Schach - OLYMPIADE 2008 

SPECIAL


Schach-Olympiade Dresden
12.11.-25.11.2008

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Olympia Tagebuch
(Karl Heinz Schein, Walter Kastner)
TAG 7

Dresden-Tagebuch 07



Top-Partie Live im Internet

Die Schacholympiade in Dresden ist nun auch live per Video im Internet zu verfolgen. Rechtzeitig zum Spitzenspiel zwischen Deutschland und Russland konnten Schachfans weltweit auf das Video-Signal bequem von zu Hause zugreifen. Das ist die ideale Ergänzung der Echtzeit-Datenübertragung aller Partien ins Web. Seit Beginn der Schacholympiade registrieren die Organisatoren mehrere Millionen Seitenzugriffe auf die grafisch dargestellten Daten aller Schachpartien.

Nun kann sich ein Internetbenutzer zusätzlich das Videobild nach Hause holen. Ab 14.30 Uhr war gestern die Kamera auf Tisch 1 gerichtet, an dem  Gastgeber Deutschland gegen Russland spielte. Dank der neuen Technik sind somit nicht nur die Bewegungen auf dem Brett, sondern auch die Reaktionen der Spieler aus der Ferne zu verfolgen.



TV-Bilder wurden bereits in den letzten Tagen über das Internet-Fernsehen der Schacholympiade ausgestrahlt, allerdings bisher nur zeitversetzt. “Die Datenübertragung aller Schachbretter hatte oberste Priorität und sollte erst stabil laufen, bevor wir uns an den Live-Video-Stream wagen”, erklärt IT-Leiter Michael Breidung.

Wer die Bilder live im Internet verfolgen möchte, sollte dem SchacholympiadeTV Link auf der offiziellen Webseite www.dresden2008.de folgen und die Zusatzsoftware installieren. Bisher läuft das Fernsehbild nur auf Windows Rechnern, die Windows Media Player der Version 9 oder höher installiert haben.



Die Bermuda-Party ist bereits Geschichte, in einer langen, rauschenden Dancing-Night  traf sich in einem riesigen Disco-Tempel in der Innenstadt Dresdens alles, was im Schach Rang und Namen hat. So sah man auf der Tanzfläche Spieler vom Range eines Shirov,  Naiditsch,  Tkachiev oder van Welys, und selbst der stets grimmig dreinblickende „russische Bär“ Arthur Jussupov wiegte seinen Körper im Takte heißer Reggae-Rhythmen. Die österreichische Equipe hatte mehrfachen Grund zum Feiern, dazu später gleich mehr!

Heute ist der erste Ruhetag fällig, und den haben sich die TurnierteilnehmerInnen auch redlich verdient.  Die ersten 5 Runden in Dresden waren geprägt von Kampfschach, von vielen schöne Partien und bemerkenswerten Kombinationen. Auch die österreichischen Teams trugen ihr Scherflein dazu bei. So konnten wir gestern wieder spannende Kämpfe unserer Mannschaften mitverfolgen und es gibt mehrere Gründe, warum ich den Bericht heute mit den Damen beginne.


Damen Runde 5

Br. 18 CZE  Czech Republic (CZE) Elo - 36 AUT  Austria (AUT) Elo 1 : 3
9.1 IM Jackova Jana 2360 - IM Moser Eva 2376 0 - 1
9.2 WGM Kulovana Eva 2286 - WFM Kopinits Anna-Christina 2270 1 - 0
9.3 WGM Richtrova Eliska 2270 - WFM Novkovic Julia 2161 0 - 1
9.4 WFM Pertlova Sona 2239 - WIM Mira Helene 2115 0 - 1


