Olympia-Tagebuch 

SPECIAL


Schach-Olympiade Turin
21.05.-04.06.2006

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Tag 16


Das Olympia-Tagebuch von K.H. Schein
Tag 16
- 13. Runde



Mehr als zwei Woche Schach pur und intensiv liegen nun hinter uns und es ist an der Zeit eine Bilanz zu ziehen.

Für jeden Schachliebhaber ist ein Turnier dieser Größenordnung ganz einfach eine faszinierende Angelegenheit. Es ist nicht bloß die Gelegenheit, die besten Könner ihres Faches hautnah miterleben zu können. Die Magie der 64 Felder konnte man rund um die Uhr spüren. Besonders berührend für mich war die Begegnung mit dem ältesten Schachgroßmeister der Welt, dem 95-jährigen Andre Lilienthal. Er hat von den frühen 30-er Jahren des vergangen Jahrhunderts weg mit Legenden wie Lasker, Aljechin und Capablanca erfolgreich die Klingen gekreuzt und zeigt auch heute noch Interesse am aktuellen Schachgeschehen. Ehrfürchtig wurde ihm von allen Schachspielern Platz gemacht, als er, gestützt von seiner Frau, am Stock gehend, noch immer voll Würde und mit aufmerksamen Augen durch die Halle schritt. 

Auf der anderen Seite ist es unglaublich, wie viele starke junge Schachspieler aus der ganzen Welt das OVALE LINGOTTO in diesen zwei Wochen beherbergte. Am auffälligsten für mich in dieser Hinsicht war der phantastische Auftritt des norwegischen Superstars Magnus Carlsen. Scheinbar gelangweilt wälzt er sich auf seinem Sessel hin- und her, beobachtet – wenn er am Zug ist – durchaus interessiert – die Stellung am Nachbarbrett und packt so aus dem handgelenk einen Riesenzug nach anderen aus. Dieses Riesentalent hat das Zeug zu einem Weltmeister .


Magnus Carlsen


Zum Abschneiden der Österreicher:

Man muss allen Spielern und Spielerinnen bescheinigen, in jede Partie mit Kampfkraft und großem Ehrgeiz gegangen zu sein. Kurzremisen kamen praktisch nicht vor. So wechselten in den 13 Runden Licht- und Schattenseiten naturgemäß ab. Diskussionen, dass viele stärkere Spieler zuhause geblieben waren, ließen das Team unbeirrt. Diejenigen, die in Turin waren, haben alles gegeben und versucht für Österreich ihr bestmögliches Schach zu spielen. Der Zusammenhalt innerhalb des Teams war vorbildlich, es gab keinerlei Verstimmtheiten, was Aufstellungsvarianten, Farbverteilungen usw. betraf. Siege wurden – egal wer sie im Team erzielte – mit großer und ehrlicher Freude aufgenommen, bei Niederlagen tröstete man sich gegenseitig. Georg und Hermine Danner kümmerten sich fürsorglich um die gesamte Mannschaft und waren stets erreichbare und hilfsbereite Ansprechpersonen.


Nun zu den Ergebnissen der Schlussrunde:


10.00 - Runde 13


Damen:
Österreich - Indonesien  0,5:2,5


Es hat nicht sollen sein. Indonesien  - eine Mannschaft in unserer Reichweite – war eigentlich kein schlechtes Los und die Mannschaft ging vollmotiviert in die Schlussrunde. Allen war klar, dass jeder gewonnene oder verlorene halbe Punkt dramatische Auswirkungen in der Schlusstabelle zeitigen wird. Die Niederlage von Sonja Sommer schien nicht allzu tragisch zu sein, denn Helene Mira hatte eine totale Gewinnstellung auf Brett 1 herausgearbeitet und auch Tina Kopinits hatte schöne Kompensation für einen geopferten Bauern. Doch leider kam es anders. In mittlerweile schon schlechterer Stellung vergaß Tina ganz auf die Uhr und wurde vom Schiedsrichter unsanft aus ihren Überlegungen gerissen. Zeitüberschreitung! Und auf Brett eins hatte sich Helene Mira im Turm-Springer-Endspiel durch einen einzigen unbedachten Zug ihre überlegene Position ruiniert und musste sich mit einem halben Punkt zufrieden geben.


Mira gut gelaunt vor der Schlussrunde


Herren:
Österreich - ISCS   2:2

Gegen die starke  internationale Auswahl von taubstummen Spielern (3 internationale Meister!) hatte es unser Team nicht leicht. Remisen auf den Brettern 1 und 4 standen ein Sieg  von „Jungmeister“ Georg Danner und eine Niederlage von Herwig Pilaj gegenüber.  Totale Konzentrationsfähigkeit über die gesamte Distanz – dafür wurde Georg Danner mit dem besten Einzelergebnis unseres Teams hier in Österreich belohnt. 7 Punkte aus 10 Partien, darunter 5 schöne Siege und nur eine (jawohl, die gegen die Fiji-Inseln!) Niederlage sind ein wunderbares Ergebnis. Gratulation und alle Achtung!


Österreichs Herren im Kampf um die Plätze



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