Blog Fernschach

Fernschach Newsletter 35

Werte Fernschachfreunde,

die ICCF hat mit einjähriger Verspätung das neue Eloratingsystem in Kraft gesetzt. Alle sind gespannt, ob und wie das neue System einschlagen wird, ob es damit einfacher wird, internationale Titel zu erringen, usw.

Darüber hinaus traten auch andere Änderungen in Kraft, die in der Kleinen Regelkunde beleuchtet werden.

Die 45 Friedensturniere in Solidarität mit der Ukraine sind bereits abgeschlossen oder in der Endphase. Erfreulich aus österreichischer Sicht sind die Turniersiege von CCM Vegjeleki (Turnier 26) und Martin Artner (Turnier 39). Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass ein Friede nach wie vor in weiter Ferne scheint.

In dieser Ausgabe lesen sie nicht nur über die Mannschafts-Europameisterschaft, sondern auch über die zahlreichen Erfolge österreichischer Fernschachspieler bei internationalen Turnieren. Mehrere Spieler kämpfen in Kandidatenturnieren um die Teilnahme am WM Finale, in der Europameisterschaft stehen Teilnehmer sowohl im Finale als auch in den Kandidatenturnieren. Weitere Berichte gibt es über die Champions League, die offenen internationalen Meisterschaften von Spanien, Brasilien, und Argentinien.

Natürlich darf auch die Eloliste vom Jänner 2023 nicht fehlen. Leider ist die Zahl der aktiven Fernschachspieler aus Österreich weiter gesunken. Waren es im Oktober 2023 noch 81 Spieler, sind es jetzt nur noch 65.

Viel Spaß beim Lesen wünscht euch

Reinhard Vlasak

Download Newsletter 35

Mädchenschachwochenende in Salzburg

Am Wochenende vom 21. auf 22. Oktober fand in Salzburg ein Mädchenschachwochenende statt. Die Anmeldegrenze von 15 Personen wurde durch die tolle Unterstützung von Maria Müller erweitert und so konnten wir 23 Mädchen in Salzburg willkommen heißen. Besonders gefreut hat mich nicht nur, dass so viele Mädchen dabei waren, sondern auch, dass wir Gäste aus der Steiermark, Wien, Oberösterreich und Niederösterreich hatten.

Nach dem ersten Kennenlernen und einer Stärkung nach mach langer Zugfahrt startete das schachliche Programm. Zuerst gab es für alle einen Taktikwettbewerb im Freien in zwei Gruppen, sodass jede gefordert wurde und ihre taktische Stärke beweisen konnte. Da das Wetter uns in die Karten spielte, ging es gleich an der frischen Luft weiter, wo wir uns auch sportlich betätigten. Es wurden 3 Runden Kondiblitz gespielt, wobei sich das Team Schwarze Damen (Alina Donets, Emilia Ehrengruber, Eva Schinwald, Klara Schirmbeck) den Sieg mit voller Punktezahl holen konnte. Um den Abend abzurunden gab es noch Rätsel und einen Spieleabend für alle, wo vor allem in einer großen Gruppe Werwolf gespielt wurde. Gegen 21 Uhr endete das Abendprogramm, die Salzburgerinnen machten sich auf den Weg nach Hause, während die externen ihre Zimmer im Hotel Meininger bezogen.

Frisch und munter ging es am nächsten Morgen für alle zum Klublokal des SK Royal Salzburg, wo wir dankenswerterweise unser Abschluss-Schnellschachturnier ausrichten konnten. Da einige der Mädels dabei waren, die auch kommendes Wochenende bei den Österreichischen Schnell- und Blitzschachmeisterschaften antreten werden, war klar, dass es ein sehr spannendes Turnier geben wird.

Recht schnell stellte sich heraus, dass Milana Hyassat aus Wien einen guten Tag erwischt hat. Mit nur einer Niederlage in der 7. Runde holte sie sich souverän den Turniersieg mit zwei Punkten Vorsprung. Dahinter wurde es schon spannender, denn fünf Spielerinnen erreichten die Ziellinie mit 6 Punkten, hier musste also die Buchholzwertung entscheiden. Bei 9 Runden könnte man glauben, dass es deutliche Unterschiede gibt, jedoch war es ziemlich knapp, mit nur einem halben Buchholz mehr als der 3. Platz konnte sich Anfisa Kotliar ebenfalls aus Wien den 2. Platz vor Alina Donets aus Oberösterreich sichern. Der 4. Platz ging an Katharina Pötscher aus der Steiermark und den 5. und 6. Platz belegten nur aufgrund der schlechteren Feinwertung die Salzburgerinnen Emilia Ehrengruber und Eva Serfezi.

