STM Linz - Sensationssieg von Fröwis, Titelverteidigung für Moser

Einen Sensationssieg feiert der 21-jährige Vorarlberger Georg Fröwis bei den Schach Staatsmeisterschaften 2011 in Linz. Fröwis gewinnt in der Schlussrunde gegen den favorisierten David Shengelia. Silber holt Andreas Diermair, Bronze Georg Danner. IM-Normen gelingen Fröwis, Schachinger und Schwabeneder. Im Damenbewerb verteidigt Eva Moser nach einem spannenden Finale ihren Titel vor der punktegleichen Anna-Christina Kopinits und Barbara Schink. Die Live-Übertragung von Siegfried Posch und Werner Stubenvolll sprengt am Schlusstag den Rekord der 4.000-er Besuchermarke und das allein auf der offiziellen ÖSB-Seite. Dank gebührt dem LV-OÖ mit Präsident Hermann Zemlicka und seinem Organisationsteam, angeführt von Günter Mitterhümer, für die vorbildlich durchgeführten Bewerbe. Einen ausführlichen Foto-Schlussbericht gibt es unter "Weiterlesen"...
(wk)
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Fotos: Eröffnungstag, Schlusstag
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Spannung bis zum Schluss bringen die österreichischen Staatsmeisterschaften 2011 im geräumigen Ambiente des Neuen Linzer Rathauses. Erst in den letzten Partien werden die Staatsmeister gekürt. Moser verteidigt ihren Titel, Fröwis gelingt ein Sensationssieg.

In der Allgemeinen Klasse kämpft das Trio Andreas Diermair, Georg Fröwis und David Shengelia mit je 6,5 Zählern am Punktekonto und einem Vorsprung von einem ganzen Punkt auf sieben Verfolger um den Titel. Die Entscheidung fällt in der direkten Begegnung zwischen Fröwis und Shengelia. In einer englischen Eröffnung bleibt die Partie 34 Züge im Gleichgewicht, doch das wäre für den Favoriten zu wenig, liegt er in der Zweitwertung doch klar hinter seinen Kontrahenten. Shengelia setzt mit einem Opfer alles auf eine Karte läuft aber nur dem 21-jährigen Vorarlberger ins offene Messer.


Entscheidungspartie zwischen Fröwis und Shengelia

Andreas Diermair kann gegen Florian Pötz seine Chance nicht nützen und muss froh sein den Remishafen zu erreichen. Das bedeutet Rang 2 für den Steirer aus Frauental, der in der Bundesliga für Feffernitz spielt, und einen Sensationssieg für Georg Fröwis. Die Nummer 14 der Setzliste erntet bei der Siegerehrung einen langanhalten Applaus für seine Extraleistung, die ihm zudem mit einer GM-würdigen Performance von 2630 eine IM-Norm bescherte.


Staatsmeister 2011, Georg Fröwis aus Vorarlberg


Silber für Andreas Diermair


Bronze für Georg Danner

In der Gruppe der Verfolger nützt Georg Danner seine Chance. Der Hartberger Senior schlägt Fabian Platzgummer und holt sich vor Mario Schachinger, David Shengelia und Oberösterreichs Hoffnung Florian Schwabeneder dank besserer Zweitwertung die Bronzemedaille. In den Top-10 landen noch Martin Neubauer, Florian Pötz, Helmut Kummer und Christoph Menezes. IM-Normen gelingen neben Fröwis auch Schachinger und Schwabeneder. Wiens Talent Menezes verpasst eine Norm nur um einen halben Punkt.


Rang 4 und IM-Norm für Mario Schachinger


Florian Schwabeneder - hier gegen Schroll - holt ebenfalls eine IM-Norm

Nicht weniger spannend verläuft das Finale im Damenbewerb. Eva Moser und Anna-Christina Kopinits gehen punktegleich mit je 7 Zählern in die Schlussrunde, Barbara Schink lauert mit einem halben Punkt Rückstand auf ihre Chance. Kopinits kommt mit Schwarz gegen Hackbarth gleich schwer unter Druck und steht strategisch schwierig. Doch nach einigen ungenauen Zügen ihrer Kontrahentin dreht die Niederösterreicherin die Partie, wirft damit Schink aus dem Titelrennen und legt Moser vor.


Silbermedaille für Anna-Christina Kopinits


Staatsmeisterin 2011: Eva Moser (in der Schlusspartie gegen Exler)

Die in Graz lebende Kärntnerin plagt sich am Nachbarbrett gegen Veronika Exler, die bei symmetrischer Stellung scheinbar eine Festung baut. Allerdings vergisst Exler am Königsflügel ihre Chance zu suchen, Moser dringt nach und nach mit ihren Figuren am Damenflügel ein und wenn der Gegner erst einmal hinter den Festungsmauern ist, gibt es kaum mehr Hoffnung. Moser krönt sich mit diesem Sieg zum zweiten Mal hintereinander zur Staatsmeisterin. Kopinits unterstreicht ihre Rolle als Nummer 2 im österreichischen Damenschach und Barbara Schink gelingt erstmals der Sprung auf das Stockerl.


