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Halbfinalisten des FIDE World Cups stehen fest

Credit: Michal WaluszaFIDE World Cup Goa 2025

Das Viertelfinale des FIDE World Cups in Goa brachte vier hart umkämpfte Duelle hervor. Mit Javokhir Sindarov, Nodirbek Yakubboev, Wei Yi und Andrey Esipenko stehen nun vier Spieler im Halbfinale. Für die verbleibenden vier geht es nicht nur um Preisgeld und Prestige, sondern auch um die drei Tickets für das Kandidatenturnier 2026.

Credit: Michal WaluszaFIDE World Cup Goa 2025

Die Begegnung zwischen Javokhir Sindarov und José Eduardo Martínez Alcántara verlief zunächst ruhig, beide klassischen Partien endeten ohne größere Ereignisse remis. Im ersten Tiebreak setzte sich Martínez in der Auftaktpartie durch, doch Sindarov schlug unmittelbar zurück. Der zweite Tiebreak begann mit einem weiteren Remis, bevor Sindarov in der entscheidenden Partie seine Endspieltechnik zeigte: aus einer positionell komplexen Igelstruktur arbeitete er geduldig einen kleinen Vorteil heraus und verwertete diesen präzise zum Matchgewinn. Martínez, der zuvor zahlreiche Favoriten ausgeschaltet hatte, verabschiedet sich damit nach einem beeindruckenden Turnierlauf.

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Auch das Match zwischen Arjun Erigaisi und Wei Yi wurde erst im Tiebreak entschieden. Erigaisi vergab in der zweiten klassischen Partie eine aussichtsreiche Chance, was sich im Nachhinein als Wendepunkt erwies. Im Tiebreak kam Wei Yi dank starker Vorbereitung mit deutlichem Vorteil aus der Eröffnung, ließ diesen jedoch zunächst ungenutzt und musste sich mit einem Remis zufriedengeben. Die zweite Partie entschied er jedoch souverän im Endspiel für sich und beendete damit die letzten Hoffnungen der indischen Fans – denn mit diesem Ergebnis waren nun alle indischen Spieler ausgeschieden, und für Erigaisi platzte die letzte Möglichkeit, sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren.

Credit: Michal WaluszaFIDE World Cup Goa 2025

Hochspannung herrschte auch im Duell zwischen Andrey Esipenko und Sam Shankland. Nachdem die klassischen Partien Remis ausgingen, gewann Esipenko die erste Tiebreak-Partie mit Schwarz. Doch Shankland, in einer Must-Win-Situation, fand die nötigen Ressourcen und glich das Match aus. Im zweiten Tiebreak gelang es ihm jedoch nicht, erneut zurückzuschlagen: wieder setzte sich Esipenko mit Schwarz durch und erreichte damit das Halbfinale des World Cups.

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Deutlich früher fiel die Entscheidung im Match zwischen Nodirbek Yakubboev und Alexander Donchenko, dem letzten verbleibenden deutschen Spieler. Yakubboev gewann die erste Partie mit Weiß überzeugend und verteidigte die Führung in der Rückpartie souverän. Für Donchenko endet ein sensationeller Turnierlauf, in dem er unter anderem Weltklassespieler wie Anish Giri und Le Quang Liem ausgeschaltet hatte.

Damit stehen im Halbfinale zwei besonders interessante Begegnungen bevor: das usbekische Duell Sindarov gegen Yakubboev sowie Wei Yi gegen Andrey Esipenko. Für alle vier Spieler gilt: selbst im Fall einer Halbfinalniederlage bleibt über das Match um Platz drei weiterhin die Chance auf die Kandidaten-Qualifikation bestehen.

Die erste Partie startet nach einem Ruhetag am 21. November um 10:30 MEZ. (FB, Fotos: FIDE)

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Favoritensterben setzt sich fort – Dramatische Entscheidungen in Runde 4 und 5 des FIDE World Cups

Credit: Michal WaluszaFIDE World Cup Goa 2025

Der FIDE World Cup in Goa bleibt auch zur Turnierhalbzeit unberechenbar. Nach dem überraschenden frühen Ausscheiden mehrerer Top-Spieler in Runde 3 setzte sich die Serie an unerwarteten Ergebnissen auch in den Runden 4 und 5 fort. Das Teilnehmerfeld lichtet sich spürbar.

In Runde 4 erwischte es erneut einige große Namen. Der Inder Praggnanandhaa unterlag im Tiebreak dem Russen Daniil Dubov, während Vincent Keymer gegen Andrey Esipenko ebenfalls in den Schnellpartien ausschied.

Credit: Michal WaluszaFIDE World Cup Goa 2025

Für zusätzliche Überraschung sorgte der gebürtige Peruaner José Martínez Alcantara, der seit dem letztem Jahr für Mexiko spielt. Er konnte sich eindrucksvoll gegen Alexey Sarana durchsetzen.