Es war toll zu sehen, wie viele junge und motivierte Spielerinnen es zur Zeit gibt, und dass nicht nur trainiert wurde und am eigenen Schach gearbeitet wurde, sondern sich auch Freundschaften unter den Spielerinnen gebildet haben und ein Team entstanden ist, das sich bei den weiteren Turnieren unterstützen wird. (Bericht: Magdalena Mörwald, dt)

Fernschach Newsletter 34

Werte Fernschachfreunde,

es gibt auf den im Fernschach Newsletter 33 geäußerten Weckruf an die Funktionäre im österreichischen Fernschach erfreulicherweise positive Reaktionen. Wird es in Zukunft wieder vermehrt Österreichische Meisterschaften geben? Und freundschaftliche internationale Vegleichskämpfe? Werden die Spieler ihre wohlverdienten Urkunden und Medaillen für herausragende Leistungen bald erhalten? Wir werden darüber in der nächsten Ausgabe des Fernschach Newsletter berichten.

Die ICCF ist mit beinahe einjähriger Verspätung nun doch soweit, das neue Eloratingsystem ab 1. Jänner 2024 zu implementieren. Wegen der im Fernschach recht hohen Remisquote wird es in Zukunft deutlich größere Elogewinne für Siegpartien geben als bisher. Führt das zu einem höheren Anreiz, Partien zu gewinnen, oder werden Partien in Zukunft vorsichtiger angelegt, um die Verlustgefahr zu minimieren? Darauf können wir wohl erst in 1-2 Jahren eine Antwort geben.

Wir berichten auf 49 Seiten nicht nur über die für Österreich hervorragend verlaufene Team-Europameisterschaft, sondern auch über die zahlreichen Erfolge österreichischer Fernschachspieler bei internationalen Turnieren. Mehrere Spieler kämpfen in Kandidatenturnieren und Semifinali um die Teilnahme am WM Finale, in der Europameisterschaft stehen Teilnehmer sowohl im Finale als auch in den Kandidatenturnieren. Weitere Berichte gibt es über die Champions League, die offenen Internationalen Meisterschaften von Spanien, Brasilien, Argentinien und Peru, sowie über die Friedensturniere in Solidarität mit der Ukraine. Auch Berichte über Normenturniere und Direct Entry Turniere sind in dieser Ausgabe zu finden.
Natürlich darf auch die Eloliste vom Oktober 2023 nicht fehlen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht euch
Chefredakteur Reinhard Vlasak

Download Fernschach Newsletter 34

Fernschach Newsletter 33

Werte Fernschachfreunde,

das österreichische Fernschach steht erneut vor einem herausragenden Ergebnis: Nach dem Weltmeistertitel für Christian Muck (2022), dem Europameistertitel für Wolfgang Zugrav (2022), dem Vizeeuropameistertitel für Norbert Sommerbauer (2022), und Rang 4 in der Fernschacholympiade für das Team Österreich (2023) steht im Teambewerb der Europameisterschaft erneut ein Spitzenergebnis an. Das Team Österreich ist drauf und dran, unter die Top 3 zu kommen. Da noch 20 Partien laufen, ist das genaue Ergebnis noch nicht absehbar.

In dieser Ausgabe lesen sie nicht nur über die Europameisterschaft, sondern auch über die zahlreichen Erfolge österreichischer Fernschachspieler bei internationalen Turnieren. Mehrere Spieler kämpfen in Kandidatenturnieren und Semifinali um die Teilnahme am WM Finale, in der Europameisterschaft stehen Teilnehmer sowohl im Finale als auch in den Kandidatenturnieren. Eine Salzburger Vereinsmannschaft, die nicht einmal von Red Bull gesponsert wird, mischt als einziges österreichisches Team in der Champions League mit.

Neuerdings müssen sich Österreicher andere Nationen wie Spanien, Peru oder Brasilien aussuchen, um in deren international ausgeschriebenen Meisterschaften zu spielen, weil österreichische Meisterschaften akut vom Aussterben bedroht sind.