Erste Bronzemedaille im Damenbewerb für Barbara Schink

Begonnen haben die Staatsmeisterschaften vom Start weg mit Überraschungen. In Runde eins strauchelt mit Alexander Fauland die Nummer 2 der Setzliste gegen Luca Kessler zum ersten Mal. Luca Kessler, regierender Meister in der U-14, spielt in Folge ein gutes Turnier und landet mit 4,5 Punkte im Mittelfeld. Einen Tag nach Fauland erwischt es mit David Shengelia gegen Hannes Ganaus auch den Topfavoriten. Im Gegensatz zu Fauland, er landet am Ende nur im Mittelfeld, schafft es Shengelia sich wieder an die Spitze zu kämpfen und bis zur Schlussrunde seine Chance zu wahren.


Luca Kessler, der jüngste Teilnehmer im Feld

Das Niveau im 64 Teilnehmer/innen großen Feld, Michaela Kessler hatte sich entschlossen nicht im Damenbewerb anzutreten, ist erfreulich hoch. Die Jugend drängt kräftig nach vorne und spielt im Kreis der Etablierten voll mit. Besonders gefallen neben Föwis und einem wiedererstarkter Andreas Diermair, die Jugendhoffnungen Schwabeneder (OÖ), Menezes (W), Matt (V) sowie die Kärntner Halvax und Hartl. Gemeinsam mit den B-Kaderspielern Schachinger, Pötz und Platzgummer demonstrieren sie die neue Breite im österreichischen Spitzenschach. Schade, dass Robert Kreisl krankheitsbedingt ausscheiden musste.


Die Kärntner "Buben" Halvax und Hartl

Im Kreis einer gut besetzten Spitze spielen 12 Damen ein modifiziertes Rundenturnier. Nach einer von Werner Stubenvoll vorgeschlagenen Auslosung spielt jede Dame jeweils zwei Begegnungen eines „normalen“ Rundenturnieres nicht. Zu diesem Zweck wurde das Feld gedrittelt, damit die Top-3 jeweils gegen zwei Spielerinnen des schwächsten Drittels pausieren und alle wichtigen Partien aber ausgetragen werden. Der Turnierverlauf gibt Stubenvoll recht. Die Spannung blieb bis zum Schluss erhalten.

Eva Moser und Anna-Christina Kopinits bestätigen ihre Führungsrolle im Damenschach. Dahinter kommt aber Bewegung ins Feld. Die Steirerin Barbara Schink bringt erstmals ihr Potenzial aufs Brett und spielt nach einem Auftaktsieg gegen Katharina Newrkla befreit auf. Die Wienerin steckt diese Niederlage aber weg, gewinnt tags darauf eine wichtige Partie gegen Veronika Exler und kam einem Medaillenplatz noch nahe. Exler besticht seit längerem mit ihrer Konstanz und spielt ein Turnier im Rahmen ihrer Erwartung wie Horvath, Nagy, Hackbarth und Fritz.


Talentprobe von Lisa Hapala, sie fügt Schink die einzige Niederlage zu

Eine erfreuliche Talentprobe liefert Lisa Hapala. Die noch sechzehnjährige Niederösterreicherin spielt in allen Partien gut mit, holt 50% der möglichen Punkte und einen guten 6. Platz. Anna-Lena Schnegg, die jüngste Teilnehmerin im Feld, zeigt ebenfalls ihr Potenzial, startet aber mit fünf, zum Teil nicht nötigen, Niederlagen ins Turnier. Ihre frohe Natur läßt sie das aber wegstecken. Mit zwei Punkten aus den letzten vier Partien kann Schnegg die „rote Laterne“ noch an Fritz Rebecca abgeben, der man aber auch attestieren muss besser gespielt zu haben, als es im Resultat zum Ausdruck kommt. Nicht so recht in Tritt kommt diesmal Julia Novkovic. Vom Start weg ist im Sand im Getriebe der Vorarlberger Spielerin. Dabei ist uns allen noch ihre herausragende Leistung bei der Schach-Olympiade 2010 in Khanty-Mansiysk in Erinnerung. Ihr Ergebnis bestätigt die alte Sportler-Weisheit: „Wenn es nicht läuft, dann läuft es nicht“. Hohes Lob verdient der Kampfgeist aller Teilnehmerinnen!


Anna-Lena Schnegg gegen Rebecca Fritz

Hohes Lob verdient auch die Organisation des Landesverbandes Oberösterreich. Das Neue Rathaus in Linz ist ein idealer Spielsaal, die Organisation angeführt von Präsident Hermann Zemlicka und Günter Mitterhümer war stets bemüht die Spielerwünsche zu erfüllen. Gelungen ist der Schachzug parallel die offene Landesmeisterschaft auszutragen. Die Live-Übertragung von Siegfried Posch und Werner Stubenvoll funktionierte tadellos. Die Statistik zeigt die hohe Akzeptanz von mehr als 3.000 Zuschauern pro Runde und einem Rekord von mehr als 4.000 am Schlusstag. Die Staatsmeisterschaft in Linz ist beendet, in Niederösterreich laufen bereits die Vorbereitungen für die Staatsmeisterschaften 2012, die vom 21. bis 29. Juli 2012 in Zwettl stattfinden werden.


Präsident Zemlicka mit allen Medaillengewinnern

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