Zum einen möchte ich die Gelegenheit nützen, im Namen der gesamten Mannschaft unseren beiden Geburtstagskindern einen herzlichen Glückwunsch auszusprechen. Gestern hatte Juli Novkovic ihren Geburtstag, und heute, am freien Tag, gratulieren wir Helene Mira zu ihrem Geburtstag. Und gerade die beiden sorgten gestern mit ihren Partien für extreme Spannung  und  Wechselbäder der Gefühle. Als Helene nach wenigen Zügen eine fehlerhafte Abwicklung forcierte und sich gleich darauf in einer hoffnungslosen Stellung befand, schien sich schon in der ersten Spielstunde die Waagschale zugunsten der favorisierten Tschechinnen zu  neigen. Doch mit dem für sie typischen Kämpferherz kniete sie sich nochmals so richtig in die Stellung hinein und es geschah das nicht mehr erhoffte Wunder: Ihre Gegnerin verlor im Versuch, besonders sauber zu gewinnen den Faden und fand sich ihrerseits schlussendlich in einem verlorenen Turmendspiel wieder. Welche Wendung der Dinge! Mit diesem Punkt kann Helene heute ihren Geburtstag bestimmt noch um einiges  besser genießen.



Leider gelang Tina dieses Husarenstück nicht, auch sie landete in einem schwierigen Turmendspiel. Ihre Gegnerin hatte einen  entfernten Freibauern mehr und alle Bemühungen, auf der anderen Brettseite noch zu Gegenspiel zu komme, waren leider vergebens.

Julia Novkovic beendete ihre Partie mit einer kleinen Kombination, die ihre Gegnerin überaschenderweise übersehen hatte. Als wir im Pressezentrum den Monitor auf Julias Stellung schalteten, sagte ich zu Walter Kastner „Achtung, jetzt muss Weiß einen guten Zug gegen das drohende Txe2 finden!“ Und just in diesem Moment geschah auch schon  „Turm nimmt auf e2“. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Julia am Zug war! Ein richtiger „Happy Birthday move!“ Congratulations!!! (Partie siehe Olympiasplitter)

Unglaublich auch die Leistung von Eva Moser. Ihr vierter Einsatz am Spitzenbrett, ihr vierter Sieg in ununterbrochener Folge. Trotz kleinerer Ungenauigkeiten (im Nachhinein war sie mit dem Vorstoß h5 nicht ganz zufrieden) spielte sie wiederum eine hervorragende Partie. Mit ihr als Zugpferd spielt momentan die gesamte Mannschaft einfach toll.  Ein großes Lob hier auch an Egon Brestian, der „seine“ Damen hochprofessionell auf ihre jeweiligen Gegnerinnen einstellt und mit seiner umsichtigen Art für ein tolles Klima in der Mannschaft sorgt. Vier Begegnungen hintereinander gewonnen, 8 Matchpunkte: Der Lohn ist morgen die Begegnung gegen Russland. Ein Traumlos, wann hat man schon die Chance, auf Tisch drei gegen die Schachnation Nr. 1 zu spielen, die eventuell mit der regierenden Weltmeisterin Kostenjuk und den berühmten Kosintseva-Schwestern antreten wird? 

Wir haben jedenfalls nichts zu verlieren.


Herren Runde 5

Br. 13 IND  India (IND) Elo - 54 AUT  Austria (AUT) Elo 3 : 1
6.1 GM Sasikiran Krishnan 2694 - GM Ragger Markus 2518 ½ - ½
6.2 GM Harikrishna P 2659 - GM Kindermann Stefan 2517 1 - 0
6.3 GM Ganguly Surya Shekhar 2603 - IM Atlas Valery 2465 1 - 0
6.4 GM Geetha Narayanan Gopal 2548 - IM Neubauer Martin 2422 ½ - ½