Dringend notwendig wären Ausschreibungen österreichischer Turniere, wie z. Bsp. die Einzelbundesmeisterschaft, die Seniorenbundesmeisterschaft, internationale Vergleichskämpfe, und auch die Bundesmannschaftsmeisterschaft, die nicht mehr stattfindet, weil zu wenige Landesverbände ein Team mit 6 Spielern stellen können. Dazu ein bisher ungehört gebliebener Vorschlag aus Vorarlberg (Bulletin 1-2023): Möglicherweise muss ein neuer Anlauf mit Teams zu 4 Spielern versucht werden, oder sollte auch dies keinen Erfolg haben, ist vielleicht eine Öffnung nach außen in Form von States und Regions wie von anderen Ländern organisiert eine Möglichkeit mit Hilfe von Nachbarländern wieder einen Bewerb zustande zu bringen, mit der Klausel, dass das beste nationale Team Gewinner der Österreichischen Bundesländerwertung ist.

Viel Spaß beim Lesen wünscht euch

Reinhard Vlasak

Newsletter_33_Sektion_Fernschach.pdf

Fernschach Newsletter 32

Unsere Fernschachspieler setzen die internationale Erfolgsserie weiter fort! In der Fernschach-Olympiade belegte die österreichische Mannschaft Rang 4, punktegleich mit Luxemburg und den USA auf den Rängen 2 und 3.

Auch in der Fernschach Europa-Mannschaftsmeisterschaft erscheint mittlerweile ein Spitzenrang möglich, eventuell kann das Team sogar ein gewichtiges Wort um den Titel des Europameisters mitreden.

Der in den letzten Jahren beobachtete Rückgang an aktiven Fernschachspielern scheint vorerst gestoppt. Neu hinzugekommene Spieler kämpfen bereits um internationale Titel oder haben sie schon erworben. Neben den in dieser Ausgabe des Fernschach Newsletter geehrten Spielern gibt es weitere Spieler, denen demnächst Titel des Correspondence Chess Expert oder Correspondence Chess Master verliehen werden.

Das letzte noch laufende österreichische Turnier, die Salzburger Fernschach Landesmeisterschaft ist beendet. Es wird also Zeit, wieder neue Turniere auszuschreiben.

Im Fernschach Newsletter 32 gib es auf 51 Seiten Berichte über internationale Turniere mit österreichischer Beteiligung, und natürlich die seit 1. April gültigen Fernschach Elozahlen österreichischer Spieler.

 Fernschach Newsletter 32

Fernschach Newsletter 31

Werte Fernschachfreunde,

unsere Fernschachspieler haben im vergangenen Jahr mit dem Weltmeistertitel durch Christian Muck, dem Europameistertitel durch Wolfgang Zugrav und dem Vize-Europameistertitel durch Norbert Sommerbauer überragende Ergebnisse gefeiert.
Auch die demnächst folgenden Spitzenergebnisse unserer Mannschaften in der Fernschach-Olympiade, die zumindest Rang 4 erreichen wird, als auch in der Europa-Mannschaftsmeisterschaft, in der Rang 5 oder 6 realistisch erscheint, würde im Turnierschach einen Freudentaumel auslösen.

Dennoch ist ein ständiger Rückgang an aktiven Spielern zu beobachten.
Waren am Beginn des Jahres 2019 noch 123 aktive österreichische Spieler in der ICCF Eloliste zu finden, sind aktuell nur noch 78 Spieler zu finden. Anscheinend sehen viele im Fernschach keinen Sinn mehr, werden doch die Rechenleistungen starker Rechner immer besser, zusätzlich laufen Programme wie Stockfish auch auf schwächeren Rechnern bereits mit erstaunlicher Stärke.
Aber vielleicht gibt es in Österreich einfach zu wenige Turniere für Fernschach-Neulinge?

Wie gewohnt gibt es Berichte über die FS-Landesmeisterschaft in Salzburg, dem derzeit einzig laufenden Turnier in Österreich. Auch über internationale Turniere, und dem erneuten Sieg im Wettkampf mit den USA findet ihr Berichte. Zusätzlich wird eine neue Turnierform, die KO Turniere, vorgestellt. Wie üblich gibt auch die neuen FS-Elozahlen.

In der „Kleinen Regelkunde“ wird diesmal die völlig neue Vorgehensweise der ICCF bei einmaligen und wiederholten Zeitüberschreitungen besprochen.