Auch Maxime Vachier-Lagrave musste seine Ambitionen begraben: Er verlor gegen den 19-jährigen Russen Aleksey Grebnev. Mit Sam Shanklands Sieg über Richard Rapport gab es einen weiteren Erfolg für einen nominellen Außenseiter.

Die aktuelle indische Nummer 1 Arjun Erigaisi kann sein Match gegen Peter Leko im Tiebreak gewinnen. Fans von Peter Leko finden darin Trost, dass der ehemalige WM-Herausforderer nun für den offiziellen FIDE-Kanal das Turnier mit Jan Gustaffson kommentiert.

Das deutsche Duell zwischen Matthias Blübaum und Alexander Donchenko wurde bereits in den klassischen Partien entschieden – Donchenko setzte sich souverän mit 1.5:0.5 durch. Er ist nun der einzige verbleibende Spieler aus Deutschland.

Das wohl dramatischste Match lieferten Lorenzo Lodici und Samuel Sevian. Der italienische Großmeister, der in einer früheren Runde unter anderem Hans Niemann aus dem Turnier geworfen hatte, kämpfte bis zum Schluss, musste sich jedoch in der Sudden-Death-Partie geschlagen geben.

In Runde 5 standen nur noch acht Matches auf dem Programm, von denen die Hälfte bereits im klassischen Schach entschieden wurden. Dabei gelang Arjun Erigaisi ein bedeutender Erfolg über den zweimaligen World-Cup-Sieger Levon Aronian.

Das russische Duell zwischen Andrey Esipenko und Aleksey Grebnev endete 2.5:1.5 zugunsten Esipenkos. Für viele Beobachter überraschend war das Ausscheiden von Daniil Dubov gegen Sam Shankland. Dubov, bekannt für seinen unkonventionellen Spielstil, erregte aufsehen dadurch, in vielen seiner Partien mit Weiß schnell Remis zu machen und mit Schwarz auf gewinn zu spielen.

Martínez Alcantara bestätigte seine starke Form erneut und eliminierte Pentala Harikrishna im zweiten Tiebreak. Im Viertelfinale wird er es mit dem jungen 2700er Sindarov (UZB) zu tun bekommen.

Für die spannendste Begegnung der Runde sorgten Alexander Donchenko und Le Quang Liem. Der Deutsche stand bereits in der zweiten klassischen Partie kurz vor dem Matchgewinn, ließ jedoch in einem gewonnenen Turmendspiel die entscheidende Fortsetzung aus und ermöglichte seinem Gegner ein Remis. Nach diesem Rückschlag zeigte Donchenko bemerkenswerte mentale Stärke: Er gewann die erste Tiebreak-Partie, verlor jedoch die folgende erneut, und das Muster wiederholte sich in der zweiten Tiebreak-Serie. Erst im dritten Entscheidungsblock brachte er mit einer sehenswerten Angriffspartie die Entscheidung zu seinen Gunsten.

Damit verbleiben für die sechste Runde nur noch vier Paarungen:

Javokhir Sindarov – José Martínez Alcantara

Nodirbek Yakubboev – Alexander Donchenko

Sam Shankland – Andrey Esipenko

Wei Yi – Arjun Erigaisi

Auffällig ist die ungewöhnlich offene Ausgangslage vor dem Viertelfinale: Unter den verbleibenden Spielern weisen nur drei eine Elo-Zahl über 2700 auf – und keiner von ihnen hat bisher an einem Kandidatenturnier teilgenommen. Das Turnier zeigt damit klar, wie stark und gleichzeitig breit die Weltspitze im modernen Schach geworden ist. Für Spannung ist weiterhin gesorgt, wenn morgen um 10:30 Uhr MEZ die erste Partie des Viertelfinales beginnt. (fb, Photos: FIDE)

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Weltmeister Gukesh scheidet aus: Überraschungen in Runde 3 des FIDE World Cups

Credit: Michal WaluszaFIDE World Cup Goa 2025

Die dritte Runde des FIDE World Cups in Goa brachte einige bemerkenswerte Überraschungen. Mehrere Turnierfavoriten mussten das Turnier vorzeitig verlassen – ein Hinweis darauf, wie eng die Leistungsabstände an der Weltspitze inzwischen geworden sind.

In den klassischen Partien traf es gleich mehrere Favoriten. Weltmeister Gukesh (IND) unterlag dem deutschen Großmeister Frederik Svane (GER) 0.5:1.5. Auch Anish Giri (NED) schied nach einer Niederlage gegen Alexander Donchenko (GER) aus. Besonders unerwartet war das klare 0:2 von Nodirbek Abdusattorov gegen José Martínez Alcantara (MEX), der sich damit eindrucksvoll für die nächste Runde qualifizierte. Diese Ergebnisse zeigen, dass im K.-o.-Format bereits kleine Schwankungen in Form, Vorbereitung oder Tagesgefühl entscheidend sein können.

Aus österreichischer Sicht endete das Turnier für Kirill Alekseenko in dieser Runde. Er unterlag dem Weltklassespieler Peter Leko (HUN) mit 0:2. Trotz des Ausscheidens bleibt festzuhalten, dass Alekseenko sich in einem starken Teilnehmerfeld auf höchstem Niveau präsentierte.

