Blitzweltmeisterschaften mitbringen, ist es für Horvath nach seinem Sieg bei der Schnellschach-Staatsmeisterschaft 2024 die erste WM. Blohberger tritt als amtierender Staatsmeister im Blitzschach an. Alle drei starten in der zweiten Hälfte der Startrangliste.

Chess and Finance Conference

Am 29. Dezember findet die Chess and Finance Conference statt, bei der Schach und die Finanzwelt aufeinandertreffen. Renommierte Schachgrößen wie Magnus Carlsen, Fabiano Caruana und Viswanathan Anand werden gemeinsam mit führenden Persönlichkeiten aus der Finanz- und Tech-Branche, darunter Boaz Weinstein, D. Sculley und Kenneth Rogoff, an einem Tag voller strategischem Denken, Wettkampf und Networking teilnehmen.

Die erste Runde der Schnellschach-Weltmeisterschaft startet morgen, dem 26. Dezember, um 14 Uhr Ortszeit (20 Uhr in Österreich). (dt, Bild: FIDE)

Chess-results, Turnierwebsite

Gukesh wird nach dramatischen Schlussrunden Weltmeister

Der Inder Dommaraju Gukesh ist der 18. Weltmeister der Schachgeschichte und mit 18 Jahren zugleich der jüngste. Titelverteidiger Ding Liren verpasst das zum Greifen nahe Tie-Break nach zwei packenden Schlussrunden.

Nach Dings Glanzpartie in der 12. Runde schien der Titelverteidiger wieder in Bestform zu sein. Doch Gukesh demonstrierte in den beiden letzten Runden trotz seines jungen Alters eine bemerkenswerte Nervenstärke. In der 13. Partie eröffnete er mit Weiß erneut, indem er den Königsbauern zwei Felder vorrückte. Ding antwortete wie schon zuvor mit der Französischen Verteidigung. Diesmal gelang es Gukesh jedoch, seinen Gegner unter Druck zu setzen. Nach einem überraschenden Läuferzug, den Ding übersehen hatte, verschlechterte sich die Stellung des Chinesen zunehmend. Zwar fand Gukesh im entscheidenden Moment die richtige Idee, übersah jedoch einen wichtigen Zwischenzug. Ding entdeckte nach einigen Minuten eine starke Gegenmaßnahme und konnte die Partie schließlich halten.

In der heutigen 14. und letzten Partie führte Ding erneut die weißen Steine und wählte ein Königsfianchetto, das in eine Grünfeld-Indische Verteidigung überging. Wie so oft in diesem Match überraschte Gukesh mit einer seltenen Variante. Ding fand sich in der Stellung gut zurecht und erarbeitete sich einen leichten Vorteil. Gukesh verteidigte sich jedoch aktiv und schob seinen b-Bauern vor, um Dings c4-Bauern anzugreifen. Zur Überraschung aller nahm Ding den Bauern und erkannte seinen Fehler sofort. Mit einer Notbremsstrategie vereinfachte er die Stellung durch den Tausch von Springer, Turm und Dame, verlor dabei jedoch einen Bauern. Die entstehende Stellung – jeweils ein Turm und ein Läufer mit drei gegen zwei Bauern auf einem Flügel – war objektiv weiterhin remis.

Gukesh blieb seiner Matchstrategie, jede Partie auszukämpfen, treu. Im 55. Zug unterlief Ding ein entscheidendes Missgeschick: Er übersah die ungünstige Position seines Läufers und bot einen Turmtausch an. Gukesh traute seinen Augen kaum, denn dieser Zug war ein schwerer Fehler. Der Turmtausch führte ausnahmsweise sofort zur Niederlage, da Gukesh im Anschluss den Läufertausch erzwingen konnte. Das resultierende Bauernendspiel war klar gewonnen.

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In der Pressekonferenz zollte Gukesh seinem Gegner hohen Respekt und verwies auf dessen schwierige Lebenssituation. Dennoch habe Ding phantastisch gekämpft und gespielt, insbesondere die 12. Partie sei eine Demonstration seines Könnens gewesen. Ding seinerseits sprach von einem verdienten Sieg Gukeshs und wies auf die Chancen hin, die dieser in der 13. Partie kreiert hatte.

Der Weltmeistertitel geht damit zum zweiten Mal nach Indien und bleibt in Asien. (wk, Fotos: FIDE/Emelianova)

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Starke Auftritte der Österreicher bei der Schach-EM in Skopje

In Skopje, Nordmazedonien, fanden seit Samstag, dem 7. Dezember 2024, die Europameisterschaften im Schnell- und Blitzschach statt. Die neuen Europameister heißen Vladimir Fedoseev und Jorden Van Foreest. Die österreichischen Spieler hielten dabei gut mit – Valentin Baidetskyi schaffte es zweimal in die Top 20.