Zu den Herren: Freilich hat man insgeheim auf eine Sensation gegen das indische Weltklasseteam gehofft. Schlussendlich kam eine durchaus ehrenvolle 1.3 Niederlage zustande. Markus Ragger wird uns immer unheimlicher. Wie er gegen Supergroßmeister  um die 2700 El0 auch mit Schwarz mithält, ist kaum zu glauben. GM Sasikiran erhielt in keiner Phase der Partie nennenswerten Vorteil und so bot schließlich „Sasi“ ( er war der zweite Inder  nach Weltmeister Anand, der die 2700-Elogrenze überschritt) schließlich selbst das Remis an. Martin Neubauer überzeugte ebenfalls wieder mit seinen Kämpferqualitäten und hielt den Laden bis ins Endspiel hinein dicht. Seine scheinbar gefährdete Stellung im Bauernendspiel war nicht zu knacken. Die erste Niederlage im Turnier musste Stefan Kindermann hinnehmen, der in Dresden bereits zum dritten Mal seine italienische Eröffnung aufs Brett brachte. Allerdings erwies sich Pentala Harikrishna  als bestens vorbereitet und bereits nach 10 Zügen stand Weiß etwas unbequem. In schwieriger Lage setzte Stefan alles auf eine Karte und drang mit seinem Turm ins gegnerische Lager ein. Der Inder fand den einzigen, studienartigen Weg, diesen Turm zu fangen und somit die Partie zu gewinnen. Da auch Valery Atlas seine Partie verlor – seine sizilianische Verteidigung hielt dem aggressiven weißen Angriffspiel  nicht stand – setzte es eine 1:3 Niederlage. Zum erstanmal im Turnier spielen wir morgen gegen einen nominell ungefähr gleich starken Gegner, nämlich gegen die an Nr. 43 gesetzten Ägypter. Eine schwere, aber nicht unlösbare Aufgabe für unsere auf Nr. 54 gereihte Equipe. Wir wünschen jetzt schon alles Gute und freuen uns auf morgen!




Ein Blick auf Dresden:

Heute möchte ich die weltberühmte Semperoper vorstellen, die als als Hof- und Staatsoper Sachsens eine lange geschichtliche Tradition hat. Klangkörper der Semperoper ist die traditionsreiche Sächsische Staatskapelle Dresden.

Der erste Bau

Von 1838 bis 1841 errichtete der Baumeister Gottfried Semper (1803–1879) ein neues königliches Hoftheater, welches allerdings schon am 21. September 1869 einem Brand zum Opfer fiel.

Der zweite Bau

Schon bald wurde von Gottfried Semper ein zweites Gebäude entworfen, das unter Leitung seines ältesten Sohnes Manfred Semper (18381913) von 1871 bis 1878 am Theaterplatz erbaut wurde. Der Theaterbau verfügt über eine prachtvolle Innenausstattung. Über dem Portal erhebt sich eine bronzene Pantherquadriga mit Dionysos und Ariadne von Johannes Schilling. Die Westfassade der Hinterbühne zieren das sächsische Wappen, die Figuren „Liebe“ und „Gerechtigkeit“ sowie ein Kopf Gottfried Sempers. Neben dem Eingang stehen die Skulpturen von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, in den Seitennischen der Fassade die von William Shakespeare, Sophokles, Molière und Euripides. Dieser zweite Bau fiel in der Nacht des 13. Februar 1945 dem Luftangriff auf Dresden zum Opfer.


Der dritte Bau

Nach dem Zweiten Weltkrieg bereiteten 19461955 Sicherungsarbeiten sowie konzeptionelle Studien 19681976 den Wiederaufbau vor. Am 24. Juni 1977 erfolgte die Grundsteinlegung und der Wiederaufbau unter der Leitung von Chefarchitekt Wolfgang Hänsch. Anlässlich des 40. Jahrestages der Zerstörung konnte am 13. Februar 1985 die Semperoper mit Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ symbolisch wiedereröffnet werden – es war diese Oper, mit der das Opernhaus am 31. August 1944 geschlossen worden war.

Obwohl sie schon Staatsoper war, erhielt die Oper zusätzlich nach der Wende den offiziellen Titel „Sächsische Staatsoper“. Das extreme Hochwasser der Elbe im August 2002 fügte dem Opernhaus einen Schaden von 27 Millionen Euro zu. Schon drei Monate nach der Hochwasserkatastrophe eröffneten am 9. November 2002 statt wie geplant am 13. August Tänzer und die Sächsische Staatskapelle mit dem Ballett „Illusionen – wie Schwanensee“ die Spielzeit.

Im Rahmen der 800-Jahr-Feierlichkeiten der Stadt Dresden fand am 13. Januar 2006 der erste Dresdner Opernball seit 1939 statt. Die Bestuhlung war durch Tische und Stühle ersetzt worden. Im Saal, auf den Rängen und in den Logen feierten ca. 2300 Gäste sowie auf dem Theaterplatz etwa 4000 Dresdner.
















Website of the
Austrian Chess Federation


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