Eva Moser beendet ihre gestrige Partie der vierten Runde gegen Ex-Weltmeisterin Antoaneta Stefanova mit einem hübschen Mattangriff und sorgt damit für den österreichischen Höhepunkt des Tages. Dahinter gibt es reichlich Geschenke für die Bulgarinnen. Tina Kopinits bringt gegen Elitsa Raeva (2361) bereits im 12. Zug ein Scheinopfer, doch drei Züge später waren Schein und die Figur weg. Veronika Exler verliert in ausgegeglichener Stellung gegen Iva Videnova (2272) im 24. Zug den Faden und muss wenig später aufgeben. Unglücklich agiert weiter unser Teamkücken. Anna-Lena Schnegg überspielt Simoneta Ivanova (2046) klar, verpasst aber den "Killerzug" und kann die plötzlich schwierige Stellung nicht halten. Am Ende heißt es 3:1 für die Bulgarinnen. Im Match der Herren setzt sich die höhere Klasse der Russen durch. Allerdings fällt das 0:4 deutlich zu hoch aus. Markus Ragger spielt Alexander Grischuk (2786) an die Wand, hat 30 Züge lang klaren Vorteil und zweimal die Möglichkeit alles klar zu machen. In der Schlussphase stellt Ragger die Partie bei knapper Bedenkzeit ein. Shengelia und Schreiner wehren sich gegen Svidler (2752) bzw. Tomashevsky (2722) tapfer, aber erfolglos. Robert Kreisl verrechnet sich in Zeitnot gegen Andreikin (2710) und verpasst einen durchaus möglichen halben Punkt. Heute spielen die Herren gegen Bulgarien und Ragger voraussichtlich gegen Topalov. Die Damen sind gegen Weissrussland in der Favoritenrolle. In der Tabelle führen bei den Damen Polen und die Ukraine mit dem Punktemaximum (8), gefolgt von Georgien (7). In der offenen Klasse ist nur noch Frankreich ohne Punkteverlust. Dahinter folgen acht Mannschaften mit je 6 Punkten. (wk, Foto: Turnierseite)
Ergebnisse bei Chess-Results: Offene Klasse, Damen
Turnierseite, ECU
Ein heroisch kämpfendes österreichisches Herrenteam segelt gegen den dreifachen Olympiasieger Armenien (2006 Turin, 2008 Dresden und 2012 Istanbul) hauchdünn an einer Sensation vorbei und verliert am Ende unglücklich mit 1,5:2,5. Das Match beginnt mit einer ausgekämpften aber nie gefährdeten Punkteteilung von David Shengelia gegen Sergei Movsesian (2700). Zu dieser Zeit müssen Ragger, Kreisl und Schreiner leicht schlechtere Stellungen verteidigen. Das tun sie mit zähem Widerstand an dem Armenien beinahe zerbricht. Levon Aronian (2801) müht sich mit Weiß gegen Ragger sehr lange muss aber ebenso in eine Punkteteilung einwilligen wie Tirgran Petrosian (2660) gegen Peter Schreiner. Die Entscheidung musste in der Partie zwischen Gabriel Sargissian (2676) und Robert Kreisl fallen. Der Leobner hält seine nach der Eröffnung schwierige Stellung großartig zusammen und erreicht ein Damenendspiel. Bei immer knapper werdender Zeit verpasst er im 53. Zug eine forcierte Remisvariante und zieht den König auf das falsche Feld. Diese Chance lässt sich Sargissian nicht entgehen. Als Lohn für diesen unglücklichen Punkteverlust gegen die Nummer Zwei der Startrangliste bekommt es Österreich heute mit Russland, der Nummer Eins zu tun. Unser Damenteam hatte diese Ehre bereits gestern. Die angschlagenen Russinnen waren aber eine Nummer zu groß. Zwar hat Eva Moser gegen Valentina Gunina (2509) mit Schwarz lange Zeit gute Chancen und kurzfristig sogar einen Gewinn am Brett, verliert dann aber ebenso wie Newrkla gegen Kosteniuk (2510), Exler gegen Pogonina (2499) und Schnegg gegen Girya (2447). Heute wartet Bulgarien. (wk, Foto: Turnierseite)