Credit: Michal WaluszaFIDE World Cup Goa 2025

In mehreren Matches fiel die Entscheidung erst im Tiebreak. Das längste und nervenaufreibendste Duell spielten Maxime Vachier-Lagrave und Vladislav Artemiev, das erst im Armageddon entschieden wurde. "MVL" behielt in der entscheidenden Partie die Übersicht und sicherte sich damit das Weiterkommen. Die Runde zeigte einmal mehr, dass im modernen Spitzenschach Flexibilität in allen Zeitformaten eine zentrale Rolle spielt.

Mit dem Ausscheiden einiger Favoriten öffnet sich das Feld in den kommenden Runden spürbar. Für Spannung ist weiterhin gesorgt. In Runde 4 treffen unter anderem Arjun Erigaisi (IND) auf Peter Leko (HUN), Vincent Keymer (GER) auf Andrey Esipenko (RUS) und Praggnanandhaa (IND) auf Dubov (RUS). Auch das deutsche Duell zwischen Blübaum und Donchenko wird für Spannung sorgen. Runde 4.2 startet morgen um 10:30 Uhr MEZ. (fb, Foto: FIDE)

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Magnus Carlsen gewinnt historischen ersten Esports World Cup im Schach

Mit einem spektakulären Finale und hochklassiger Besetzung feierte das Schachspiel 2025 sein Debüt auf einer der größten Bühnen des digitalen Wettkampfs: dem Esports World Cup in Riad. Zum ersten Mal überhaupt war Schach Teil des prestigeträchtigen Multi-Game-Events – ein Meilenstein, der nicht nur den zunehmenden Einfluss der Digitalisierung auf das königliche Spiel unterstreicht, sondern auch neue Zielgruppen erschließt.

Der Esports World Cup 2025 markierte mit einem Gesamtpreisgeld von über 70 Millionen US-Dollar ein Rekordereignis in der Geschichte des elektronischen Sports. Allein für das Schachturnier wurden 1,5 Millionen USD ausgeschüttet – ein bislang einmaliger Betrag für ein reines Online-Schnellschachformat, davon gehen 250.000 an den Sieger.

Insgesamt 16 Top-Großmeister, darunter Weltstars wie Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura, Alireza Firouzja und Arjun Erigaisi, kämpften im modifizierten Doppel-K.-o.-System zunächst in Gruppen, dann im Play-off um den Einzug ins Finale. Neben zwölf Qualifikanten der Champions Chess Tour sicherten sich vier weitere Spieler ihren Platz durch ein Last-Chance-Qualifier in Riad.

Ab dem Halbfinale wurde das Turnier zu einem echten Schach-Thriller. Im ersten Semifinale kam es zum Klassiker: Magnus Carlsen gegen Hikaru Nakamura. Die beiden Kontrahenten lieferten sich ein Duell auf Augenhöhe, das erst im Armageddon-Tiebreak zugunsten des Norwegers entschieden wurde. Im zweiten Halbfinale setzte sich Alireza Firouzja überzeugend gegen Arjun Erigaisi durch.

Im Spiel um Platz drei sicherte sich Nakamura schließlich Bronze mit einem knappen Sieg über Erigaisi, doch alle Augen richteten sich auf das mit Spannung erwartete Finale: Magnus Carlsen vs. Alireza Firouzja – ein Generationenduell der Extraklasse.

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Gespielt wurde im "Best-of-Three"-Format, bei dem zwei gewonnene Sets den Gesamtsieg brachten. Carlsen zeigte seine ganze Klasse: Mit jeweils 3:1 in beiden Sets ließ er Firouzja kaum eine Chance und krönte sich damit zum ersten Chess Esports World Cup Champion. Insgesamt gewann er vier Partien, spielte zweimal Remis und verlor nur ein einziges Spiel im gesamten Finalverlauf. Für seinen Triumph erhielt er ein Preisgeld von 250.000 USD, während sein Team "Team Liquid" wertvolle Punkte im übergreifenden Club-Wettbewerb sammelte.

Carlsen selbst sprach nach dem Turnier von „neuem Terrain“, das sich erschlossen habe – eine digitale Bühne, auf der Schach künftig regelmäßig stattfinden könne. Für den Norweger, der bereits klassische, Rapid- und Blitzweltmeistertitel hält, ist dieser Sieg ein weiteres Glanzstück seiner ohnehin einzigartigen Karriere.

Die Integration von Schach in den Esports World Cup zeigt eindrucksvoll, wie groß das Potenzial dieser jahrhundertealten Königsdisziplin im digitalen Zeitalter ist, mit der Chance, junge Zielgruppen zu erreichen und das Spiel auf neuen Plattformen weiterzuentwickeln. Vielleicht sehen wir eines Tages auch österreichische Talente im Rampenlicht des Esports World Cup. (wk, Foto: FIDE)

Offizielle Website: https://esportsworldcup.com/en/competitions/chess