Viel Spaß beim Lesen

Fernschach Newsletter 31

Fernschach Newsletter 30

Werte Fernschachfreunde,

mit der 30. Ausgabe des Fernschach Newsletter haben wir einen neuen Meilenstein erreicht. Die 1. Ausgabe erschien im Februar 2012, seit 2020 erscheint der Newsletter vierteljährlich.
Nach den sensationellen Erfolgen von GM Wolfgang Zugrav und SIM Norbert Sommerbauer in der Europameisterschaft und GM Christian Muck in der Weltmeisterschaft kehrt wieder „Normalität“ ein.
Aber auch die „Normalität“ des österreichischen Fernschach hat einiges zu bieten: So wird das österreichische Olympiateam zumindest den 4. Platz in der 21. Fernschach-Olympiade erreichen und steht auch im Finale der 11. FS-Mannschafts-Europameisterschaft.
Der Krieg in der Ukraine zeigte große Resonanz unter den Fernschachspielern. Die Beteiligung an unzähligen Turnieren, die als Unterstützung für die Ukraine entstanden, war überwältigend. Auch Spieler aus Österreich beteiligten sich an „Peace“ Turnieren, über die wir berichten.

Wie gewohnt gibt es Berichte über die FS-Landesmeisterschaften in Vorarlberg und Salzburg, von internationalen Turnieren, dem bevorstehenden erneuten Sieg im Wettkampf mit den USA, die aktuellen Fernschach Elozahlen und vieles mehr. Auch eine neue Turnierform, die KO Turniere, werden vorgestellt. (rv)

Fernschach Newsletter 30

Fernschach Newsletter 29

Werte Fernschachfreunde,

in dieser Ausgabe des Fernschach Newsletter widmen wir uns mit großer Freude der Fernschach-Europameisterschaft, die für Österreich nicht nur den zweiten Europameister der Geschichte brachte, sondern sogar einen Doppelsieg.
Wir holen beide Sieger, Europameister GM Wolfgang Zugrav und Vize-Europameister IM Norbert Sommerbauer vor den Vorhang und haben sie gebeten, uns in Interviews ihre Sicht zu schildern, wie sie den großartigen Erfolg selbst bewerten.
Österreich hat aber nicht nur in der Europameisterschaft ein Ausrufezeichen gesetzt. Seit 1. Juni 2022 haben wir mit GM Christian Muck auch den zweiten Fernschach-Weltmeister der Schachgeschichte. Wir werden alles daran setzen, auch von ihm ein Interview für den nächsten Fernschach Newsletter zu erhalten.

Die Österreichische Fernschachmeisterschaft wurde kürzlich beendet. Am Ende gab es mit dem Vorarlberger IM Wilfried Spiegel einen Sieger, der sich mit der minimal besseren Zweitwertung vor Gabor Komaromi durchsetzte. Rang drei ging an IM Thomas Steinbacher.

IM Thomas Steinbacher hat uns eine kürzlich beendete Partie aus der Champions League zur Verfügung gestellt, in der er eine als Remispartie bekannte Stellung mit kraftvollen und energischen Figurenopfern entschieden hat. Eine sehenswerte Partie! Sie wird mit Sicherheit demnächst Eingang in die Eröffnungstheorie finden.

Im Länderkampf Österreich - USA hat die österreichische Mannschaft den frühen 1:6 Rückstand nicht nur wettgemacht, sondern in der Zwischenzeit in eine 28,5 : 25,5 Führung umgewandelt.

Fernschach Newsletter 29

Fernschach Europameister Wolfgang Zugrav im Interview

GM Wolfgang Zugrav feierte vor Kurzem gemeinsam mit IM Norbert Sommerbauer einen Doppelsieg in der 72. Fernschach Europameisterschaft. Wir berichteten darüber: Fernschach EM: Doppelsieg für Österreich!

Zugrav

GM Zugrav stellt sich nun den Lesern dieser Seite im Interview vor. Das Interview führte der Redakteur des Fernschach-Newsletter Reinhard Vlasak.

Herr GM Zugrav, lieber Wolfgang, du wurdest kürzlich Europameister im Fernschach. Dazu erst mal herzliche Gratulation. Wie fühlt man sich als Europameister?

Natürlich fühlt man sich gut, es ist eine tolle Sache.

