MC-Tour: Armageddon Entscheidung im "Finals"

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Das Finale der Magnus Carlsen Online Chess Tour hätte spannender nicht verlaufen können. Die Entscheidung fällt erst im Armageddon des siebenten Satzes, nachdem zuvor Hikarua Nakamura dreimal mit einem Satzgewinn in Führung gegangen war, Carlsen aber jedesmal im nächsten Satz ausgleichen konnte. So ging es mit einem Stand von 3:3 am Schlusstag in den alles entscheidenden siebenten Satz.

In der ersten Partie scheint Carlsen den "Flow" vom 3:1 aus dem sechsten Satz mitnehmen zu können. Er gewinnt überzeugend mit Schwarz. Danach geht aber wie schon im gesamten Match die Achterbahn mit Höhen und Tiefen für den Weltmeister weiter. Im Interview danach meint er, dass es ihm nicht gelungen ist Nakamura wirklich in Griff zu bekommen. Das ganze Finale sei Kampf und Krampf gewesen. Nach einem Remis knackt Nakamura in der dritten Finalpartie erneut die Berliner Verteidigung und gleicht aus. Da Carlsen in seiner zweiten Weißpartie erneut über ein Remis nicht hinauskommt steht es nach den Rapid-Partien 2:2.

In der ersten von zwei Blitzpartien des Tie-Breaks stellt Carlsen zu allem Überdruss einen Bauern ein und verliert das Endspiel mit Türmen und ungleichen Läufern chancenlos. "Danach habe ich nicht mehr an einen Sieg geglaubt. Ich fühlte keinen Druck mehr und konnte einfach eine weitere Partie spielen", meinte er später. In einer englischen Eröffnung gleicht Nakamura zuerst auch aus. Zwei ungenaue Züge geben Carlsen eine Chance, die er ergreift. Erneut gleicht der Weltmeister aus.

Nun musste eine Armageddon-Partie um den ersten Platz und eine Preisgeld-Differenz von 60.000 Dollar entscheiden. Im Gegensatz zum fünften Satz wählt Carlsen diesmal Schwarz. Im zweiten Zug überrascht er die Kommentatoren, weil er 15 Sekunden für seine Zug braucht. Später kann er darüber lachen und meint er habe geistesabwesend ein paar Einstellungen an seinem Computer verändert und plötzlich bemerkt, dass er damit Zeit verloren hatte. Aber auch das steckt Carlsen weg. Er verbessert seine Spielweise aus der dritten Partie in der Berliner Verteidigung und erhält eine gute Stellung. Nakamura nimmt noch einmal Risiko und geht aufs Ganze. Es ist aber nur mehr ein Strohfeuer. Carlsen gibt die Dame für Turm und Springer und baut eine Festung. Am Ende erlaubt die Stellung ihm mit "premoves" die Gefahr auf Zeit zu verlieren zu vermeiden. Da muss sogar "Schnellfinger" Nakamura lachend den Kopf schütteln. Das Remis macht Carlsen zum "Primus inter pares" und zum Finalsieger.

Die gesamte Online Tour war ein Riesenerfolg für chess24. Die Zuschauer strömten in Massen zu den Partien. Die Covid-19 bedingte Zwangspause am Brett wurde online bestens mit einem attraktiven Format und Kommentierungen auf hohem Niveau in 10 Sprachen gefüllt. In Englisch überzeugten im Finale Yasser Seirawan, Tania Sachdev und Peter Leko. In anderen Events waren Größen wie Kasparov, Karpow oder Judit Polgar zu Gast. Man kann davon ausgehen, dass weitere Events folgen werden. Online-Schach ist längst ein zweites Standbein für Spieler und Fans des Schachsports geworden. (wk, Foto: Turnierseite).

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