Schnellschach-EM
Im Schnellschach traten 398 Spielerinnen und Spieler aus 38 Nationen an. Gespielt wurden 11 Runden mit einer Bedenkzeit von 15 Minuten plus 10 Sekunden Inkrement pro Zug. Die ersten drei Spieler blieben ungeschlagen. Nach einem spannenden Turnierverlauf setzte sich Vladimir Fedoseev (SLO) mit 9,5 Punkten durch und gewann den EM-Titel vor Anton Korobov (UKR) und Baadur Jobava (GEO, beide 9 Punkte).

Die österreichischen Nationalspieler überzeugten ebenfalls. Valentin Baidetskyi erreichte mit acht Punkten den 20. Platz und beeindruckte vor allem mit starken Serien: 3,5/4 zu Beginn und zum Ende des Turniers. Seine einzige Niederlage in der 7. Runde gegen den Rumänen Enry Edward Tudor kostete ihn jedoch die Chance auf eine noch bessere Platzierung. Dominik Horvath, Konstantin Peyrer und Valentin Dragnev holten jeweils 7,5 Punkte und belegten die Plätze 30, 38 und 46. Bundestrainer Markus Ragger erreichte mit sieben Punkten den 55. Rang.

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Blitzschach-EM
Am Montag stand in Skopje die Blitz-EM auf dem Programm. Hier wurden 13 Runden mit einer Bedenkzeit von 3 Minuten plus 2 Sekunden Inkrement pro Zug ausgetragen. An der Spitze lieferten sich Jorden Van Foreest (NED) und Alexey Sarana (SRB) ein enges Rennen. Beide erreichten 11 Punkte, doch Van Foreest sicherte sich dank eines Sieges im direkten Duell die Goldmedaille. Georgiens Baadur Jobava holte mit 10,5 Punkten erneut Bronze, da er die bessere Zweitwertung im Vergleich zum punktgleichen Rumänen Bogdan-Daniel Deak aufwies.

Auch aus österreichischer Sicht gab es beachtliche Leistungen: Valentin Baidetskyi erreichte mit 9,5 Punkten den 12. Platz. In der Schlussrunde erkämpfte er ein Remis gegen den Rapid-Europameister Fedoseev und verbesserte sich als 29. der Setzliste um 17 Plätze. Auch die anderen ÖSB-Spieler übertrafen ihre Erwartungen: Peyrer, Ragger und Dragnev erreichten jeweils neun Punkte und belegten die Plätze 21, 22 und 31. Dominik Horvath spielte lange in der Spitzengruppe mit, fiel jedoch durch drei Niederlagen in den letzten Runden zurück. Mit acht Punkten landete er auf Platz 63 – ebenfalls leicht über seiner Erwartung. Alle fünf Spieler verzeichneten ein Elo-Plus.

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Fischer-Random-Modus
Erstmals wurde bei einer Europameisterschaft auch ein Bewerb im Fischer-Random-Modus ausgetragen. Dieser startete heute um 11 Uhr mit 11 Runden und einer Bedenkzeit von 10 Minuten plus 5 Sekunden Inkrement pro Zug. 143 Spieler aus 33 Nationen sind gemeldet, darunter die Österreicher Markus Ragger, Valentin Dragnev und Annika Fröwis. (wk, Foto: Turnierseite)

Turnierseite, Ergebnisse bei Chess-Results, ECU

Schach-WM 2024: Ein Duell auf Messers Schneide

Die Schachweltmeisterschaft zwischen Ding Liren und D. Gukesh steuert auf eine dramatische Entscheidung zu. Nach einem turbulenten Auftakt mit zwei entschiedenen Partien in den ersten drei Runden und sieben darauffolgenden, hart umkämpften Remis übernimmt Gukesh erneut die Initiative.

In der 11. Partie bringt er Ding bereits in den ersten vier Zügen zu einer 60-minütigen Bedenkzeit. Doch die Online-Kommentatoren feiern seine Eröffnungsvorbereitung zu früh: Gukesh verpasst es, den Druck aufrechtzuerhalten, und gerät in eine Benoni-Struktur mit einem dominanten schwarzen Springer auf c5. Kurz darauf folgt Dings zweiter Springer nach e5, und der weiße Bauer auf d3 steht auf der Kippe. Gukesh gelingt es jedoch, sich zu stabilisieren, indem er mit Hilfe der "Schachgöttin Caïssa" Ressourcen findet, um das Gleichgewicht zu halten. Ein strategischer Fehler von Ding – die Entwicklung seines schwarzfeldrigen Läufers auf die falsche Seite – gibt Gukesh genau das Tempo, das er benötigt. Daraufhin startet der Inder eine zweite Angriffswelle, der Ding nichts mehr entgegenzusetzen hat. Ein grober Fehler beendet die Partie abrupt. Gukesh geht mit 6:5 in Führung und erfüllt die Erwartungen vieler Experten und Fans, die ihn vor dem Match als Favoriten gesehen hatten. Eine Vorentscheidung?

