Nachruf auf Prof. Kurt Jungwirth

Mit großer Trauer nimmt der Österreichische Schachbund Abschied von seinem langjährigen Präsidenten und Ehrenpräsidenten Prof. Kurt Jungwirth, der am 13. Mai 2025 im Alter von 95 Jahren im Kreise seiner Familie in Graz verstorben ist.

Geboren am 3. September 1929 in Graz, prägte Kurt Jungwirth über Jahrzehnte hinweg das kulturelle und sportliche Leben Österreichs. Nach seinem Studium der Romanistik und einer Tätigkeit als Lehrer und Dozent, unter anderem am Dolmetscher-Institut der Universität Graz, wandte er sich der Kulturpolitik zu. Von 1970 bis 1985 war er Kulturlandesrat der Steiermark, anschließend bis 1991 Landeshauptmann-Stellvertreter. In dieser Zeit initiierte er bedeutende Kulturprojekte wie die Styriarte und prägte als Präsident des „steirischen herbstes“ über Jahrzehnte die Kulturlandschaft des Landes.

Seine große Leidenschaft galt jedoch dem Schachspiel. Bereits als Jugendlicher entdeckte er seine Begeisterung für das königliche Spiel und setzte sich zeitlebens für dessen Förderung ein. Nach dem plötzlichen Tod von Franz Cejka wurde er 1971 einstimmig zum Präsidenten des Österreichischen Schachbundes gewählt – ein Amt, das er 46 Jahre lang mit Hingabe und Weitblick ausübte.

Unter seiner Führung verlegte der ÖSB seinen Sitz von Wien nach Graz, organisierte internationale Turniere wie das Kandidatenfinale 1980 in Velden oder die Computerschach-WM 2003 in Graz und erreichte 2005 die Anerkennung des Schachs als Sportart durch die Bundessportorganisation.

Auch international war Jungwirth eine prägende Figur: Als Vizepräsident der FIDE (1978–1986), Gründungspräsident der Europäischen Schachunion (1986–1998) setzte er sich unermüdlich für die Entwicklung des Schachsports ein. 1976 hat er gemeinsam mit Gertrude Wagner den Mitropacup ins Leben gerufen, einen Mannschaftsbewerb mit 10 mitteleuropäischen Ländern. 2017 wurde er vom ÖSB mit einer Sonderausgabe der Verbandszeitung „Schach aktiv“ geehrt, die seine Verdienste würdigte. Zudem wurde Jungwirth vom Präsidium zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Für sein vielfältiges Wirken wurde Kurt Jungwirth mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich, der Ehrenring der Stadt Graz und dem der Ehrenring des Landes Steiermark.

Mit dem Tod von Prof. Kurt Jungwirth verliert Österreich eine herausragende Persönlichkeit, die mit Weitblick, Integrität und unermüdlichem Engagement das Schachspiel und die Kultur unseres Landes geprägt hat. Sein Vermächtnis wird in der Schachgemeinschaft und darüber hinaus weiterleben.

Der Österreichische Schachbund verneigt sich in Dankbarkeit vor seinem Ehrenpräsidenten und spricht seiner Familie und allen Angehörigen sein tief empfundenes Beileid aus. (wk)

Download: Sonderausgabe Schach Aktiv - Die Ära Jungwirth (PDF)