Ergebnisse bei Chess-Results: Offene Klasse, Damen
Turnierseite, ECU
Die zweite Partie der Weltmeisterschaft in Chennai endet nach etwa eineinhalb Stunden Spielzeit im 25. Zug mit einem weiteren Kurzremis. Anand eröffnet mit dem Königsbauern und Carslen überrascht den Weltmeister mit Caro-Kann, gleicht problemlos aus und hätte mit einem Minoritätsangriff am Damenflügel langfristig wohl eher das angenehmere Spiel gehabt. Daher entscheidet sich Anand eine Zugwiederholung herbeizuführen. Psychologisch sind mit diesem Remis beide Gewinner. Carlsen darf sich über seine gute Vorbereitung mit Schwarz freuen, konnte andererseits aber Anand erneut nicht in eine lange Partie verwickeln. In der Pressekonferenz wirkten beide recht entspannt und sehen nach der ersten Abtastphase zuversichtlich spannenderen Partien entgegen. Die erste Möglichkeit dafür ist morgen, denn heute ist in Chennai Ruhetag. (wk, Foto: Turnierseite)
FIDE, Website WM (Live-Übertragung ab 10:30 Uhr)
Die EM könnte aus österreichischer Sicht zu Ende sein, liegt unser Herren-Team doch nach der zweiten Runde und einem erfreulichen 2:2 gegen die starken Rumänen mitten in der europäischen Elite auf Rang 9 in der Zwischentabelle. Gestern endeten alle vier Partien mit umkämpften Remisen, wobei Kreisl und Diermair gegen die GM´s Parligras (2576) und Nevednichy (2590) beeindruckend sicher die Stellungen im Gleichgewicht halten. Nur Ragger musste sich gegen Lupulescu (2630) gehörig strecken um nach einem spannenden Schlagabtausch das 2:2 zu sichern. Nie gefährdet war Shengelia mit Schwarz gegen Jianu (2565). Unsere Damen feierten gegen die Tschechische Republik, einen unmittelbaren Nachbarn der Setzliste, mit 2,5:1,5 in einem hartumkämpften Match einen ersten Sieg. Veronika Exler bringt Österreich überzeugend gegen WIM Olsarova (2248) mit 1:0 in Führung. Katharina Newrkla hält mit ihrem zweiten Remis gegen WIM Havlikova (2237) den Vorsprung, während Anna-Lena Schnegg gegen Olga Sikorova (2278) nach einigen taktischen Scharmützel mit einem Mehrbauern im Springerendspiel auf Sieg zu stehen scheint. Allerdings findet die junge Tirolerin nicht den besten Plan und verliert dann völlig den Faden und die Partie. So lag es an Eva Moser eine zwischenzeitlich schlechte Stellung gegen WGM Kulovana im Endspiel noch zu drehen und den Sieg zu sichern. In Summe ein verdienter Erfolg unserer Damen. International gesehen ist die zweite Runde ein Desaster für Russland. Die Damen verlieren gegen Israel (Startnummer 15 !!) ebenso mit 1,5:2,5 wie die Herren gegen die Türkei (18 !!!). Heute warten auf Österreich schwere Brocken und mit Armenien und Russland jeweils die Nummer Zwei der Setzliste. An den Spitzenbrettern spielen Aronian gegen Ragger bzw. Gunina gegen Moser. Beginn der Live Übertragung ist um 15:15 Uhr. (wk, Foto: ChessBase)
Ergebnisse bei Chess-Results: Offene Klasse, Damen
Turnierseite, ECU