Definitiv nicht! In der 12. Partie präsentiert sich Ding Liren wie ausgewechselt und zeigt seine beste Leistung seit Langem. Von den gesundheitlichen und mentalen Problemen, die ihn seit seinem ersten Titelmatch belastet hatten, ist nichts zu spüren. Seine Partie wirkt wie aus einem Guss: Vom ersten Zug an übt Ding Druck aus und hält die Spannung in der Stellung aufrecht. Gukesh gelingt es nicht, seiner Dame aktive Felder zu verschaffen, was letztlich die Entscheidung herbeiführt. Die Schach-Engines attestieren Ding eine bemerkenswerte 99-prozentige Genauigkeit. Nach 39 Zügen muss ein überraschter Gukesh aufgeben. Das Match steht zwei Runden vor Schluss 6:6.

 

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Alles ist offen: Zwei verbleibende Runden könnten die Entscheidung bringen – andernfalls steht ein Tie-Break bevor. (wk, Fotos: FIDE/Emelianova)

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Halbzeit bei der Schach-WM zwischen Ding Liren und D. Gukesh

Die Schachweltmeisterschaft 2024 in Singapur bietet mit dem Duell zwischen dem amtierenden Weltmeister Ding Liren und dem jungen Herausforderer Gukesh Dommaraju eine faszinierende Mischung aus Erfahrung und jugendlichem Ehrgeiz. Nach sieben von 14 angesetzten Partien steht es 3,5:3,5 – ein ausgeglichener Zwischenstand, der die Spannung für die zweite Turnierhälfte erhöht.

Höhepunkte der ersten Partien

Erster Erfolg für Ding:
In der Auftaktpartie setzt Ding mit Schwarz ein Ausrufezeichen. Mit der französischen Verteidigung überrascht er Gukesh, zwingt ihn zu Ungenauigkeiten und gewinnt dank aktivem Spiel.

Vorsicht mit den weißen Steinen:
In seinen Weißpartien (Runden 2, 4 und 6) gelingt es Ding lediglich, leichten Vorteil zu erlangen – nicht genug, um den Inder ernsthaft unter Druck zu setzen.

Gukesh gleicht aus:
Gukesh zeigt in Runde 3 seine Klasse. Nach einem strategischen Fehler von Ding findet er eine nahezu fehlerfreie Fortsetzung und sichert sich mit einem überzeugenden Angriff seinen ersten Sieg im Match.

Abtauschvariante gegen Französisch:
In Runde 5 wählt Gukesh gegen Dings Französische Verteidigung die Abtauschvariante. Die Partie schein rasch zu verflachen, nach einer Ungenauigkeit erhält Ding aber die Chance auf Initiative. Der Chinese versäumt seine Möglichkeiten und wickelt forciert in ein Remis ab.

Knapp an der Führung vorbei:
Besonders bemerkenswert ist die siebte Partie. Aus einem Königsfianchetto heraus entwickelt sich eine Grünfeldindische Verteidigung. Ding unterläuft ein früher Fehler, doch Gukesh verpasst in der kritischen Phase die besten Züge. In einer schwierigen Stellung zeigt Ding sein Können in der Verteidigung und rettet die Partie ins Remis.

 

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Zwischenstand und Ausblick

Das Match bleibt völlig offen. Ding überzeugt mit seiner Ruhe und Erfahrung, während Gukesh mit mutigen und dynamischen Entscheidungen beeindruckt. Der psychologische Druck steigt, da jeder weitere Fehler das Match entscheiden könnte.

Die zweite Hälfte des Wettkampfs verspricht intensivere Partien und möglicherweise überraschende Wendungen. Ob Ding seinen Titel verteidigen kann oder Gukesh als jüngster Weltmeister in die Geschichte eingeht, bleibt spannend. Beide Spieler haben in der ersten Halbzeit bewiesen, dass sie bereit sind, Risiken einzugehen, um ihren Traum vom Sieg zu verwirklichen. (wk, Fotos: FIDE/Emelianova)

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