Bevor wir uns deinen vielen Erfolgen im Fernschach widmen: Kannst du unseren Lesern etwas zu deiner Person sagen?

Ich wohne in Niederösterreich und arbeite im IT-Bereich. Ich war viele Jahre bei IBM und Lenovo, also Hardwareherstellern und habe von daher eine Affinität zu Computern.

Wie bist du zum Schach gekommen?

Mit etwa 12 Jahren bekam ich einen Schachcomputer und setzte mir das Ziel, ihn eines Tages zu besiegen. Die ersten Geräte waren MK1 und MK3, ganz einfache Geräte, die nicht mal alle Regel, wie en passant beherrscht haben. Damit habe ich mir das Schachspiel selbst beigebracht, sozusagen autodidaktisch.

Dein einziger österreichische Vorgänger als FS Europameister Siegfried Neuschmied gewann den Titel im Jahr 1996. Er hat mit Fernschach aufgehört und spielt Turnierschach für den Schachklub Kufstein/Wörgl in der Bundesliga West. Spielst du auch Turnierschach?

Ja, ich spiele gelegentlich für Austria Wien und in der Wiener Betriebsliga. Meine aktuelle Elozahl liegt bei knapp 2160.

Im Fernschach braucht man oft viel Geduld. Als Beispiel dafür sei genannt, dass du deine Partien in der 72. Europameisterschaft schon vor über einem Jahr beendet hattest und warten musstest, ob dich ein anderer Spieler noch ein- oder überholt. Am Ende gab es einen Doppelsieg für Österreich - Zugrav vor Sommerbauer. Wie vertreibt man sich die doch lange Wartezeit?

Es war meine Strategie, schnell zu spielen und gleich Druck aufzubauen, um meine Gegner permanent zu beschäftigen. Wenn man weiß, dass die Programme immer stärker werden und ich selbst eine sehr starke Hardware habe, macht es Sinn, schnell zu spielen, weil für die anderen der Nachteil im Lauf der Zeit eher geringer wird.
Es gab auch noch andere Turniere zu spielen. Im Finale der 21. Fernschacholympiade wird die österreichische Mannschaft voraussichtlich Rang 4 belegen, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert. Falls die USA oder Luxemburg noch einen Punkt abgeben, ist sogar ein Top 3 Platz möglich. Die Olympiade wird auf 6 Brettern gespielt, neben mir und Norbert Sommerbauer sind Manuel Mendl, Gerhard Walter, Wolfgang Liedl und Wilfried Spiegel im Team. Im Semifinale sind mir 4 Siege gelungen, die für den Aufstieg ins Finale sehr wichtig waren. Im Finale war es natürlich schwieriger zu gewinnen. Das erste Brett war im Finale jedenfalls stärker besetzt als die Europameisterschaft.

 Im Gegensatz zum Turnierschach, wo der Einsatz technischer Hilfsmittel verpönt ist und von der FIDE mit drastischen Mitteln bestraft wird, ist der Einsatz von Analyseprogrammen im Fernschach erlaubt. Wie hast du es geschafft, Europameister zu werden, wo doch auch die Konkurrenz die besten verfügbaren Analyseprogramme verwendet?

Z: Ich verlasse mich natürlich nicht nur auf das Ergebnis eines Schachprogramms. Man kann zum Beispiel herausfinden, welches Programm der Gegner verwendet und die Züge so wählen, dass man ihn damit in eine Falle lockt. Das ist besonders dann leicht, wenn nicht die aktuellsten Programme verwendet werden. Aber selbst die aktuellsten Programme wie Stockfish 15 greifen immer wieder daneben, auch wenn man es gar nicht für möglich hält. In gewissen Eröffnungen weiß ich, dass ich eine gute Gewinnchance habe, wenn der Gegner ausschließlich den ersten von Stockfish vorgeschlagenen Zug spielt. Man muss genau im richtigen Moment erkennen, dass der Zug nicht optimal ist und entsprechend darauf reagieren. Das funktioniert natürlich nicht immer. Sowohl bei der Olympiade als auch bei dem brasilianischen Turnier wusste ich schon im Vorhinein, dass es in einer bestimmten Variante leicht passieren kann, dass der Gegner daneben greift. Und so ist es auch gekommen.
Es gibt auch schwierig zu bedienende Programme, die Partiefortsetzungen in viele kleine Äste aufteilen. Mit einer rechenstarken Hardware kann man damit innerhalb relativ kurzer Zeit riesige Bäume erhalten, die einen vorteilhaften Weg weisen können, der vielleicht zum Sieg führt. Das funktioniert in Partien, in denen man schon einen leichten Vorteil hat, besser als in einer Stellung, die das Schachprogramm mit +/- null bewertet.
Außerdem sollte man den menschlichen Faktor nicht unterschätzen. Man findet immer wieder Partien, die aufgegeben werden, weil Material eingestellt oder der zweite vor dem ersten Zug gespielt wird. Auch ein schematisches Spiel, bei dem immer die erstgereihten Züge gespielt werden, kann man mit gründlichen Analysen widerlegen. Das kommt häufiger bei Spielern vor, die im Turnier nichts mehr erreichen können und nicht mehr die nötige Energie für eine aus ihrer Sicht bedeutungslose Partie aufwenden.