Die erste Partie der WM geht psychologisch an den Weltmeister. Herausforderer Carlsen hatte in einem Interview angekündigt als Teil seiner Match-Strategie Anand in mögichst lange Partien zu verwickeln um ihn physisch "zu brechen". FIDE Präsident Ilyumzhinov führte für Carlsen als ersten Zug Sf3 aus und die Partie begann mit einem Königsfianchetto ohne Anspruch auf ein Theorieduell. Rasch wurde daraus ein Grünfeldinder. Anand zeigte sich in einer selten gespielten Nebenvariante bestens vorbereitet und ergriff mit Schwarz bereits im 10. Zug die Initiative. Carlsen blieb nichts anderes übrig, als das Remis zu suchen und sich auf eine Zugwiederholung mit Remisschluss im 16. Zug einzulassen. In der Pressekonferenz wirkte Anand entsprechend entspannt, Carlsen hingegen sichtlich unzufrieden. Die Botschaft war klar: "Es wird schwer ermüdende Partien in Serie zu produzieren, wenn der Gegner es nicht zulässt". Heute wird Anand zeigen wie er das Match mit Weiß anlegt. Die zweite Partie beginnt um 10:30 Uhr. Auf der Turnierseite gibt es kostenfrei eine Live-Übertragung mit ausgezeichneten Kommentatoren in englischer Sprache. Deutschsprachige Kommentierungen beitet ChessBase auf www.schach.de für seine Premium-Mitglieder ebenfalls kostenfrei bzw. gegen ein kleines Entgeld in der ChessBase Währung "Dukaten". (wk)
FIDE, Website WM
Österreich ist die Überraschung der ersten Runde der Team EM in Warschau. Das rot-weiß-rote Herrenteam besiegt sensationell die höher eingestuften Holländer mit 2,5:1,5. Held des Tages ist Robert Kreisl, der sich in Polen offenbar pudelwohl fühlt. Nach seiner GM Norm bei der Einzel EM in Legnica bringt Kreisl seine Mannschaft gestern mit einem feinen Sieg gegen GM Jan Smeets (2620) mit 1:0 in Führung. Erwin L´Ami (2648) und Robin van Kampen (2618) müssen gegen David Shengelia und Peter Schreiner bald danach in Remisen einwilligen. Am Spitzenbrett versucht Anish Giri (2732) noch lange gegen Markus Ragger seine leichte Initiative auszunützen, aber Ragger spielt da nicht mit, findet den Remisweg und sichert den Mannschaftssieg. Damit ist Österreich das einzige Team der ersten Runde, das gegen eine höher gesetzte Mannschaft gewinnen konnte. Allerdings ist das Nivau hoch und viele Wettkämpfe verlaufen sehr knapp. Es gibt nur ein 4:0 von Rumänien gegen Wales, aber einige überraschende Punkteverluste der Favoriten wie beispielsweise von Armenien gegen Bulgarien oder Aserbeidschan gegen Schweden. Titelverteidiger Deutschland besiegt Israel knapp mit 2,5:1,5. Im Damenbewerb erweist sich Georgien für Moser und Co. doch als zu stark. Zwar sieht es nach den Eröffnungen an allen Brettern durchaus vielversprechend aus, aber unterm Strich bleibt nur das Ehrenremis von Katharina Newrkla gegen WGM Meri Arabidze (2374). Heute spielen die Damen gegen die Tschechische Republik und die Herren gegen Rumänien. (wk, Foto: ChessBase)
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Die mit Spannung erwartete Schach Weltmeisterschaft 2013 wurde gestern in Chennai offiziell eröffnet. Die Inder wählten für diese Gelegenheit das Nehru Indoor Stadium mit einem Fassungsvermägen von 30.000 Zuschauern. Den Berichten zufolge war das Stadion gut gefüllt und die Eröffnungsfeier auf hohem Niveau. In der Pressekonferenz hat Anand das Team seiner Helfer vor Ort bekannt gegeben. Neben Wojtaszek, Ganguly, Sandipan und Hariskrishna ist mit Peter Leko ein Überraschungsmann dabei. Carlsen seinerseits ließ sein Sekundantenteam im Verborgenen. Die erste Partie folgt morgen um 15:00 Uhr Ortszeit (10:30 Uhr in Österreich). Carlsen hat für den Auftakt die weißen Steine gezogen und wird gegen Anand den "ersten Aufschlag" haben. (wk)
FIDE, Website WM