Lieber Wolfgang, ich danke dir für die Einblicke ins Fernschach aus der Sicht des Europameisters! Gibt es noch etwas, das du unseren Lesern mitteilen willst?

Ja, in Wien findet vom 23. – 29. Juli 2022 die Schachweltmeisterschaft von Großcomputern statt. Ich werde Ginkgo (= Fritz) bedienen, die aktuelle Version ist um ca. 230 ELO stärker als der normale Fritz18 von ChessBase. Das dazu getunte Eröffnungsbuch mit Analysen aus meinen Fernschachpartien stammt von mir.
Bisher sind 7 Programme angemeldet, es kommen aber noch welche dazu.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, vom 23. – 29. Juli ins Messezentrum zu kommen. Es wird auch eine Webseite mit den aktuellen Ergebnissen geben. Schön wäre natürlich auch eine Live-Übertragung, aber ich habe bis jetzt noch niemanden gefunden, der das Event live kommentiert. Sollte sich jemand finden, wären die Organisatoren sicher dafür zu gewinnen.
Weitere Infos dazu gibt es auf der Seite der World Computer Games Association. https://icga.org/?page_id=121

 

Das gesamte Interview sowie ein weiteres Interview mit Vize-Europameister IM Norbert Sommerbauer gibt es im  Fernschach Newletter 29 zu lesen. Der wird etwa um den 20. Juli 2022 auf der Seite des ÖSB erscheinen.

rv

GM Christian Muck ist Fernschach-Weltmeister

Seit wenigen Stunden ist es fix: Der Wiener Fernschachgroßmeister Christian Muck gewann das Finale der 31. Fernschach Weltmeisterschaft und ist damit Fernschachweltmeister. Er teilt sich den Titel mit dem Niederländer GM Ron Langeveld und dem polnischen SIM Fabian Stanach.

Wenige Tage nach dem Doppelerfolg in der 72. Fernschach Europameisterschaft durch GM Wolfgang Zugrav und IM Norbert Sommerbauer setzte GM Christian Muck mit dem Weltmeistertitel ein noch größeres Ausrufezeichen für das österreichische Schach. Herzliche Gratulation zu diesem sensationellen Ergebnis.
GM Christian Muck ist erst der zweite Fernschach Weltmeister aus Österreich. Der erste aus Österreich stammende Weltmeister war der gebürtige türkische Spieler GM Tunc Hamarat, der seit 1972 in Österreich lebt und den Titel im Jahr 2004 errang.

GM Muck, geboren 1964, spielte über 30 Jahre Turnierschach für den burgenländischen Verein SK Sieggraben, den niederösterreichischen Verein SK Vösendorf und in Wien beim SK Hernals. Er bezeichnet sich selbst als Perfektionist, der ursprünglich zum Fernschach kam, um seine Eröffnungskenntnisse zu verbessern. Auch die begrenzte Bedenkzeit im Turnierschach leitete sein Interesse zum Fernschach. Er erzielte 2003 seine erste IM-Norm im Fernschach, wurde 2007 Internationaler Meister, gleich darauf Senior International Master (diesen Titel gibt es nur im Fernschach), und im Jahr 2012 wurde ihm der Titel Fernschach Großmeister verliehen. Seither hat er 5 weitere GM-Normen erzielt, zuletzt mit dem ex äquo Gewinn des Weltmeistertitels.

Turniertabelle