Heute beginnt in Warschau die Mannschafts-Europameisterschaft. Auf Österreich warten zum Auftakt schwere Aufgaben. Unsere Herren spielen gegen Holland, die Nummer Acht der Setzliste. Am Spitzenbrett wird Markus Ragger auf Anish Giri treffen, der in der Weltrangliste am 20. Platz liegt. Zoltan Ribli hat weiters David Shengelia, Robert Kreisl und Peter Schreiner aufgestellt. Ein noch härteres Los hat das Damenteam mit Georgien gezogen. Georgien ist traditionell eines der großen Schachländer und insbesondere bei den Damen stets ganz vorne zu finde. Gemeinsam mit der Ukraine und Russland gehören die Georgerinnen auch heuer zu den großen Medaillenfavoritinnen. Das Schlagerspiel aus heimischer Sicht wird am ersten Brett die Partie zwischen Eva Moser und Nana Dzagnidze sein. Georgiens Top-Spielerin ist aktuell die Nummer Sechs der Welt. Coach Mario Schachinger hat sich weiters in der Aufstellung für Katharina Newrkla, Anna-Christina Kopinits und Veronika Exler entschieden. Die erste Runde beginnt um 15:00 Uhr, die Live-Übertragung wird mit 15 Minuten Verspätung gestartet. (wk, Foto: Turnierseite)
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Erst kürzlich bekam Khanty-Mansyisk im russischen Sibirien nach dem FIDE Kongress in Tallin den Zuschlag für das kommende Kandidatenturnier, das vom 12. bis 30. März 2014 ausgetragen werden wird. Jetzt wurde bekannt, dass der regierende russische Meister Peter Svidler den von der FIDE vorgesehenen Platz des Ausrichters bekommen wird. Sieben der acht Kandidaten stehen mit Dimitry Andreikin, Levon Aronian, Sergej Karjakin, Vladimir Kramnik, Shakriyar Mamedyarov, Veselin Topalov und Peter Svidler fest. Der letzte verbleibende Platz geht an den Verlierer des kommenden WM Kampfes zwischen Weltmeister Vishy Anand und Herausforderer Magnus Carlsen. Die WM startet am kommenden Samstag um 15:00 Uhr Ortszeit (10:30 MEZ) im indischen Chennai mit der ersten Runde. Gewaltig ist die Berichterstattung im Vorfeld der WM. Nach Interviews mit beiden Spielern in der Zeit ist nun eine Dokumentation von Carlsen veröffentlich worden. (wk)
FIDE, Website WM, Doku Carlsen, Interviews in der Zeit: Anand, Carlsen
Heute startet um 18:30 Uhr das ÖSB Projekt Internet TV. In einer monatlichen Sendung werden von Österreichs A-Trainern strukturelle Schachthemen und aktuelle österreichische Schachereignisse präsentiert. Moderator der Sendung ist IM Harald Schneider-Zinner, der Vorsitzende der Kommission für Ausbildung im ÖSB. "Am Vorabend der Weltmeisterschaft" wird Schneider-Zinner in der Premiere der neuen Sendung einige der spannendsten Partien zwischen Anand und Carlsen vorstellen und als Gast den Österreichischen Jugendmeister Jakob Gstach in der Sendung haben. Das strukturelle Thema wird das "Gstach Motiv sein", das dem Youngster den ÖM Titel eingebracht hat. Zu sehen ist die Sendung auf www.schach.de (dort gibt es auch die Software zum Download) im Raum Übertragungen, dann den Reiter Partien wählen. Die erforderliche Software ist gratis erhältlich und auch die ChessBase TV Austria Sendungen werden dank der entgegenkommenden Kooperation mit ChessBase kostenfrei zu sehen sein (ein Gast-Zugang ist ausreichend). Wer die Sendung verpasst kann sie auch später noch ansehen. Alle Sendungen werden sowohl auf www.schach.de als auch auf YouTube archiviert. (wk)
Info Sendung 05.11.2013